Das Internet als Scham-Treiber?
Solche Debatten über mehr nackte Tatsachen hält der Medizinhistoriker Stoff jedoch für wenig repräsentativ. Er sieht das Internet vielmehr als Antreiber einer gewissen Art von Scham. In den Selbstdarstellungen etwa bei Instagram dominiere heute stets eine Idealisierung des Körpers mit straffer Haut.
„Die meisten Bilder werden nachbearbeitet. Am Strand können wir uns aber nicht noch mal durch den Filter ziehen. Das ist meines Erachtens eher ein Grund, warum es ein Unwohlsein in Sachen Nacktheit gibt. Die Realität ihres Körpers macht vielen Menschen Angst und wird deshalb abgelehnt. Ich halte das für entscheidender, als dass es eine Reprüderisierung gibt oder religiöses Denken auf dem Vormarsch ist.“
Nacktheit schafft Konkurrenz
Auch wenn am Strand durchaus Leute unvollkommene Körper zur Schau trügen, empfänden viele für sich persönlich einen Druck, sich dem angeblichen Ideal anzunähern. „Schnell fühlt man sich als Versagerin oder Versager, der oder dem es nicht gelungen ist, den idealen Körper zu formen. Das nimmt natürlich die Freude an der Nacktheit, schafft Stress und Konkurrenz.“
Eine Konkurrenz, die ansonsten die Kleidung zu überdecken helfe. „Wer sich etwa wegen seines Berufs oder Geldes gesellschaftlich höherrangig fühlt, empfindet sich dann nackt am Strand womöglich einem jungen Proletarier, der sehr viel Zeit in der Muckibude verbringt, unterlegen.“
Hintergrund
Umfrage
Auf Basis der YouGov-Umfrage wurden im Juli 2053 Personen mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind laut YouGov repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Fragestellung
Die genaue Frage lautete: Wie wohl fühlen Sie sich an Orten, an denen man nackt ist, beispielsweise am FKK-Strand oder in der Sauna? Unterschieden wurde nach: sehr wohl/eher wohl/eher unwohl/sehr unwohl/ich meide solche Orte grundsätzlich/weiß nicht, keine Angabe.