Prinzessinnen-Krönchen Kostbare Diademe auf adligen Köpfen

Dominika Bulwicka-Walz

Sie zieren Köpfe und scheinen auf der Haarpracht zu schweben. Doch der Schein trügt: Eine Tiara aufzusetzen ist eine hohe Kunst und auch Prinzessinnen dürfen das Schmuckstück nicht nach Lust und Laune tragen. Wir erklären die Regeln.

 
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Kaum zu glauben: Lady Louise Windsor wird am 8. November 20 Jahre alt! Die Tochter der Duchess’ und des Dukes von Edinburgh hat ihren Führerschein in der Tasche und studiert bereits an der St. Andrews Universität. Lady Louise ist volljährig.

Das bedeutet auch, sie dürfte, dem britischen Palastprotokoll zufolge, bereits ein Diadem, auch Tiara genannt, tragen. Theoretisch. Fakt ist man hat die Nichte von König Charles III. noch nie mit diesem Schmuckstück gesehen. Und das hat einen Grund.

Wann schmückt das Diadem erstmals den Kopf?

Auch Queen-Enkelin Zara Tindall (geb. Phillips) hatte ihr Tiara-Debüt bei ihrer eigenen Hochzeit 2011. Foto: www.imago-images.de/imago stock&people via www.imago-images.de

Hach, sind die schön! Mit einer Tiara auf dem Kopf ist der große Auftritt garantiert. Allerdings: Das Tragen unterliegt strengen Regeln. Die meisten adligen Damen tragen ein Diadem zum ersten Mal an ihrem Hochzeitstag. So trugen beispielsweise die drei Enkelinnen der verstorbenen Queen Elisabeth II., Beatrice und Eugenie sowie Zara Phillips (heute Zara Tindall) erstmalig eine Tiara am Tag ihrer Vermählung.

Doch Augenblick: Prinzessin Anne, Tochter der verstorbenen Queen Elisabeth II., trug bereits Jahre vor ihrer Vermählung mit Mark Phillips (1973) ein Diadem. Auch die jüngere Schwester der Queen, Prinzessin Margaret schmückte ihr Haupt mit einer Tiara noch bevor sie 1960 vor den Traualtar getreten ist. Beiden Prinzessinnen war das erlaubt, da beide zu diesem Zeitpunkt als „Workings Royals“ galten, also voll und ganz für das Königshaus arbeiteten. Und, damit wären wir auch bei Lady Louise, die sich noch in der Ausbildung befindet.

Lady Louises Mutter, Sophie Duchess of Edinburgh geht auch nicht davon aus, dass ihre Tochter vor ihrem endgültigen Universitätsabschluss unter die „Vollzeitroyals“ gehen wird, wie sie in einem Interview aus dem Jahr 2020 mit „The Sunday Times“ gestand. Damit wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir Lady Louise in einem Diadem sehen werden.

Wann ist ein Diadem angemessen?

Prinzessin Margaret, Schwester der britischen Königin Elisabeth II., 1958 im „Lotus Flower Diadem“, das später an Prinzessin Kate weitergegeben wurde. Foto: www.imago-images.de/Courtesy Everett Collection

Obwohl wir Herzogin Kate, Königin Camilla, Kronprinzessin Victoria von Schweden oder ihre Schwester Madeleine oft mit einer Tiara sehen, ist es mitnichten so, dass dieser juwelenbesetzte Kopfschmuck von den adligen Damen nach Lust und Laune getragen werden darf.

Vor einigen Jahrzehnten war es durchaus üblich, Tiaras bei Film- oder Theaterpremieren zu tragen. Zahlreiche Fotografien von Prinzessin Margaret zeigen sie als junge Frau bei solchen Events mit einem kostbaren Diadem auf dem Kopf.

Heute allerdings werden Diademe erst dann aus der Schatzkammer geholt, wenn der Dresscode „White Tie“ lautet. Das ist die formellste aller Kleiderordnungen für den Abend, Frack und Abendkleid sind ein Muss. „White Tie“ ist verpflichtend für Bankette, Staatsbesuche und Hochzeiten.

