Beide, BMW und Cube, gehen davon aus, dass die Lastenräder für viele Menschen eine Alternative zum Zweitwagen werden. „Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass in Paris einmal Tempo 30 gelten könnte?“, sagt Nils Hausdorf. Mittlerweile kämen Radfahrer in Städten schneller voran als Autofahrer. „Während letztere viel Zeit verschwenden, um einen Parkplatz zu finden, kann man sein Rad auch schnell mal auf einem Grünstreifen abstellen.“
Breitere Reifen, stärkere Bremse
Auch Jochen Karg, Leiter für Fahrzeugkonzepte im Bereich Neue Technologien bei BMW, glaubt, dass sich die Lastenräder in noch stärkerem Maße durchsetzen werden. „Als Premiumanbieter wollen wir die lebenswerte Innenstadt der Zukunft aktiv mitgestalten. Da in den Innenstädten der Verkehr immer weiter zunimmt, können Kleinfahrzeugkonzepte erheblich zur Verbesserung der innerstädtischen Mobilität beitragen.“
BMW will nicht selbst in den Fahrradbau einsteigen, sieht aber über Lizenzabgaben eine gute Möglichkeit, Umsätze zu generieren. Dies zeigt, wie ernst es den Münchnern mit dem Lastenrad der Zukunft ist.
Noch ist das Konzept-Rad nicht völlig ausgereift, da es innerhalb kurzer Zeit entwickelt worden ist. „Wir arbeiten noch an einigen Detaillösungen“, sagt Cube-Produktmanager Hausdorf. So wird das endgültige Rad nicht mehr den Zusatz „inspired by BMW“ tragen, wie noch bei der IAA. Letztlich wird das Dynamic Cargo ein reines Cube-Rad. Außerdem sind dickere Bremsscheiben und eine massivere Kette notwendige Verbesserungen. „Das Rad muss absolut zuverlässig sein, eben weil es vielen Menschen den Zweitwagen ersetzen wird.“ Die jetzt 65 Millimeter breiten Reifen werden drei Millimeter breiter und der Mantel unplattbar sein.
Die hinten angebrachte Transportbox ermöglicht ein leichteres Lenken. Hausdorf glaubt nicht, dass Eltern die Platzierung stört, wenn sie Kinder transportieren.
Noch weitere Innovationen haben die Cube-Techniker für das Dynamic Cargo vorgesehen. Ein neuer Elektro-Motor wird von Anfang an eine gute und gleichmäßige Unterstützung bieten, da er erkennt, wie schwer die Last ist. Mit einer Akkuladung lassen sich 50 Kilometer zurücklegen und dank eines optionalen Smart-Systems ist das Rad GPS-überwacht, was potenzielle Diebe abschreckt.
Rad mit GPS-Überwachung
Noch gibt sich Cube zurückhaltend mit den Verkaufsprognosen. Die neuen, auf Nachhaltigkeit ausgelegten Mobilitätstrends sprechen allerdings für einen Erfolg.
Alles andere als bieder
Die Frankenpost hat einen Vormittag lang das Lastenbike Dynamic Cargo von Cube getestet. Der erste Eindruck ist positiv: Das Rad wirkt regelrecht filigran, obwohl es sich um eine Familienkutsche auf drei Rädern handelt. Auf dem Kurvenparcours jedenfalls lässt sich das Rad problemlos steuern. Dies liegt vor allem an dem Gleichlaufgelenk, das den Korb und das übrige Rad verbindet. Dank ihm dreht sich das Vorderrad auch bei schneller Fahrt geschmeidig in die Kurve, während der Korb ruhig mitläuft und nicht etwa das gesamte Gefährt nach außen driften lässt. Apropos Korb: In dem lassen sich alternativ zwei Kästen Bier transportieren oder die Tochter vom Kindergarten abholen.
Der Motor pusht das Rad auf 25 Stundenkilometer, was in jeder Großstadt ausreichen dürfte, um an den stop-und-go-fahrenden Autos vorbeizuziehen. Auf dem Fahrradweg treibt das Dynamic Cargo dem Fahrer ebenfalls nicht den Angstschweiß auf die Stirn, da es an der breitesten Stelle lediglich 72 Zentimeter misst und so problemlos zwei Fahrräder nebeneinander passen.
Ob das Dynamic Cargo für den Alltag taugt?
In Großstädten kann es sicherlich den Zweitwagen ersetzen. Im Fichtelgebirge ist es ebenfalls ein denkbarer Autoersatz, so die Fahrradweg-Infrastruktur noch etwas dichter wird.
Wer nur im Keller Platz zum Abstellen des Rades hat, wird mit dem 48 Kilogramm schweren Rad (Leergewicht) Probleme bekommen.
Lastenräder für Marktredwitz
Die Stadt Marktredwitz vermietet seit Mitte Juli Cube-Lastenräder (nicht das Dynamic Cargo) an die Bürger. Bislang ist die Resonanz gering. „Wir setzten die Räder bisher verwaltungsintern ein“, teilt Pressesprecherin Claudia Hiergeist auf Nachfrage mit. „Die Verwaltungsmitarbeiter haben damit viele hundert Kilometer zurückgelegt.“ Die Verantwortlichen hoffen, dass in Zukunft mehr Bürger das Angebot nutzen. Allerdings: Vor der Fahrt ist eine Einweisung notwendig.
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