Regionalsport Der größte Gegner ist das Klischee

"50 Jahre Frauenfußball" lautet das Thema einer ARD-Sportschau-Sendung am kommenden Sonntag. Auch die Kronacherin Jessica Wich kommt dabei zu Wort.

 
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Mainz/Leverkusen/Kronach - Am kommenden Sonntag nimmt sich auch Deutschlands Kult-Sportsendung Sportschau einmal wieder des Themas an: "Der größte Gegner ist das Klischee - 50 Jahre Frauenfußball", lautet der Titel der Sendung am 16. August um 18.30 Uhr im Ersten. Unter den aktuellen Bundesliga-Fußballerinnen, die in dem Beitrag der ARD/SWR-Sportredaktion zu Wort kommen, befindet sich auch Jessica Wich aus Kronach. Die 30-Jährige steht vor ihrer siebten Saison mit Bayer 04 Leverkusen.

"Ich nehme an, wer die dicksten Beine hat, der gewinnt." Die Anfangsjahre des Frauenfußballs in Deutschland waren mitunter geschmacklos. Nicht der Sport auf dem Rasen, die Kommentare im Fernsehen. Die Damen in kurzen Hosen wurden belächelt und verbal weggegrätscht: "Welche Mädchen und Frauen zieht es überhaupt zum Fußball? Sie, um ein paar Energien, ein paar Pfunde loszuwerden. Sie, vielleicht in der Hoffnung, die weite Welt des Fußballs verbreite angenehmere Düfte, als die des Kochtopfs." Sie hatten es nicht einfach, die Fußballerinnen jener Zeit."

Bis 1970 war es Frauen in Deutschland verboten, im Verein Fußball zu spielen. Das ist 50 Jahre her und in diesen 50 Jahren hat sich vieles verändert. "Der größte Gegner ist das Klischee - 50 Jahre Frauenfußball" erzählt von selbstbestimmten starken Frauen, die ihren Weg gegangen sind und gegen alle Widerstände Fußballerinnen geworden sind.

Darunter Bärbel Wohlleben, Jahrgang 1943. Wohlleben wurde mit dem TuS Wörrstadt erster Deutscher Frauenfußballmeister und sie ist die erste Frau, der das Kunststück gelang, ein "Tor des Monats" zu erzielen. Das war 1974. Klaus Schwarze, ehemaliger Redakteur der ARD-Sportschau, erinnert sich: "Das war eine heftige Diskussion, wie damals über Frauenfußball diskutiert wurde in der Sportschau-Redaktion. Damals war Chauvinismus noch ein komplettes Fremdwort." Dieses Tor des Monats war bahnbrechend für den Frauenfußball, Inspiration und Motivation zugleich.

Der Film erzählt diese und viele weitere überraschende Geschichten aus 50 Jahren Frau am Ball. Zum Beispiel: Das Wunder von Taipeh 1981 - als die SSG 09 Bergisch-Gladbach bei der inoffiziellen Frauenfußball-WM in Taiwan den Titel holte.

Thema ist auch der Frauenfußball in der DDR. Turbine Potsdams Trainerlegende Bernd Schröder: "Wir hatten durch unsere Verfassung die Gleichberechtigung der Frau festgeschrieben. Deshalb hatten wir nie das Problem, dass wir verboten waren. Aber wir wurden auch nicht gefördert, weil wir keine olympische Disziplin waren."

Die großen Erfolge und der erste Titel dürfen nicht fehlen: Europameister 1989. Die damalige Silvia Neid: "Das war ein Megameilenstein. Das war nochmal die Auferstehung, der Durchbruch des Frauenfußballs."

In der heutigen Zeit unvorstellbar ist der Umgang mit dem ewigen Klischee "Fußballerin = Lesbe". Jessica Wich: "Frauen sind mutiger. Frauen stehen mittlerweile einfach dazu, was sie wollen, was sie glücklich macht." In diesem Feature kommen neben der in Diensten von Bayer 04 Leverkusen stehenden Kronacherin auch ihre Bundesliga-Kolleginnen Pauline Bremer (VfL Wolfsburg) und Merle Barth (Turbine Potsdam), Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, Silvia Neid, Nia Künzer, Bärbel Wohlleben, DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg und Journalistin Felicia Mutterer zu Wort. Autor Jürgen Schmidt hat diese und weitere spannende Protagonistinnen und Protagonisten getroffen, mit ihnen gesprochen, viel gelacht und viel mitgenommen. Herausgekommen ist ein 48-minütiges Feature, dass beweist, dass die Zeiten, in denen im Frauenfußball das Klischee der größte Gegner war, glücklicherweise Geschichte sind. mdö/swr

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