Radfahren durch Dörfles „Froh, dass da noch nichts passiert ist“

„Eine ganz schwierige Geschichte“: UBV-Politiker Torsten Dohnalek, selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer, an der Gefahrenstelle Foto: Frank Wunderatsch

Es sind nur 600 Meter, aber für Radfahrer bedeutet die Ortsdurchfahrt eine latente Gefahr. Den neuen Bürgermeister treibt besonders eine bestimmte Stelle um, an der auch Fußgänger in Mitleidenschaft gezogen werden.

 
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Der schattige Weg zwischen viel Grün endet etwa einen halben Kilometer nach dem Ortsschild von Dörfles-Esbach. Bis dorthin sind Radfahrer und Fußgänger, die von Coburg kommen, unter sich. Doch unmittelbar vor der ehemaligen Tankstelle müssen sie auf die Hauptstraße wechseln. Und das bedeutet: Stress. Von den 40-Tonnern mit ihren Zwillingsreifen trennt sie jetzt nur noch eine verwaschene, an manchen Stellen kaum noch zu erkennende, gestrichelte Linie.

Die Kreisstraße zwischen Coburg und Rödental ist im Landkreis die am stärkste befahrene. Laut Landratsamt sind hier täglich 14 626 Fahrzeuge unterwegs, darunter 633 Lkw. Bis zum nächsten richtigen Radweg unmittelbar nach dem Bahnübergang sind es durch den Ort auf der Hauptstraße zwar nur 600 Meter. Aber die bedeuten für Radfahrer eine ständige Gefahr. Torsten Dohnalek macht sich deshalb Sorgen. Der 49-Jährige steht seit einigen Wochen an der Spitze der Gemeinde Dörfles-Esbach. Bei der vorgezogenen Wahl zum Bürgermeister, die aufgrund des krankheitsbedingten Rücktritts von Udo Döhler (ULB) nötig geworden war, setzte sich der Hochschuldozent Ende April hauchdünn gegen seinen Mitbewerber Sascha Schmidt von der CSU durch. Zuvor war der Hochschuldozent vom Unabhängigen Bürgerverein (UBV) bereits als 3. Bürgermeister in Dörfles-Esbach tätig gewesen.

Jedenfalls macht sich Dohnalek Sorgen. Und da es sich bei seiner Gemeinde um einen klassischen Durchfahrtsort handelt, verwundert es kaum, dass die Sorgen des Lokalpolitikers ein verkehrstechnisches Problem betreffen. Konkret geht es um eine neuralgische Stelle an der hochfrequentierten Neustadter Straße. „Wir können froh sein“, befindet der 49-Jährige, den die Thematik bereits im Wahlkampf beschäftigte, „dass da noch nichts passiert ist.“

Eine Verkehrsbeschau mit der Polizei

Die Beobachtung des frischgebackenen Bürgermeisters: Fahrradfahrer, die über den Radweg aus Rödental und anschließend den Herzogsweg stadteinwärts nach Coburg fahren, müssten eigentlich am Landhaus Kaiser die Straße queren und auf den gegenüberliegenden Radschutzstreifen wechseln; stattdessen machen es sich viele bequemer, bleiben auf der linken Seite und nutzen den Gehsteig bis zum folgenden Radweg, der auf Höhe der Sudetenstraße beginnt.

„Gehsteig ist Gehsteig“, sagt Torsten Dohnalek, der in seiner Freizeit selbst leidenschaftlich Fahrrad fährt. „Radfahrer haben da nichts zu suchen.“ Zumal auf den fraglichen Abschnitt zahlreiche Geschäfte wie Apotheken liegen, Ärzte mit ihren Praxen sitzen, junge Familien wohnen. „Dadurch gibt es da ganz viel Begegnungsverkehr, und das führt natürlich zu einer Gefahrensituation. Das ist eine ganz schwierige Geschichte.“ Im April habe deswegen schon eine sogenannte Verkehrsbeschau mit der Polizei stattgefunden.

Problem sind nicht nur die Radfahrer

Was die Angelegenheit noch verkompliziert: Laut dem Bürgermeister verhält sich an der Stelle auch der eine oder andere Autofahrer alles andere als regelkonform. Demnach bedient sich manch einer stadtauswärts des betonierten Parkplatzes des Landhauses, um Rotphasen der anliegenden Fußgängerampel zu umgehen. Das, so der 49-Jährige, erhöhe die Problematik natürlich noch mal.

Was also tun? „Vom Ordnungsamt kam die Idee einer Plakataktion, um die Radfahrer zu sensibilisieren“, erzählt der UBV-Politiker, so könne man die Hemmschwelle womöglich ein wenig erhöhen. „Wir müssen einfach schauen, was wir schnell umsetzen können.“ Bauliche Veränderungen sind nämlich so eine Sache. Sie nehmen Zeit in Anspruch, zumal, wenn es sich wie in diesem Fall um eine Kreisstraße handelt. Interessiert, so Dohnalek, sei man daran aber allemal. „Denn dass irgendwann etwas passiert, das wünscht sich ja niemand.“

Im Landratsamt kennt man die Problematik. Dass es an der vom Bürgermeister angemahnten Stelle wie generell bei der Ortsdurchfahrt für Radfahrer dringend Verbesserungen braucht, „ist sonnenklar“, sagt Behördensprecherin Corinna Rösler auf Anfrage der Neuen Presse. Die Strecke werde tatsächlich von zahlreichen Radfahrern genutzt, die zwischen Neustadt bei Coburg und Rödental nach Coburg pendeln und umgekehrt. „Für sie birgt der viele Verkehr auf der Straße natürlich eine besondere Gefahr. Das Thema soll am kommenden Montag, 18. Juli, im Landratsamt Coburg besprochen werden. „Hier werden wir gemeinsamen nach Lösungen suchen, die sich in das Radwegekonzept des Landkreises einbauen lassen“, betont Rösler.

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