Durch die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" war am Dienstag bekanntgeworden, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung befördert hatte. Der Priester soll demnach im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung verbal und körperlich sexuell belästigt haben, später auch eine angehende Gemeindereferentin. Ein Bistumssprecher sagte dazu, Bätzing habe eine Ermahnung gegen den Priester ausgesprochen. Weil der Priester Reue gezeigt und sich entschuldigt habe, habe Bätzing ihn aber doch zum Bezirksdekan ernannt.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, wies am Mittwoch darauf hin, dass es sich nach ihrer Kenntnis nicht um strafrechtlich relevante Vorgänge gehandelt habe. "Aber die Frage, warum Bischof Bätzing in dieser Situation den betreffenden Priester dann als Regionaldekan eingesetzt hat, das ist natürlich eine Frage, die wahrscheinlich nicht nur ich mir stelle, und insofern gehe ich schon davon aus, dass hier er zu einem Fehler möglicherweise in der Vergangenheit auch Stellung nehmen muss."
Bätzing verteidigte die Beförderung des Pfarrers am Mittwoch. Der Vorfall liege schon viele Jahre zurück, und der Priester habe Reue gezeigt und sich entschuldigt, sagte der Bischof der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig betonte er: "Jede Art von Belästigung, von Übergriffigkeit, sowohl verbal als auch körperlich, ist ein No-Go. Und das akzeptiere ich in keinster Weise."
Der bis Sonntag laufende Katholikentag umfasst 1500 Veranstaltungen und findet erstmals seit vier Jahren wieder in Präsenz statt, allerdings mit viel weniger Teilnehmern als zuletzt, etwa 25.000. Darunter sind allein 7000 Mitwirkende. Zum Katholikentag 2018 in Münster waren 90.000 Menschen gekommen.
Wie soll sich die Kirche zum Ukraine-Krieg verhalten?
Angesichts dieses Rückgangs mussten sich die Verantwortlichen fragen lassen, warum der ungleich kleinere Katholikentag in Stuttgart mit zehn Millionen Euro genauso viel koste wie der besucherstarke in Münster und ob es noch gerechtfertigt sei, so viel öffentliches Geld dafür auszugeben. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisierte Katholikentage als "kostspielige Strohfeuer ohne Nachhaltigkeit".
Stetter-Karp räumte ein, die Anmeldezahlen hätten nicht nur mit Corona zu tun, sondern auch damit, dass die katholische Kirche durch eine "krisenhafte Situation" gehe. "Es ist bestimmt kein Zufall, dass wir im Programm über 30 Veranstaltungen zu den drängenden Reformfragen in der katholischen Kirche haben."
Ein anderes überragendes Thema ist der Ukraine-Krieg. Gerade für Christen stelle der russische Angriff eine Herausforderung dar, sagte Stetter-Karp der Deutschen Presse-Agentur. Prinzipiell seien Christen in der Nachfolge von Jesus der Gewaltfreiheit und dem Frieden verpflichtet. "Gleichzeitig können wir seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges den Ukrainern nicht ihr Recht auf einen souveränen Staat, auf ihre Unversehrtheit und ein Leben in Freiheit absprechen. Das führt in der Friedensethik zu massiven Verunsicherungen."
Auch Papst Franziskus nahm in einer Botschaft zum Katholikentag auf den Krieg in der Ukraine Bezug. "So sind wir in diesen Tagen mit unseren Gedanken bei den Menschen in der Ukraine, und wir beten für alle Menschen, deren Leben bedroht und beeinträchtigt ist", schrieb das Oberhaupt der katholischen Weltkirche. "Gerade auch in den Krisen unserer Zeit dürfen wir Gott sei Dank erleben, wie groß diese Bereitschaft vieler ist, für andere auch Opfer zu bringen."