Außerdem werden Diademe nur in Innenräumen getragen und ausschließlich nach 17 Uhr. Mit einer Ausnahme: Hochzeitsfeiern. Trauungen finden in der Regel tagsüber statt. Und die Bedeutung einer Trauung rechtfertigt ein Diadem.

Tauschen die Trägerinnen ihre Tiara?

Die „Halo Tiara“ von Cartier Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Guibbaud-Mousse-Nebinger-Orban/ABACA

Zwar sehen wir Kate immer wieder im „Lover’s Knot“-Diadem, dem Kopfschmuck, der dank ihrer verstorbenen Schwiegermutter Prinzessin Diana weltberühmt wurde. Doch weder Prinzessin Anne noch die Duchess of Edinburgh haben das Diadem jemals getragen. Warum? Ein Diadem wird ihrer Trägerin als lebenslange Leihgabe ausgehändigt.

Prinzessin Kate hatte von der Queen drei Diademe als eine solche Leihgabe bekommen: „Halo Tiara von Cartier“, „Lover’s Knot“, „Lotus Flower“ und damit das alleinige Nutzungsrecht erhalten. Sich untereinander austauschen? Das geht leider nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel: Das Hochzeitsdiadem von Queen Elisabeth II. trug auch ihre Tochter Anne bei ihrer Hochzeit mit Mark Phillips im Jahr 1973.

Fast fünf Jahrzehnte später führte die Queen-Enkelin Beatrice diese Tradition fort, als sie nicht nur ein Kleid der Queen trug sondern auch besagtes Diadem zu ihrer eigenen Hochzeit mit Edoardo Mapelli Mozzi aufsetzte. Mehr Vintage und mehr Tradition gehen kaum.

Aufsetzen und fertig? Ganz und gar nicht.

Bei Kronprinzessin Victorias Diadem ist das vom Samtband umwickelte Gestell gut zu erkennen. Es „verschwindet“ in ihrer Frisur. Foto: www.imago-images.de/Charles Hammarsten/TT

Was am Ende für alle sichtbar ist, ist das mit edlen Steinen verzierte Schmuckteil. Elegant und mühelos schwebt es über den kunstvoll frisierten Haaren auf. Doch bis es so weit ist, muss ganz schön viel passieren. Ein Diadem zu tragen ist eine große Kunst, das Befestigen ebenfalls.

Man muss sich ein Diadem als unflexiblen und schweren Haarreifen vorstellen. Das eigentliche Schmuckstück ist auf einem metallenen, kreisförmigen Gestell befestigt. Und die gesamte Konstruktion hat es in sich. Tiaras sind schon mal mit 500 Steinen besetzt und damit schwer. So hatte Prinzessin Diana geklagt, dass ihre Lieblingstiara die „Lover’s Knot“ so schwer sei, dass sie Kopfschmerzen davon bekommen würde. Konkret bedeutet das: Sitzt die gesamte Konstruktion nicht fest genug, kann die Tiara verrutschen.

Wie geht der Stylist hier nun vor?

Hier ist Frisiererfahrung gefordert: Königin Silvias Tiara sitzt wie von selbst auf dem Kopf der Königin. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Jonas Ekströmer/TT

Das Drahtgestell des Diadems wird zunächst mit einem Samtband umwickelt, das möglichst nah an die Haarfarbe der Trägerin herankommt. Die Frisur wird gestylt und bekommt ein zusätzliches Zöpfchen, das um den Kopf gelegt wird, an das die Tiara geklemmt, manchmal auch „genäht“ werden kann. Und jetzt kann das Diadem in die Frisur eingebaut, eingeflochten und befestigt werden.

Als perfekter Platz auf dem Kopf gilt heute der Punkt rund drei Zentimeter hinter dem Haaransatz. So würden die Edelsteine am besten zur Geltung kommen. Das war allerdings nicht immer so. Vor 100 Jahren war es en vogue, die Tiara über der Stirn zu tragen.

Doch auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir erinnern uns an Prinzessin Dianas legendären Auftritt bei einem Staatsbesuch in Australien im Oktober 1985. Die Prinzessin trug eine Smaragd-Halskette als Stirnband und die ganze Welt war begeistert.

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