Kiefer forscht eigentlich zur Wissensspeicherung im Gedächtnis. Aber vor ein paar Jahren baten ihn Kollegen aus der Uniklinik der Frage nachzugehen, warum Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen häufig Kuscheltiere in die Klinik mitbringen. "Wir haben herausgefunden, dass Kuscheltiere die Funktion eines sogenannten Übergangsobjektes haben. Das ist für diese Patienten ganz essenziell - das Kuscheltier hilft ihnen, sich beruhigen zu können", sagt Prof. Kiefer.
Auch für Kinder sind Kuscheltiere Übergangsobjekte. Sind ihre Bezugspersonen, allen voran die Eltern, mal nicht da, kann das Angst auslösen. "Dann benutzen Kinder diese Objekte stellvertretend, um sich zu trösten", erklärt der Neurowissenschaftler.
Wenn der Nachwuchs dann stabile Bindungskonstrukte aufgebaut hat - also darauf vertraut, wer geht, kommt auch wieder zurück -, verlieren die Kuscheltiere eigentlich diese Rolle. "Für Borderline-Patienten bleibt der Gebrauch von Kuscheltieren ein Notfallmechanismus, um sich zu beruhigen."
Aber Teddy und Co. darf auch eine Rolle bei psychisch gesunden Erwachsenen spielen. "Wir Erwachsene haben immer mal wieder Bindungsängste, fühlen uns vielleicht aus diesem oder jenen Grund mal alleine, ohne dass man eine behandlungsbedürftige psychische Störung hat", sagt Kiefer. "Kuscheltiere übernehmen auch dann wieder die Stellvertreterfunktion für eine Bezugsperson, die gerade nicht da ist. Es ist dann auch vollkommen legitim, das Kuscheltier zu nutzen, um über etwa Liebeskummer hinwegzukommen."
Oder einfach ein besonderes Geschenk
Wer solche Schmuseobjekte für Erwachsene sieht, hat oft direkt eine Idee, wem er diese schenken könnte: Eine Kuschel-Kassette in Zeiten des digitalen Musikstreamings für den Flirt, ein Skateboard für Mittvierziger, die sich heute nicht mehr darauf trauen.
Und wer ganz in seinem Hobby aufgeht, bekommt eben samtigweiche Tischtennisschläger und Eishockey-Pucks als Präsent. Wer gerne wandert, das Kuschel-Lagerfeuer und schneebedeckte Berge aus Plüsch.
Silvia Walds flauschige Fleischauslage soll auch noch eine ernste Botschaft vermitteln: "Man soll ein bisschen über den Aspekt Wurst nachdenken", sagt die überzeugte Vegetarierin und studierte Bekleidungstechnikerin. Daher seien ihre Produkte gedacht für "Leute, die irgendwie im entferntesten Sinne was mit Fleisch zu tun haben oder auch Vegetarier sind".
Total in Salami vernarrt
Der Name ihrer Firma "Aufschnitt Berlin" ist daher ein Wortspiel aus dem Schnitt zur Herstellung von Bekleidung und der Auslage vom Fleischer. Trotzdem ist auch ihr klar, die meisten Kunden kauften die Salami "etwa für eine Freundin, von der man weiß, sie ist total in Salami vernarrt".
Aber Silvia Wald habe sich trotzdem gegen Augen auf den Produkten entschieden. "Weil ich finde, dadurch wird dieses doch sehr stark polarisierende und eigentlich sehr ernste Thema Fleischkonsum ein bisschen verniedlicht und ins Lächerliche oder ins Kindliche gezogen - was es ja gar nicht sein soll." Bei ihr gibt es daher etwa auch Kollektionen mit tierischen Organen – Kissen in Form von Lungen, Nieren, Magen.
Aber warum nicht auch einfach ein Herz verschenken? Und ein Kardiologe freut sich vielleicht über eine Nachbildung eines anatomisch korrekten Herzens zum Liebhaben. Solche Präsente haben nachhaltigen Effekt: "Viele etwa bekommen mal ein Kuscheltier in einer besonderen Situation geschenkt, etwa vom Freund oder der Freundin. Das Kuscheltier ist dann ein Erinnerungsstück und wird daher wertgeschätzt", erklärt Prof. Kiefer.