Wie haben die Teilnehmer die negativen Nachrichten bewältigt?
In der Umfrage wurden die Teilnehmer nach verschiedenen Strategien gefragt, die sie zur Bewältigung ihrer negativen Emotionen eingesetzt hatten, darunter Ablenkung von den Nachrichten und oder zum Beispiel die Umdeutung ihrer Gedanken über ein Nachrichtenereignis, um es weniger negativ erscheinen zu lassen. Teilnehmer, die diese Strategien zur Bewältigung ihrer negativen Gefühle erfolgreich einsetzten, berichteten über ein besseres tägliches Wohlbefinden. Sie waren aber dann weniger motiviert, sich politisch aktiv einzubringen.
Anschließend wiederholten die Forscher diese Ergebnisse über einen Zeitraum von drei Wochen mit einer größeren Gruppe von 811 Teilnehmern aus dem ganzen politischen Spektrum der USA. In einer dritten Untersuchung baten die Forscher die Probanden, sich politische Nachrichtenclips aus den am höchsten bewerteten liberalen und konservativen Nachrichtensendungen anzusehen. In diesen Experimenten sahen die Teilnehmer entweder einen Clip aus der „Rachel Maddow Show“ (für liberale Teilnehmer) oder „Tucker Carlson Tonight“ (für konservative Teilnehmer) – beides amerikanische Polit-Sendungen. Eine Kontrollgruppe bekam einen neutralen Clip darüber zu sehen, wie man eine Terrassenmauer baut.
Politik macht schlechtere Laune
In einem ersten Experiment stellten die Forscher fest, dass die Teilnehmer, die den politischen Clip sahen, mehr negative Emotionen empfanden als die Teilnehmer, die einen neutralen, unpolitischen Nachrichtenclip sahen, und eine größere Motivation angaben, sich freiwillig für politische Zwecke zu engagieren oder andere politische Maßnahmen zu ergreifen. Dieser Effekt galt für Teilnehmer aller politischen Parteien.
Das Fazit der Studienautoren: „Die moderne Politik – ihre täglichen Kontroversen, Grobheiten und Unfähigkeiten – stellt eine regelmäßige emotionale Belastung für die Bürger dar“, so der Sozialpsychologe und Assistenzprofessor Matthew Feinberg. „Wir arbeiten an der Entwicklung von Strategien, mit denen Menschen ihr eigenes Wohlbefinden schützen können, ohne dass dies mit Kosten für das breitere Kollektiv verbunden ist“, ergänzt Ford.
Zu einem ähnlichen Ergebnis, nämlich dass Menschen sich aus der Politik zurückziehen, wenn politische Nachrichten sie zu sehr belasten, kam das Reuters Institute an der Universität Oxford Anfang dieses Jahres. Laut der Studie ignorieren viele Menschen beunruhigende Nachrichten über die Coronapandemie, den Ukraine-Krieg oder die drohende Wirtschaftskrise. Rund ein Drittel der Befragten gab dort an, dass zum Beispiel Nachrichten über den Ukraine-Krieg ihnen zu sehr aufs Gemüt schlagen – weshalb sie diese lieber ignorieren.