Premiere Vorhang auf für die digitale Stadtführung

Für das Filmprojekt setzte sich das Team ausführlich mit der Coburger Stadtgeschichte auseinander. Auch Hubertus Habel vom Arbeitskreis „Lebendige Erinnerungskultur Coburg“ ist als Protagonist aktiv Foto: Dieter Stößlein

Mit einem besonderen Filmprojekt feiert der Arbeitskreis „Lebendige Erinnerungskultur Coburg“ einen besonderen Beitrag zum Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.“ Zur Premiere am vergangenen Mittwoch lobten die Gäste die besondere Bedeutung des Films.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Ein Hauch von Hollywood strömte am Mittwochabend durch die Vestestadt. Allerdings feierte kein actiongeladener Blockbuster seine Premiere, sondern die Reportage „Orte jüdischen Lebens in Coburg“. Einige Coburger hatten sich auf den Weg ins Dekanatszentrum St. Augustin gemacht, um sich die Erstaufführung der digitalen Stadtführung nicht entgehen zu lassen.

Der Film entstand als Beitrag zum Gedenkjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.“ Der Arbeitskreis „Lebendige Erinnerungskultur Coburg“ führt die Zuschauer gemeinsam mit dem Evangelischen Bildungswerk und der Stadt als Kooperationspartner an 14 lokale Stationen, wie beispielsweise das Judentor oder den Friedhof der Familie Simon. Dort erklären die Protagonisten ausführlich die erhaltenen jüdischen Spuren und den beeindruckenden geschichtlichen Hintergrund. So können selbst waschechte Coburger noch vieles über ihre Heimatstadt lernen.

So aktuell wie lange nicht

Wie es sich für eine richtige Uraufführung gehört, nahmen auch mehrere internationale Gäste an der Veranstaltung teil. So begrüßte Pfarrer Dieter Stößlein Zuschauer aus Amerika, Australien, Kanada und England, die per Internet der Filmpremiere beiwohnten. „Die Dreharbeiten fanden an vier Drehtagen Anfang Mai statt. Entstanden ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur jüdischen Lebens in Coburg“, erklärte Stößlein. „In unserem Beitrag thematisieren wir die Vielfalt des jüdischen Lebens in unserem Alltag. Er ist ein Beitrag für eine offene Gesellschaft, in der jüdische Familien gerne und sicher leben können“, betonte Franziska Bartl vom Arbeitskreis.

Bürgermeister Thomas Nowak erinnerte bei seiner Begrüßung daran, wie wichtig die Reportage in unserer heutigen Zeit sei: „Aufgrund neuer antisemitischer Bewegungen und Übergriffe sehe ich dieses Projekt als absolut notwendig an. Die Erinnerung an das jüdische Leben unserer Stadt ist für mich besonders wichtig.“ Nowak ging dabei auch auf seine persönliche Familiengeschichte ein. Sein Großvater sei ein Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald gewesen und in den 60er Jahren nach Israel ausgewandert. „Ich lernte meinen Großvater leider nie kennen“, so Nowak.

Pünktlich um 19.30 Uhr öffnete sich dann der Vorhang für die Filmpremiere. Das Publikum machte sich auf zu der 75-minütigen Stadtführung. Dabei erhielten die Zuschauer einen ausführlichen Überblick vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Die Protagonisten fokussieren sich dabei auf die jüdische Gemeinde im 19. und 20. Jahrhundert. Das macht den Film zu einem Mosaikstein in der Coburger Erinnerungskultur.

Nachhaltigkeit im Fokus

Die zugeschalteten Gäste hatten während der Vorführung die Möglichkeit, per Internet Fragen zu stellen und über die gezeigten Szenen zu diskutieren. Für die Premiere war auch eine Diskussionsrunde für das Saalpublikum eingeplant. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit des Evangelischen Bildungswerks mit der Initiative Stadtmuseum durchgeführt, die sich selbst als Akteure der lebendigen Erinnerungskultur Coburgs einbrachten.

Das filmische Meisterwerk soll künftig auch der Bildungsarbeit dienen und ist für den Schulunterricht verwendbar. Dadurch zeigt die digitale Stadtführung einen hohen Grad an Nachhaltigkeit. „Die Recherchen für das Projekt haben uns sehr gefordert und uns teilweise an unsere Grenzen gebracht. Aber es hat sich gelohnt“, so Franziska Bartl.

Der Film „Orte jüdischen Lebens in Coburg“ ist ab sofort über den Youtube-Kanal und die Facebook-Seite der Lebendigen Erinnerungskultur abrufbar. Außerdem können sich die Coburger das Projekt dauerhaft über die Homepages der Stadt Coburg, des Evangelischen Bildungswerks und der Initiative Stadtmuseum ansehen.

Autor

Bilder