Regionalsport Auftakt nach Maß für den ACL

Von Christian Voll

Die Fans der Lichtenfelser Ringer erleben zum Start in die neue Saison der 1. Bundesliga einen perfekten Auftritt ihres Teams. Gegen Bonn- Duisdorf gelingt den Schützlingen von Trainer Ali Hadidi ein 16:11-Sieg.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Lichtenfels - So manche Siege im Sport gibt es, über die kann man sich einfach nur freuen. Der 16:11-Erfolg des AC Lichtenfels zum Auftakt der Ringer-Bundesliga-Saison gegen TKSV Bonn-Duisdorf war so ein Sieg ohne Wermutstropfen. Neue Ringer, neuer Trainer, neue Regeln und neues Spektakel - der Kampfabend ließ wirklich kaum Wünsche offen.

Dabei hatte nach dem Abwiegen noch eher Skepsis vorgeherrscht. Selten vor einer Serie hatte man beim ACL so viele Fragezeichen gesehen, und das nicht nur wegen der zur Hälfte erneuerten Besetzung. Dazu kam ein - personell ebenfalls aufgefrischter - Gegner aus Bonn-Duisdorf, der mit Luckenwalde und dem ACL wohl als Kandidat um den vierten und letzten Playoff-Rang hinter den Topteams aus Mömbris, Köllerbach und Mainz zu gelten hat.

Und die Aufstellung der Gäste legte auch ganz und gar nicht den Verdacht nahe, dass sie zum Geschenke-Verteilen in die Korbstadt gereist waren. "Die stehen stark", sagten Trainer Ali Hadidi und Mannschaftsführer Jürgen Lieb vor dem Heimauftritt mit identischem Wortlaut, als hätten sie sich abgesprochen, und zogen die Augenbrauen hoch.

Dass es trotzdem recht schnell in die Richtung der einheimischen "Roten" lief, lag an zwei von insgesamt fünf Neulingen zu Beginn. "Ich habe schon vorher gesagt", gab Trainer Hadidi nachher zu Protokoll, "dass wir nur schwer zu schlagen sein würden, wenn die beiden offenen Startduelle für uns laufen." Und genauso kam es: Der 20-jährige Ungar Juhasz Bence (ACL, 55 kg, Freistil) zeigte umgehend, dass es sehr wohl möglich ist, von der dritten in die erste Liga zu wechseln, vorausgesetzt, man ist so begabt, konditionsstark und Katzen-gewandt wie er. Für jeden ACL-Fan muss es die reine Freude gewesen sein mit anzusehen, wie er den Erstliga-erfahrenen Vasileios Tersenidis förmlich zermürbte und mit dem Schlussgong sogar noch den 15:3-Überlegenheitssieg sicherstellte.

Beeindruckend

Nicht minder beeindruckend, wenn auch nicht so spektakulär, war der 1:0-Erfolg ohne technische Wertung des Norwegers Martin Nielsen (120 kg, griechsich) über Ivan Ivanov (Bonn), der außer seinen 20 Kilogramm Gewichtsvorteil wenig zu bieten hatte. Schon hier deutete sich an, dass der ACL mit seinen diesjährigen Zugängen die Mannschaft nicht nur verjüngt und variabler gestaltet, sondern auch merklich verstärkt hat.

In der 60 kg-Klasse griechisch hätte ein weiterer ACL-Neuling sein Debüt geben können, doch das Duell des Polen Michal Tracz gegen Lukas Högelmeier (Bonn) wurde wegen eines Kaderlehrgangs des Gästekämpfers zuerst verlegt und später ganz abgesagt, weil es am Gesamterfolg des ACL nichts mehr ändern würde.

Christoph Meixner (ACL), der für den ebenfalls bei der WM-Vorbereitung unabkömmlichen Dato Kerashvili eingesprungen und noch eine Gewichtsklasse aufgerückt war, hatte trotz kämpferisch vorbildlicher Einstellung wenig auszurichten in der 96kg-Freistil-Kategorie beim 1:13 gegen Radoslaw Baran.

Doch schon Tim Müller (66kg, Freistil) ebnete wieder die Siegerstraße für die Einheimischen. Wer vom Ringen nur ein bisschen Ahnung hat, musste mit der Zunge schnalzen, so souverän und unaufgeregt sammelte er Punkt um Punkt gegen den weiß Gott nicht schlechten Patrick Dominik, sodass schon nach gut vier Minuten sein 12:1-Überlegenheitssieg feststand und der ACL zur Pause mit 9:4 führte.

Zwei Griechisch-Niederlagen später mussten die Einheimischen die Bonner aber wieder auf 9:10 herankommen lassen. Tobias Schütz (84 kg, 0:7 gegen Edgar Babayan) und Neuzugang Benjamin Hofmann 86 kg, 3:4 gegen Sylvester Charzewski) wurden aber zu Recht mit Applaus bedacht, denn auch sie hatten, wie nicht nur ihr Trainer meinte, "alles gegeben" und waren starken Kontrahenten unterlegen.

Keine Sekunde ans Verlieren zu denken schien dagegen der fünfte und letzte "Neue" des ACL: Andrei Frant (84 kg, Freistil) aus Rumänien tat gegen David Harth nicht mehr als nötig und gewann mit 2:1.

Immer-wieder-Duell

Weitaus mehr Brisanz bot da schon das "Immer-wieder"-Duell zwischen Simon Pilzweger (ACL, 74kg) und Sascha Büchner (Bonn). Oft hatte Letzterer mit seiner lauernden und wenig attraktiven Freistilringweise in den letzten Jahren den ACler ausgetrickst, diesmal aber erwischte "Pilzi" eigener Aussage zufolge "die richtigen Momente für den Angriff" und gewann sicher mit 4:0.

Dass am Ende sogar ein uneinholbarer Fünf-Punkte-Vorsprung für den ACL zu notieren war, lag an Andreas Eichheimer (74kg, griechisch). Nach einjähriger Abstinenz und verhaltenem Start bezwang er den Bonner Iba Mavua Kazai noch klar mit 4:1.

Auch die neuen Ringer-Regeln, die erstmals zur Anwendung kamen und vor allem das Passiv-Ringen frühzeitig unterbinden, fanden allseits große Zustimmung: Mehr Punkte, mehr Action und weniger Leerlaufphasen bringen sie. Wie gesagt: Es war aus ACL-Sicht einfach ein Auftaktsieg zum Nur-Freuen.

Bilder