Könnte das ein Kompromiss sein?
Für die SPD wohl kaum. Denn ihr sind die Milliarden für die Infrastruktur besonders wichtig – und in dieser Variante wären sie nicht garantiert. Alles käme darauf an, ob Union und Linke zusammenarbeiten können. Bei einer Aufsplittung gilt auch der Beschluss der Verteidigungs-Ausnahme nicht mehr als sicher. Denn viele Abgeordnete der alten SPD-Fraktion werden im nächsten Bundestag nicht dabei sein. Ob sie sich noch an eine Fraktionslinie halten oder Teil eins der Vereinbarung wütend ablehnen würden, weil die Infrastruktur-Milliarden fehlen, ist offen.
Gehen Union und SPD auf die Grünen zu?
Ja, das versuchen sie. Merz bot im Bundestag an, die Schuldenbremse nicht nur für Verteidigung, sondern auch für Zivil- und Bevölkerungsschutz sowie Nachrichtendienste zu lockern. Außerdem schlug er vor, einen Teil der Infrastruktur-Kredite fest für den Klimaschutz vorzusehen. Das Geld könne in den Klima- und Transformationsfonds fließen, aus dem Maßnahmen für Klimaschutz und den Umbau der Wirtschaft bezahlt werden.
"Was wollen Sie noch mehr?", fragte Merz die Grünen. Die erteilten dem CDU-Chef jedoch sofort eine Absage. Auch in der neuen Formulierung werde nirgends garantiert, dass die Ausgaben aus dem Infrastruktur-Topf wirklich zusätzlich seien.
Wie geht es jetzt weiter?
Für Dienstag ist die entscheidende Abstimmung im Bundestag geplant. So lange haben Union und SPD noch Zeit, einen Kompromiss mit den Grünen zu finden. Offen ist aber auch, ob das Bundesverfassungsgericht die Sitzung am Dienstag überhaupt zulässt – denn es gibt Klagen, dass das alles zu schnell vor sich geht und nicht ausreichend beraten werden kann.
Welche Rolle spielt der Bundesrat?
Eine Grundgesetzänderung braucht zusätzlich zum Bundestagsbeschluss mindestens zwei Drittel der Länderstimmen – und auch die sind nicht sicher. Einige Bundesländer fordern, dass die Länder mehr als die geplanten 100 Milliarden vom Infrastruktur-Topf abbekommen. Bundesländer mit Linken, FDP oder BSW in der Regierung können wohl ohnehin nicht zustimmen, weil ihre Regierungsparteien keine einheitliche Linie finden. Auch die Freien Wähler in Bayern sind bisher nicht überzeugt.
Wenn das Vorhaben scheitert, wird Merz dann nicht Kanzler?
Union und SPD hätten dann zumindest die Grundlage ihrer bisherigen Einigungen verloren. Ohne das zusätzliche Geld werden viele Vorhaben nicht finanzierbar sein – oder es wären heftige Kürzungen in anderen Bereichen im Haushalt nötig. Ob die SPD unter diesen Voraussetzungen noch bereit wäre, mit der Union zu regieren, ist ungewiss. Zumindest müsste wohl vieles noch einmal auf den Tisch und ganz neu besprochen werden. Eine echte Alternative zu einer schwarz-roten Koalition gibt es nach der Bundestagswahl allerdings auch nicht, wenn man Kooperationen mit der AfD und Minderheitsregierungen ausschließt.