Protest gegen Windräder Aus Ängsten werden Bilder

Peter Tischer
Yvonne Engel hat ihre Wut und ihre Ängste wegen der Windkraftanlagen auf dem Kraiberg in Bildern verarbeitet Foto: Peter Tischer

Familie Engel aus Mittelwasungen leidet unter den Windrädern auf dem Kraiberg. Ihre Gefühle und ihre Kritik verarbeitet sie per Pinsel.

 
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Mittelwasungen - Wenn Familie Engel aus ihrem Haus blickt oder auf ihrer Terrasse sitzt, dann kann sie unberührte Natur erleben. Der Rotmilan kreist genauso wie der Schwarzstorch über ihrem Grundstück, Hasen und Rehe sagen sich gute Nacht, und die Getreidefelder wiegen sich in der Sonne.

Alles perfekt also? Mitnichten, denn auf dem nahen Kraiberg drehen sich Windräder der Marke General Electric (GE). Mit ihrem Brummton machen sie der Familie Engel – und nicht nur ihr – das Leben zur Hölle. „Wir sind nicht gegen erneuerbare Energien wie die Windkraft, doch der Windpark mit GE Windenergie-Anlagen macht uns krank“, stellt Yvonne Engel klar. „Ich bin dagegen, dass Menschen belastet werden und dass ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt wird.“

Ihren Ängsten, Empfindungen und Forderungen hat sie nun freien Lauf gelassen und sie in einem Projekt kanalisiert. Sie hat zu Pinsel und Palette gegriffen und ihre Emotionen in bislang fünf Bildern festgehalten. „Es ist meine Art, mit meinem Kummer, meinen Sorgen und Ängsten umzugehen, sie zu verarbeiten“, erzählt sie weiter.

Monoton klingt ihre Stimme dabei, fast roboterähnlich. Zu oft sei sie schon enttäuscht worden, sagt sie. „Chaos im Kopf“ heißt deshalb auch ein Bild, das verdeutlicht, dass „mitunter so viele Gedanken im Kopf herumschwirren, dass man sich kaum noch konzentrieren oder gar abschalten kann“, erläutert sie ihre Intention dazu.

Das „Gedanken-Hamsterrad“ stoppe nie, „selbst beim Abendessen mit der Familie scheint es nichts Wichtigeres zu geben als das Thema Windpark“, beschreibt die Künstlerin. Eigentlich kleine Aufgaben würden Stress auslösen oder würden zur großen Herausforderung. „Vor lauter Baustellen, ausgelöst von den Schallemissionen der Windkraftanlagen, wie Kopfschmerzen, Leistungsabfall, innerliche Unruhe, eine Art Unwohlsein im Bauchraum, Schwindelgefühl und Schlafmangel, die uns fast täglich begleiten, wissen wir oftmals gar nicht, wo wir anfangen sollen. An konzentrierte Arbeit ist kaum noch zu denken“, schildert sie die Probleme ihrer Familie.

Das Bild „Böses Erwachen“ zeigt die Emotionen ihrer Kinder zwischen Freude einerseits und Kummer, Angst und Wut andererseits. Gemalt hat sie es mit ihren Töchtern Lilly-Marie und Leni-Hanna. „The neverending Story“ beleuchtet die permanenten Probleme, die ihrer Meinung nach von den GE-Anlagen ausgehen. Dazu passt auch das Werk „Fettschleuder“, das aufzeigen soll, dass der Umweltschutz so gar nicht beachtet worden sei beim Bau der Windkraftanlagen.

Fertiggestellt und im Außenbereich des Anwesens am Kornweg in Mittelwasungen aufgestellt ist auch schon das Bild „Amplitude“, das die Geräusch-Emissionen kritisiert. „Seit Inbetriebnahme der Anlagen wird dieser Brummton, auch ‚Tonhaltigkeit‘ bezeichnet, von den Anwohnern beanstandet“, erklärt die 44-Jährige. Das sechste Kunstwerk ist derzeit in Arbeit. Es trägt den Titel „Eiswurf“ und zeigt die Gefahr auf, die von den drehenden Rotorblättern im Winter ausgehen könne.

Während weitere Bilder zu den GE-Windkraftanlagen entstehen, gibt es von Yvonne Engel parallel dazu ein anderes Projekt: „Derzeit entsteht ein abstrakter Jahresrückblick. Mein Ziel ist es, in der Fernsehsendung ‚Menschen 2021‘ aufzutreten und mein Anliegen zu präsentieren“, erklärt sie. Zwei Kunstwerke entstehen so für jeden Monat – von der Plastik über das Bild bis hin zur Skulptur.

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