„Ritter Rost“ in Coburg Liebenswerte Anti-Helden

Ritter Rost beweist, dass auch Tollpatsche berühmt werden können. Das Coburger Naturkundemuseum stellt ihn, seinen Schöpfer Jörg Hilbert und dessen „Ur-Werk“ in einer Ausstellung vor.

 
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Es ist noch kein Ritter vom Himmel gefallen. Glücklicherweise, denn der Blechschaden wäre erheblich – vor allem in diesem Fall: Aus dem „schönsten Schrott der Welt“ ist Ritter Rost geschaffen. So sieht er das in aller Bescheidenheit jedenfalls selber, denn was ihm an Tapferkeit fehlt, gleicht er durch Selbstbewusstsein aus. Dass er so ganz und gar nicht der stärkste, tapferste und schlauste Ritter der Welt ist, der er so gerne wäre, macht den ängstlichen Anti-Helden so sympathisch und beliebt. Aus bislang 20 Kinderbüchern haben er und seine Freunde längst den Sprung ins Fernsehen, ins Kino und auf die Theaterbühne geschafft, Hörbücher und Musikvideos verbreiten ihre Abenteuer, selbst ein Freizeitpark gehört schon zum ritterlichen Imperium.

Wie es zu diesem wunderbaren Aufstieg kam, erfahren jetzt die kleinen und großen Besucher des Coburger Naturkundemuseums: „Vom kleinen Drachen zum Ritter Rost“ führt die Ausstellung mit Zeichnungen Jörg Hilberts, in der den Fans nicht nur Burgfräulein Bö, Drache Koks, König Bleifuß, Prinz Protz, Hexe Verstexe und die anderen Weggefährten und Rivalen des Ritters Rost begegnen. „Special guest“ ist jenes drollige Wesen, mit dem alles begann: der kleine Saurier aus Hilberts erstem Kinderbuch, das niemals erschien. Heute ist der 57-jährige Zeichner froh, dass sein „sehr unausgereiftes“ Frühwerk, das er vor seinem Studium schuf, damals in der Schublade seines Mentors Paul Flora verschwand.

Die Kuratoren des Tiroler Landesmuseums überzeugten ihn dennoch, diese „Ahnen“ seiner berühmt gewordenen Comics zu präsentieren. Von Innsbruck nach Coburg kam die Ausstellung dank Carsten Ritzau, Leiter des Naturkundemuseums, und des Lions Clubs Coburg Veste, der sich für die Leseförderung einsetzt. Vor zwei Jahren schon hatten sie Jörg Hilbert zu einer Lesung im ritterlichen Rahmen der Veste eingeladen. Dabei reifte die Idee, den kleinen feuerspeienden Saurier dort zu präsentieren, wo auch reale Zeugen der Urzeit zu Hause sind. Neben Skizzen und Originalzeichnungen bietet die Ausstellung auch aktuelle Illustrationen, eine Hörstation mit den Ritter-Hits und ein Video, in dem der Autor aus dem Näh- beziehungsweise Malkästchen plaudert.

Das tut er während seines Coburg-Aufenthalts auch live im Museum: Am Freitag gab er Einblicke in seine „Bücherwerkstatt“, beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 6. November, wird er ab 11 Uhr die Geschichte „Ritter Rost und das magische Buch“ vorstellen und mit seiner Ukulele Ritter-Rost-Lieder anstimmen. Auch die Veste will der Zeichner übrigens besuchen – gerüstet mit Stift und Skizzenblock: „Vielleicht werden ja Elemente im nächsten Buch auftauchen.“ Ausstellung bis 20. NovemberWeitere Fotos: www.np-coburg.de

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