Regionalsport "Wie ein Schlag ins Gesicht"

Wichtiger Faktor im Spiel des BBC Coburg: Kapitän Christopher Wolf. Foto: Henning Rosenbusch

BBC-Kapitän Christopher Wolf findet es richtig, die Basketball-Saison aufgrund der Corona-Krise vorzeitig abzubrechen. Der Power Forward hält sich zu Hause fit - und freut sich schon auf die neue Saison.

 
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Herr Wolf, der BBC Coburg qualifizierte sich erstmals für die Playoffs der Pro B, kann sie aber nicht spielen, weil die Saison vorzeitig beendet worden ist. Haben Sie als Kapitän der Mannschaft schon realisiert, was gerade passiert?

Die Enttäuschung ist natürlich groß, da wir die Playoffs gerne gespielt hätten. Wir haben für diesen Verein eine historische Saison hingelegt und können uns leider nicht belohnen. Als Kapitän der Mannschaft war und bin ich natürlich sehr stolz auf mein Team. Allerdings ist die Gesundheit am wichtigsten und deshalb die Entscheidung der Liga absolut verständlich und richtig.

Vor dem Ablauf der regulären Saison stand der BBC bereits als Teilnehmer der Meisterschaftsrunde fest. Der ganze Klub, die Fans, aber vor allem aber die Spieler freuten sich auf die erstmalige Playoff-Teilnahme. Wie haben Sie als Team gefeiert, als klar war, dass es reichen würde?

Wir standen ja schon zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison als Playoff-Teilnehmer fest und haben uns darüber natürlich gefreut. Allerdings haben wir da noch nicht gefeiert, da wir ja noch zwei Spiele hatten und uns eine gute Ausgangslage für die Playoffs sichern wollten. Nach dem letzten Saisonspiel gab es dann aber natürlich eine schöne Feier mit dem Team, unseren Frauen und engen Freunden.

Dann kam das sich ausbreitende Corona-Virus und sorgte dafür, dass der Playoff-Traum geplatzt ist. Wie groß war die Enttäuschung in der Mannschaft?

Die Enttäuschung war natürlich riesengroß. Wir sind aber erst einmal davon ausgegangen, vor leeren Rängen zu spielen. Erst am Mittwochabend vor dem ersten Playoffspiel kam dann die Absage für das Wochenende und da war uns allen klar, dass die Saison nicht mehr weiter geführt werden wird. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, wenn du acht Monate lang jeden Tag körperlich und auch psychisch an deine Grenzen gehst, nur um das Ziel Playoffs zu schaffen, und dann diese nicht spielen kannst. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es die absolut richtige Entscheidung war, die Saison zu beenden.

Hätten Sie es in der regulären Saison je für möglich gehalten, dass wenige Wochen später die ganze Sportwelt stillsteht, sämtliche Wettbewerbe zum Erliegen kommen?

Nein, ich denke niemand hatte auf dem Schirm, dass es soweit kommen würde. Es ging ja dann auch ziemlich schnell. Das Blöde daran ist natürlich, dass du als Profisportler immer an deine Grenze gehen willst und das Maximale herausholen willst und wenn es dann aufgrund eines äußeren Einflusses nicht klappt, ist es natürlich sehr schwer zu akzeptieren. Es geht ja für die Vereine aus sämtlichen Sportarten teilweise um die Existenz. Laufende Kosten müssen bezahlt werden, obwohl man keine Einnahmen erzielt. Ich bin gespannt, ob da Unterstützung auch von Seiten der jeweiligen Städte beziehungsweise des Staates kommt.

Die Sporthallen sind gesperrt, Fitnessstudios sind geschlossen. Wie halten Sie sich fit?

Ich gehe jeden zweiten Tag draußen laufen und mache zu Hause verschiedene Kraft beziehungsweise Fitnessübungen. Ich versuche im Moment mit so wenig Menschen wie möglich in Kontakt zu treten, deshalb laufe ich auch immer alleine.

Der BBC erwischte einen denkbar schlechten Start in die Saison. Es setzte vier Niederlagen zum Auftakt. Was waren die Gründe?

Ich denke, es gab zwei Hauptgründe dafür. Zum einen haben wir gegen die vier Teams gespielt, die jetzt auch am Ende die Plätze eins bis vier belegt haben. Wir hatten also richtige Brocken am Anfang. Der zweite Grund war sicherlich auch die Unerfahrenheit der Mannschaft, da außer Consti (Anm. d. Red.: Constantin Ebert) und mir bislang keiner in einer deutschen Profiliga Verantwortung übernommen hatte. Die neuen Spieler mussten sich erst einmal an das Niveau gewöhnen.

