Regionale Wirtschaft Logistikzentrum entsteht in Neustadt

Yannick Seiler (27)
Hier soll eine neue Logistikhalle in Neustadts Westen gebaut werden. Derzeit wird ein Altbau abgerissen. Foto: Peter Tischer

224 Arbeitsplätze sollen im Zuge eines Bauvorhabens geschaffen werden. Der Bausenat ist von dem Projekt dennoch nicht vollständig begeistert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dem Bauherren einer neuen Logistikhalle in Neustadt bei Coburg wird es recht sein, dass die Bundesstraße 4 zwischen der Puppenstadt und der hiesigen Autobahn, bundesweit Nummer 73, derzeit ausgebaut wird. Ab Herbst soll der in der Region einmalige Warenumschlagplatz – 30 Lastwagen können dort gleichzeitig halten – gebaut werden. Am Mittwoch hat eine Mehrheit des Neustadter Bausenats dem Vorhaben zugestimmt.

Nach einer ausführlichen Diskussion votierte nur Michael Weyh (FW) gegen das Vorhaben. „384 Meter lang wird die Logistikhalle, 108 Meter breit und 12,5 Meter hoch“, führte Stadtbaurat Richard Peschel aus. 87 000 Quadratmeter Grundstücksgröße, 47 000 Quadratmeter Hallenfläche samt Zwischengeschossen, 525 000 Kubikmeter umbauter Raum, 180 Parkplätze, 54 Überladebrücken: Die Zahlen des Bauwerks lassen dessen Ausmaße erahnen. „224 Mitarbeiter sollen dann dort im Drei-Schicht-Betrieb Arbeit finden“, zitierte Peschel aus den Angaben des Bauherren, eines weltweit tätigen Immobilienunternehmens.

20 Prozent Grün

Selbst ein Veto des Bausenats hätte den Neubau nicht verhindert. Denn der Geldgeber erfüllt im Bauantrag, im März gestellt, die rechtlichen Vorschriften der beteiligten Behörden, auch entspricht er dem Bebauungsplan des Gebiets, der vorgibt, wie die Halle auszusehen hat. Laut Peschel hätten die Antragsteller das Gebäude noch höher als derzeit geplant errichten lassen können. In einigen Aspekten liege man noch unter den gesetzlichen Vorgaben, ergänzte er. Der Bebauungsplan wurde in den 1980er-Jahren erarbeitet. Flächenversiegelung, Verkehrsbelastung, Stadtbild und produzierendes Gewerbe seien damals kaum relevant gewesen. „20 Prozent des Grundstücks müssen grün sein und das sind sie eben“, meinte Peter Soyer (SPD) zu den rund 40 Jahre alten Bauvorschriften. Eine Vorgabe gaben die Mitglieder des Bausenats dem Bauherrn jedoch mit: Auf dem Dach sollen, wenn möglich, Photovoltaikanlagen angebracht werden.

Hätte der Bausenat das Vorhaben abgelehnt, hätte der Investor gegen die Entscheidung klagen könne. Das Projekt zeitweilig zu stoppen, wäre ihm nur möglich gewesen, wenn er es der Rechtsaufsicht zur Entscheidung vorgelegt hätte, erklärte Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) nach der Sitzung.

Sicherlich verschwindet durch den Neubau ein bisweilen unansehnlicher Ort der Stadt, die Brache eines ehemaligen Glasfaserwerks, nun wird an dessen Stelle jedoch eine Logistikhalle das westliche Neustadt prägen. Die Stadträte Michael Weyh und Dominik Heike (CSU) waren sich einige, dass man sich wohl von der bayerischen Puppenstadt zur bayerischen Logistikhallenstadt wandle. Wer letztlich das Transportzentrum nutzen wird, das war dem Bausenat bis zur Sitzung am Mittwoch noch nicht bekannt.

Führende Coburger Firmen

Florian Stork, Geschäftsführer des Immobilienvermarkter Realogis weiß mehr: „Wir haben viele Anfragen aus der Logistikbranche“, sagte er. Genauer möchte er sich am Telefon derzeit nicht äußern, sagt jedoch, dass sich der Kreis der Interessenten nicht auf regionale Firmen beschränke, sondern er mit Unternehmen aus ganz Deutschland verhandle, Amazon sei nicht unter den Interessenten. „Reges Interesse“ erzeuge der Standort im Osten des Landkreises Coburg in der Branche, der ein „strategisch gut gelegener Standort mit Anschluss an die A 73“ sei, wie es in einem Exposé über das Areal heißt. Es bescheinigt dem Gelände eine gute Anbindung an relevante Märkte in Süddeutschland wie München, Nürnberg und Stuttgart. Zudem befinde es sich demnach in einer wirtschaftlich relevanten Region in Nordbayern, die über einige Logistikfirmen und Unternehmen aus dem industriellen Sektor verfüge. Genannt werden führende Coburger Firmen wie Waldrich, Gaudlitz, Lasco, Kapp-Niles und Brose. Neustadt wird in der Mitteilung der Region Nürnberg einer „perfekten Verkehrsdrehscheibe“ zugeordnet, die zwischen den etablierten Märkten Westeuropas und den aufstrebenden Ländern Osteuropas liegt.

Bauherr ist das weltweit tätige Immobilienunternehmen GLP mit Deutschlandsitz in Frankfurt am Main. In Europa umfasse das Portfolio mehr als vier Millionen Quadratmeter Logistikfläche, heißt es im Exposé. In ausgewählten strategischen Logistikmärkten vermiete man diese an Unternehmen, die an Börsen erfolgreich sind, wie Amazon, UPS und DHL. Seitens GLP möchte man sich dieser Tage nicht zum Vorhaben äußern. Ein Sprecher verweist darauf, dass es sich noch im Bau befinde.

Derzeit wird dort, wo ab Spätsommer kommenden Jahrs das neue Logistikzentrum eröffnet werden soll, das ehemalige Glasfaserwerk abgerissen.

Bilder