„Rebellische“ Ausstellung in Coburg Weiblicher Aufstand

Die diesjährigen internationalen Frauentage stehen unter dem Motto „Rebellinnen.“ Eine Ausstellung in der Stadtbücherei und der Stadt macht auf mutige Frauen aufmerksam.

 
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„Ich habe euch kein Frauengeschwätz geschrieben, sondern das Wort Gottes als ein Glied der christlichen Kirche“, so ein Zitat von Argula von Grumbach, die diese Worte an die Theologen der Universität von Ingolstadt richtete und denen sie ferner vorwarf, sich tyrannisch gegenüber Andersdenkenden zu benehmen. Im Jahre 1523 ein unglaublich mutiger Schritt, der sieben Jahre später in einer ebensolchen Aktion in Coburg gipfelte: Argula von Grumbach besuchte Martin Luther auf der Veste, um mit ihm über die Reformation zu sprechen und ihre Glaubensansätze mit ihm zu diskutieren.

Die „streitsüchtige“ Dame ist eine der knapp dreißig „Rebellinnen“, die als Ausstellung im Rahmen der internationalen Frauentage derzeit in der Stadtbücherei und in Leerständen der Innenstadt gezeigt werden. „Damals und heute“ lautet der Titel-Zusatz und so zeigen die interessanten, mit Foto, Zitat und Kurzbiografie gestalteten, Tafeln einen Querschnitt von Frauen durch verschiedene Epochen, angefangen vom 16. Jahrhundert bis in die heutige Zeit.

Selbstbewusst und sexy

In Leerständen der Innenstadt hängen weitere Plakate. Im ehemaligen Beate Uhse-Shop im Lohgraben wird deren Begründerin vorgestellt. Frech und selbstbewusst präsentiert sie sich dort als „Eheretterin“: „Ich habe Millionen kaputter Ehen mit Dessous und Dragees, Salben und Säften, mit Konfekt und Kondomen wieder gekittet“, so prangen ihre Worte auf dem pinkfarbenen Poster über ihrem Konterfei. Dass sie während des Zweiten Weltkrieges Jagdbomber an die Front überführt hat, dürfte den wenigsten bekannt sein und gehört doch zu ihrer Biografie. Bei der Tour durch den Steinweg springen im „Schlick“ starke Frauen gleich geballt ins Auge: Dort begehren die NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl, Schriftstellerin Brigitte Reimann und die Grafikerin Käthe Kollwitz auf. Natürlich gegen das politische Regime, doch auch gegen Armut und Ungerechtigkeit auf verschiedenen Ebenen.

Gemeinsam haben sie eines: „Es waren Frauen gegen alle Widerstände. Sie haben gehandelt, egal, was andere gesagt haben“, so formuliert es Brigitte Maisch, die Leiterin der Stadtbücherei. Gleich, ob die erste Bayerische Königin, Karoline von Baden, die Politikerin und Publizistin Hannah Arendt, die erste Bundestagspräsidentin Annemarie Renger oder die junge Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer, sie alle vereint, dass sie durch ihren Einsatz unsere Gesellschaft verändert haben.

„Rebellinnen sind ja meist erst mal nervend, sie stören eine Ordnung und machen es ihrer Umgebung nicht leicht“, meint Brigitte Maisch, „doch dann stoßen sie etwas an, bewirken ein Nachdenken.“

Einladung zur Führung

Einen Anstoß dazu möchte auch der kostenfreie „Spaziergang“ am 4. März mit einer der Kuratorinnen Dr. Rieke C. Harmsen geben. Die Kunsthistorikerin und Journalistin wird inspirierende Geschichten über die „Rebellinnen“ zum Besten geben und Näheres über die Entstehung der Ausstellung erläutern. Als Abschluss erwartet die Teilnehmer ein „Kaffeeklatsch“ in der Coburger Stadtbücherei zum Aufwärmen, Diskutieren und Austauschen.

Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Wohnbau, Mauer 12. Um Anmeldung unter stadtbuecherei@coburg.de oder 09561 89-1420 wird gebeten.

Die Ausstellung „Rebellinnen – damals und heute“ ist noch bis zum 15. März in der Stadtbücherei und in Leerständen in der Innenstadt zu besichtigen.

Weitere Fotos unter:

www.np-coburg.de

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