Im Anschluss steigerte sich das Team von Woche zu Woche und landete am Ende sogar auf Platz fünf. Wie haben Sie die Wende geschafft?

Wir haben weiterhin an uns geglaubt und haben nie versucht, die Schuld auf jemand anderen zu schieben. Das war mir als Kapitän auch sehr wichtig, dass jeder selbst Verantwortung übernimmt. Ich habe öfter unter vier Augen mit meinen Mannschaftskollegen gesprochen und gesagt, worauf es ankommt. Außerdem haben wir uns weiterhin an die Gameplans der Coaches gehalten und nie das Vertrauen verloren.

Der ganze Klub stand zusammen, auch als es nicht so lief?

Ja, dieses Jahr waren wir vom Office über die Geschäftsführung und die Trainer bis hin zur Mannschaft eine echte Einheit. Es gab keine Störfaktoren, was in den letzten beiden Jahren noch anders war. Ich denke man hat gesehen, dass die Positionen innerhalb des Vereins jetzt deutlich besser besetzt sind und das wirkt sich immer auch auf die Mannschaft aus. Platz fünf ist eine tolle Platzierung, auch wenn ich der Meinung bin, dass es noch besser gegangen wäre, da wir einige Spiele nur knapp verloren haben.

Nur Daniel Urbano und Sie als Kapitän haben Verträge für die neue Spielzeit. Dürfen sich die Fans Hoffnungen machen, zumindest den Kern der diesjährigen Erfolgsmannschaft auch in der nächsten Spielzeit im Coburger Dress zu sehen?

Erst einmal freue ich mich natürlich, dass Daniel verlängert hat. Ich habe das natürlich nicht zu entscheiden, wer bleibt und wer gehen muss, allerdings verspreche ich wahrscheinlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass Daniel und ich nicht die einzigen bleiben werden, die man nächstes Jahr in der HUK-Arena noch kennen wird. Ich würde mich natürlich freuen, wenn wir als Team so zusammenbleiben würden, aber es ist ganz normal, dass manchmal der Spieler eine neue Herausforderung sucht oder der Verein kein Interesse mehr hat. Da kommen immer viele Faktoren zusammen. Dennoch bin ich sehr zuversichtlich, dass der Kern der Mannschaft gehalten wird.

Wie schwer wäre es, in der neuen Saison mit einem womöglich nahezu komplett neuen Team erneut die Playoff-Teilnahme zu schaffen?

Ich denke, dass kann man so pauschal nicht sagen, da muss man erst einmal sehen, wie unsere Mannschaft aussehen wird. Natürlich wird es auch nächstes Jahr das Ziel sein, es in die Playoffs zu schaffen. Wenn man sieht, wie ausgeglichen die Liga ist, dann wird es wahrscheinlich wieder eine tolle Saison mit vielen tollen Spielen.

Befindet sich die Mannschaft schon in der vorgezogenen Sommerpause?

Da die Saison beendet ist und die Vorbereitung erst im August beginnt, haben wir jetzt erst einmal frei. Natürlich arbeiten wir im Sommer wieder individuell, aber im Moment befindet sich aufgrund der Corona-Krise sowieso jeder zu Hause.

Wie sehen Ihre Urlaubsplanungen aus, so es denn aufgrund der derzeitigen Lage überhaupt welche gibt?

Amsterdam im Mai ist bisher gebucht, allerdings muss man da ja zunächst abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Außerdem ist, wie jedes Jahr, ein Städtetrip mit meinen besten Kumpels geplant. Dieses Jahr wissen wir es aber noch nicht, ob es dazu kommt.

Wie sieht es bei Ihren Teamkollegen aus?

Die meisten sind zu Hause bei ihren Familien, wir sind ziemlich aufgeteilt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir erst einmal, dass wir alle jetzt aufeinander Acht geben und nicht egoistisch denken. So eine Krisensituation haben die wenigsten schon einmal erlebt und gerade jetzt ist es wichtig, zusammenzuhalten. Jeder sollte den Anweisungen folgen und hoffen, dass wir bald wieder ein normales, geregeltes Leben führen können.

Und sportlich?

Da hoffe ich, dass wir auch nächstes Jahr wieder eine tolle Saison spielen werden. Ich freue mich schon darauf.

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