Prozess vor dem Coburger Landgericht Nach dem Fest flogen die Fäuste

Mathias Mathes
Die näheren Umstände sind unklar. Fakt ist: Es floss mal wieder jede Menge Alkohol. Foto: picture alliance/dpa/Volker Hartmann

Ein 35-Jähriger wurde in Mitwitz brutal zusammengeschlagen. Vor Gericht präsentieren die beiden Beschuldigten nun jedoch eine andere Version der Tat.

 
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Nach einem Feuerwehrfest im vergangenen Sommer in der Marktgemeinde Mitwitz (Landkreis Kronach) sind nicht nur die Fäuste geflogen. Ein schon am Boden liegender Mann soll auch mit Fußtritten traktiert worden sein, weswegen sich zwei junge Männer seit Dienstag am Landgericht Coburg wegen versuchten Totschlags verantworten müssen.

Passiert sein soll laut Coburger Staatsanwaltschaft, beim Prozess vertreten durch Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch, Folgendes: Ein 20-Jähriger aus dem Landkreis Kronach und ein 21-Jähriger aus dem Landkreis Sonneberg hatten auf dem Fest und schon davor reichlich dem Alkohol zugesprochen. Sie blieben bis in die frühen Morgenstunden. Als Lichter und Musik längst ausgegangen waren, trafen die beiden auf einem Firmenparkplatz, den die Festbesucher nutzen konnten, auf einen 35-Jährigen. Aus einem Wortwechsel sei schnell eine Schlägerei geworden, so Rosenbusch. Als der Geschädigte am Boden gelegen habe, hätten die beiden Angeschuldigten auf ihn eingetreten. „Den Beschuldigten war dabei bewusst, dass Tritte gegen den Kopf zum Tod des Opfers führen können“, erklärte der Anklagevertreter. Den Geschädigten hätten sie schließlich mit erheblichen Verletzungen auf dem Parkplatz zurückgelassen.

Ganz anders sehen das die Angeklagten. Von der Vorsitzenden Richterin Jana Huber nach seiner Beteiligung an dem Vorfall befragt, antwortete der 20-Jährige: „Ich habe mich verteidigt, weil ich angegriffen wurde.“ Schon „sehr sehr stark betrunken“ sei er nach dem Besuch des Schützenfests in Lichtenfels bei dem Feuerwehrfest eingetroffen. Der 35-Jährige habe ihn erst provoziert und ihn dann geschlagen. Sein Begleiter, der 21-jährige Mitangeklagte, „hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun“. Er habe ihm nur helfen wollen. Der 21-Jährige räumte ein: „Ich habe ein massives Alkoholproblem.“ An einem Tag trinke er „ein, zwei Flaschen Wodka auf jeden Fall“. Auch vor dem Feuerwehrfest habe er eine Menge getrunken. In einer von seinem Verteidiger Klaus Spiegel vorgetragenen Erklärung schilderte er den Geschädigten als „stark betrunkenen Typ“, der plötzlich auf dem Parkplatz erschienen sei und „schwer verständliches Zeug“ von sich gegeben habe. Zwischen ihm und dem 20-Jährigen sei es zu einem Streit gekommen. Dann habe der Ältere zuerst zugeschlagen. Mittlerweile sei auch die Mutter des 20-Jährigen hinzugekommen. Sie habe die beiden Beschuldigten gefahren. Dem 35-Jährigen hätten sie dann angeboten, ihn nach Hause zu bringen, was dieser abgelehnt habe.

Völlig anders schilderte der 35-Jährige den Vorfall. Der 20-Jährige, den der Zeuge den „Haupttäter“ nannte, habe ihn unvermittelt angemacht. Er habe sich vor ihm aufgebaut und eine bedrohliche Haltung eingenommen. „Mit einem Faustschlag hat er mir die Nase gebrochen“, sagte der Geschädigte. Beide Schläger hätten ihn dann gemeinsam zu Fall gebracht. „Ich lag am Boden, schreiend, blutend“, schilderte der Zeuge. Beide Beschuldigte hätten auf ihn eingetreten, er sei überall am Körper, auch am Kopf, getroffen worden.

Wer ihm welchen Tritt versetzt habe, könne er nicht sagen. Er habe zu seinem Schutz die Augen geschlossen. Auf Nachfrage des Gerichts identifizierte er die nicht weit weg von ihm sitzenden Angeklagten als „Haupttäter“ und „Nebentäter“. Ja, auch er habe viel getrunken, sei aber durchaus noch Herr seiner Sinne gewesen.

Weitere Verhandlungstermine: Freitag, 24. Februar, und Mittwoch, 1. März,

jeweils 9 Uhr.

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