Das kann man als Sittenverfall beklagen. Oder aber man nimmt es mit Gelassenheit. Das Besondere an den „Buddenbrooks“ ist nicht nur, dass der Nobelpreisträger den Zerfall einer Familie zelebriert, sondern auch jenen des protestantischen Christentums. So suchen die Frauen im Roman angesichts des sich abzeichnenden Verfalls Trost in religiösen Ritualen, die diesem allerdings nicht wirksam entgegenwirken können. Was sagt uns das? Hängt der Haussegen schief, helfen auch feste Rituale nichts, mögen sie auch noch so erhaben daherkommen. Das krampfhafte Festhalten an ihnen erzeugt ganz im Gegenteil nur übersteigerte Erwartungen, die zwangsläufig zu Enttäuschungen führen. So wie heutzutage Paare nicht mehr bis zur Hochzeit warten müssen, um das Ehebett zu teilen, so darf auch der Baum ruhig schon vor Heiligabend enthüllt werden.