Loge als Brandstifter
Hier sitzt die Urmutter Erda zu Gericht über Loge, der sich als Brandstifter zu verantworten hat. Seine Verteidigung misslingt. Am Ende ordnet Erda die Verbrennung des einstigen Feuergottes an. „Wenn alles vorbei ist, dann füllt ihn ab. Wir haben noch Gläser.“
Für dieses Untergangs-Scherzo haben der aus Bayreuth stammende Bühnen- und Kostümbildner Julius Theodor Semmelmann und der österreichisch Regisseur Nikolaus Habjan überlebensgroße Puppen entworfen, die eine märchenhafte Magie entfalten und der Aufführung ihren besonderen Reiz verleihen.
Natürlich ließen sich in der Musik, die von einem kleinen Instrumentalensemble unter der Leitung des Komponisten gespielt wurde, immer wieder verfremdete Anklänge an Motive aus Wagners „Ring“ heraushören. Von den knapp 250 Besuchern im Festspielpark gab es freundlichen Beifall. Nicht alle Plätze waren besetzt.
Farbdramaturgie
Am Abend dann das große Spektakel im Festspielhaus: eine konzertante „Walküre“ in Verbindung mit einer Malaktion von Hermann Nitsch. Eher oratorienhaft denn operngemäß präsentiert sich hier die Szene, die Aufführung wird zu einem großen Hermann-Nitsch-Selbstzitat (besuchte Aufführung: Generalprobe).
Nitsch lässt sich, wie erwartet, durch Wagners Musik zu einem Farbrausch animieren, der seinesgleichen suchen dürfte. Das Ganze folgt einer festgelegten Farbdramaturgie, die es dem Zuschauer und –hörer ermöglicht, Bezüge zwischen den nebeneinander herlaufenden Ebenen Musik und Szene zu knüpfen. Es entstehen großflächige Bilder, wie man sie aus Nitsch-Ausstellungen kennt.
Das Rauschhafte der Musik
Die Faszination bei diesem Projekt liegt darin, dass man das Entstehen der Farbflächen miterleben kann. Hier wird das Überführen des Rauschhaften in der Musik ins Rauschhafte der bildlichen Darstellung über mehrere Stunden hinweg zelebriert. Ein Farb-Orgie in gigantischem Format.
Dazu wurde auch gesungen. Musikliebhaber konnten insbesondere diejenigen Passagen in rauschhaften Zügen genießen, in denen Lise Davidsen als Sieglinde zu hören war. Die großartige Sängerin bot dabei dem Meister des Orgien Mysterien Theaters allein mit ihren stimmlichen Mitteln Paroli.
Den Besuchern der Generalprobe wird auch in Erinnerung bleiben, dass dies wohl bis auf Weiteres die einzige Aufführung der „Walküre“ mit Günther Groissböck als Wotan bleiben dürfte. Danach hat er, wie berichtet, die Rolle zurückgegeben. Am Donnerstag gab Tomasz Konieczny den Göttervater.