Was heißt das in der Praxis?
Praktisch bedeutet das: Auf der Erde sehen die Menschen die Sonne am Morgen bereits am Himmel, obwohl sie noch unterhalb des Horizonts liegt. Am Abend scheint sie noch, obwohl sie eigentlich bereits hinter dem Horizont verschwunden ist. "Die Tageslänge würde zu den Äquinoktien ohne Atmosphäre fast sekundengenau zwölf Stunden betragen", sagt Wolter. "Aber wir wollen unsere Tageslänge natürlich unter Einbeziehung der Luft betrachten."
Daneben gibt es noch einen weiteren Effekt: Bei den Berechnungen zur Tagundnachtgleiche bezieht man sich auf den Mittelpunkt der Sonne. "Aber der Mittelpunkt der Sonne erreicht den Horizont natürlich nicht genau zum Sonnenaufgang oder zum Sonnenuntergang", erklärt Wolter. Sieht man sich einen Sonnenaufgang an, erscheint zunächst der obere Rand der Sonne. Und auch beim Sonnenuntergang ist der oberste Rand der Sonne noch für einige Minuten länger sichtbar.
Blickt man auf die Zeiten für Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, lässt sich das Ganze nachvollziehen. In Hamburg etwa geht die Sonne am 20. März um 6.23 Uhr auf und um 18.32 Uhr wieder unter. In München beginnt der Tag um 6.17 Uhr und dunkel wird es um 18.25 Uhr. Und in Köln, wo es um 6.35 Uhr hell wird, beginnt die Nacht um 18.44 Uhr. Der helle Teil des Tages ist jeweils ein paar Minuten länger.