Regiomed-Kliniken Immer mehr Covid-Patienten: "Das hält uns in Atem"

Wolfgang Braunschmidt

In den Krankenhäusern des Regiomed-Klinikverbunds steigt die Zahl der Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind. „Das hält uns in Atem“, sagt Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke.

 
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Wie hier im Klinikum Braunschweig steigt auch in den Krankenh Foto: dpa/Ole Spata

Coburg - Auf den Normalstationen der Kliniken Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen und Sonneberg sind am Donnerstag, Stand 13 Uhr, insgesamt 46 Patientinnen und Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, behandelt worden. Auf den Intensivstationen waren es 13, von denen elf beatmet werden mussten. Diese Zahlen gab Alexander Schmidtke, Hauptgeschäftsführer des Regiomed-Klinikverbunds, in einer Pressekonferenz bekannt. „Die Corona-Lage hält uns in Atem, die Anflutung von schwerkranken Menschen in unseren Häusern nimmt zu“, sagte Schmidtke. „Wir spüren sehr stark, dass wir uns in der dritten Corona-Welle befinden.“

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In Coburg lagen 19 Patienten auf Normalstationen, in Lichtenfels sieben, in Sonneberg zwölf und in Hildburghausen acht. Auf Intensivstationen behandelt werden mussten in Coburg acht Frauen und Männer, davon sieben beatmet, in Lichtenfels fünf, davon vier beatmet, in Hildburghausen eine Person. Und: Das Durchschnittsalter der Patienten sinkt. Aus den Regiomed-Krankenhäusern Coburg und Lichtenfels sind zudem jeweils ein Mitarbeiter Covid-positiv, in Sonneberg zwei und in Hildburghausen drei.

Die Zahl der insgesamt nicht verfügbaren Beschäftigten im gesamten Regiomed-Konzern liegt, so Hauptgeschäftsführer Schmidtke, um fünf Prozent über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Zeit. Gegenwärtig können 150 Ärzte und Pflegekräfte, auch aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen, nicht eingesetzt werden. Die „relativ hohe“ Ausfallquote beim Personal in den Krankenhäusern und Seniorenheimen sei auch auf die körperliche und seelische Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pandemie zurückzuführen. „Da spielt Erschöpfung eine Rolle“, räumte Schmidtke ein.

Weil immer mehr Covid-19-Patienten in die Kliniken kommen, „erweitern wir unseren Intensiv-Bereich“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer. Dies bedeute, dass planbare Operationen verschoben werden müssen, „weil wir die Fachkräfte für die Covid-Intensiv-Betten benötigen“. Alexander Schmidtke betonte allerdings ausdrücklich, dass Notfallpatienten, beispielsweise mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder nach Unfällen, „immer behandelt werden“. Bei den Intensiv-Betten selbst gebe es in den Regiomed-Krankenhäusern bislang keinen Engpass, „das ist nicht das Problem“; das sei eher die angespannte personelle Situation.

Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Corona zu schützen, habe Regiomed eine Impfkampagne gestartet. Wie hoch die genaue Impfquote ist, konnte Schmidtke nicht sagen, die Zahlen werde man nachliefern. Grundsätzlich stoße man auch im Klinikkonzern auf das gesamtgesellschaftliche Problem, dass es bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Vorbehalte gegen eine Impfung gebe, wenngleich „der größere Teil“ der Belegschaft ein Vakzin erhalten habe.

Die Corona-Pandemie hat für Regiomed spürbare wirtschaftliche Folgen. Zwar erhalte der bayerisch-thüringische Klinikverbund staatliche Ausgleichszahlungen, in Bayern beispielsweise bis zum 31. Mai 560 Euro pro Bett und Tag. „Dies benötigen wir dringend“, betonte Schmidtke. Bislang habe der Gesundheitskonzern knapp 55 Millionen Euro Ausgleichszahlungen für Einnahmenausfälle erhalten, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben; beantragt seien 57 Millionen Euro. Während der Nachweis für die Einnahmenausfälle – Referenzjahr ist der Umsatz in 2019 – kompliziert sei und einige Zeit in Anspruch nehme, erfolge die Auszahlung „relativ unbürokratisch“. Einen wirtschaftlichen Vorteil habe Regiomed dadurch nicht, „dem steht ein enormer Aufwand gegenüber“, so der Hauptgeschäftsführer.

Dass sich diese Situation schnell ändern wird, erwartet Alexander Schmidtke nicht. Im Vergleich zum Jahr vor Corona sei 2020 die Zahl beispielsweise der ambulanten Patienten, die in Regiomed-Kliniken gewöhnlich innerhalb von zwölf Monaten behandelt werden, um 11 000 gesunken. „Ich denke, das wird sich fortsetzen“, meinte der Manager.