Protest wegen Pater Theiler Offene Worte Richtung Würzburg

Wegen der für Herbst geplanten Ruhestandsversetzung von Pater Rudolf Theiler haben sich nun die beiden Bürgermeister der betroffenen Pfarrgemeinden in Ebern und Pfarrweisach gemeinsam in einem offenen Brief an Würzburg gewandt – und zwar direkt an den Bischof. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die geplante Ruhestandsversetzung von Pater Rudolf Theiler ruft in Ebern und Pfarrweisach viel Unverständnis hervor. Nun schreiben die Bürgermeister an den Bischof.

 
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Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen, heißt es. Nach der Berichterstattung über die Pläne der Diözese Würzburg, Pater Rudolf Theiler gegen dessen Wunsch zum Herbst in den Ruhestand zu versetzen (die Neue Presse berichtete), haben sich nun die beiden Bürgermeister der betroffenen Pfarrgemeinden in Ebern und Pfarrweisach gemeinsam in einem offenen Brief an den Würzburger Bischof Franz Jung gewandt – „nachdem alle bisherigen Eingaben der Kirchengremien vor Ort mehr oder weniger kein praktikables Ergebnis gebracht haben“, wie Jürgen Hennemann (SPD) und Markus Oppelt (CSU) schreiben.

Es läge ihnen fern, in interne Entscheidungen von außen einzugreifen, sagen die Bürgermeister. „Wir möchten aber gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen, da wir sehen, dass ein dringender Handlungsbedarf bei der Seelsorge besteht und wir der Auffassung sind, dass eine Pfarrstelle für die beiden großen Gemeinden Pfarrweisach und Ebern viel zu wenig ist und die notwendigen seelsorgerischen Auf gaben nicht von einer Person wahrgenommen werden können.“ Schon die ehemals drei Pfarreien in Ebern würden einen Priester voll auslasten. Insofern hätte man sich schon lange eine Unterstützung und Entlastung für Pater Theiler gewünscht, der seit vergangenem Jahr neben der Pfarreiengemeinschaft (PG) „Gemeinsam unterwegs“ Ebern-Unterpreppach-Jesserndorf auch noch die PG „St. Kilian und Weggefährten“ Pfarrweisach als Pfarradministrator betreut.

Wie Würzburg in diversen Briefen und zuletzt auch gegenüber der Neuen Presse bestätigt hatte, plant die Diözese einerseits eine Neubesetzung der Pfarrstellen im Herbst, will andererseits aber auch so lange auf die Dienste des Eberner Paters zurückgreifen, bis eine Nachfolge gefunden ist. Im einen Fall eine sehr kurzfristige Entscheidung, zumal Pater Theiler bislang von einem Ruhestand in einigen Jahren ausgegangen war, im anderen Fall eine für Würzburg bequeme, für jeden Arbeitnehmer aber kaum zumutbare Lösung. Diverse Kirchenmitglieder aus dem Eberner Raum und sogar Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider (CSU) hatten sich für ein längeres Verbleiben von Rudolf Theiler in seinem Amt ausgesprochen – auch, weil man berechtigterweise fürchtet, eine erst einmal unbesetzte Pfarrstelle lange nicht wieder besetzt zu bekommen.

Die befürchten auch die Bürgermeister Hennemann und Oppelt. „Jetzt auch noch Pater Rudolf in den Ruhestand schicken zu wollen, trifft hier bei uns in den Gemeinden auf völliges Unverständnis und verschärft nicht nur die Situation vor Ort, sondern macht auch eine Nachbesetzung viel schwieriger“, schreiben sie: „Die Kirche sollte froh sein, dass ein anerkannter und beliebter Pfarrer sich im Alter von 71 Jahren noch zur Verfügung stellt.“ Gerade in der aktuellen Situation der Kirche und angesichts der Personalprobleme der Kirche sei die Ruhestandsversetzung von Pater Theiler nicht nachzuvollziehen – und zwar gerade dann nicht, wenn der Betroffene erkläre, weiter zur Verfügung zu stehen.

„Für Ebern wäre diese überstürzte und nicht nachvollziehbare Ruhestandsversetzung ein herber Verlust“, heißt es in dem Schreiben, das neben dem Bischof auch die betroffenen Kirchengemeinden sowie die Stadt- und Gemeinderäte erhalten haben. „Pater Theiler ist ein aufrechter und verlässlicher Mitstreiter in vielen Angelegenheiten, auch über die Kirchengrenze hinaus, wie zum Beispiel erst kürzlich gegen die rechtsextremistischen Auftritte“, schreiben die Bürgermeister: „Er ist in seiner Kirche und den politischen Gemeinden ein hoch geschätzter Kirchenmann mit gesundem Menschenverstand.“ Darüber hinaus sei er eine große Stütze und wichtige Person der katholischen Kirche vor Ort. Die Unterzeichner verdeutlichen ihr Unverständnis über das Gebaren aus Würzburg. Rudolf Theiler habe so oft ausgeholfen, auch durch seine Kontakte, „und jetzt soll über seinen Kopf hin weg entschieden werden“, heißt es: „Das zeugt nicht von einem Miteinander.“

Jürgen Hennemann und Markus Oppelt bitten den Würzburger Bischof ausdrücklich, nicht an der Ruhestandsversetzung festzuhalten: „Machen Sie diesen Fehler nicht, besonders dann, wenn keine Nachbesetzung in Aussicht ist.“

Schon die Debatte darüber vor Ort schwäche die katholische Kirche weiter und bringe auch viele noch sehr Aktive zum Zweifeln und Resignieren gegenüber ihrer Kirche. Vielmehr sei es sinnvoll, die Kompetenz und Erfahrung des 71-Jährigen mit einem Nachfolger gemeinsam zu nutzen und eine Zeit lang eine personelle Verstärkung zu haben. „Am besten wäre, aus unserer Sicht, eine Einarbeitung eines Nachfolgers durch Pater Theiler und den Übergang gemeinsam zu gestalten“, schreiben die Bürgermeister. „Von seiner Erfahrung, Art und Umgang mit den Menschen, kann jeder etwas lernen.“

Abschließend wird Bischof Franz Jung nach Ebern eingeladen, um die Situation gemeinsam vor Ort zu besprechen und nach Lösungen zu suchen, alternativ würde man auch nach Würzburg kommen.

Das neueste Schreiben nach Würzburg ist aber nicht die einzige Reaktion. Sehr viele Menschen hätten sich nach Erscheinen des Artikels bei ihm gemeldet, sagt Pater Rudolf Theiler. Per Mail, per Whatsapp-Nachricht, oder auch persönlich. „Nicht nur von hier waren die Leute“, verrät der Pfarrer: „Auch viele Nichtkatholiken und von außerhalb, auch Zuschriften von Leuten, die ich gar nicht kenne.“ Inhaltlich seien alle Reaktionen gleich gewesen: „Volles Unverständnis und Wut auf die Amtskirche“, fasst Rudolf Theiler zusammen. Die Menschen hätten ihn bedauert und ihm Kraft gewünscht. Auf die Frage, was sie tun könnten, habe er empfohlen: einen offenen Brief an den Bischof schreiben.

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