Dennoch schaue man nach Alternativen zu der Mondstation. "Gateway" soll auch nach dem geplanten Ende der Internationalen Raumstation ISS 2030 einen neuen Außenposten im All bilden. "Auch wenn man eine vollständig gewährte, super Zusammenarbeit hat, muss man immer einen Plan B vorbereiten", sagt Pastor.
Esa-Chef Aschbacher meint: "Esa und Europa werden bereit sein, sich anzupassen, eigene Prioritäten zu finden, die sicherlich in Verbindung damit stehen, unsere Stärke, unsere Autonomie, unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein."
Chance zur Veränderung?
Neue Partnerschaften zu suchen und als Europa eine eigene Stärke zu entwickeln, das sieht auch Ludwig Moeller, Leiter des Raumfahrt-Thinktanks Espi, als neue Kernaufgabe der Esa. Den Kurswechsel in der US-Politik und seine möglichen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit in der Raumfahrt sieht er als eine Initialzündung. "Es ist sicher mehr eine Chance", sagt er der dpa.
"Es stellt sich natürlich zurzeit unmittelbar die Frage für Raumfahrtagenturen, welche Programme morgen schon betroffen sein könnten. Das kann unter Umständen erheblich sein." In welcher Form "Artemis" weitergeführt werde, da gebe es Fragezeichen. Doch Moeller betont: "Es geht nicht nur darum, was uns heute unmittelbar in der Kooperation vielleicht verloren geht, sondern es geht auch darum, was wir selbst aufbauen müssen."
Europa sei stark, was Raumfahrtanwendungen angeht - etwa "Galileo" zur Navigation oder Erdbeobachtung mit "Copernicus". "Aber in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung gibt es einen großen Nachholbedarf."
Wenig investiert, keine klaren Ziele
Auch Paul Wohrer vom französischen Institut für Internationale Beziehungen (Ifri) sieht Handlungsbedarf beim Thema Raumfahrt und Verteidigung. Hier sei wenig investiert worden und es brauche klare strategische Ziele, wie es sie im Bereich der zivilen Raumfahrt gebe. Bei wissenschaftlichen Aspekten auch in Zukunft mit den USA zusammenzuarbeiten, wäre aus seiner Sicht wunderbar, im Bereich Verteidigung brauche es hingegen mehr Unabhängigkeit.
Ob Europa bei der Raumfahrt allgemein noch auf die USA zählen könne? "Die Tendenz, die Dynamik ist eher Nein", schätzt der Raumfahrtexperte. "Wenn es darum geht, von den USA abzuhängen, ist das meiner Meinung nach eine Haltung, die derzeit leider wenig Zukunft hat."