Rockabilly-Nacht in Weißenbrunn Die Raupe rockt und robbt wieder

Stephan Stöckel
Festes Ritual der Rockabilly-Nacht ist der Panhandle Walk. Foto: /Stephan Stöckel

Auch wenn es die Band nicht mehr gibt, wegen der sich der Stammtisch gründete: Die „Freunde des Panhandle Walk“ lassen es am Samstag in Weißenbrunn krachen.

 
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Die Deutsche Rockabilly Szene trauert. Die „Panhandle Alks“ aus Düsseldorf, Urgesteine des deutschsprachigen Rock’n’Roll, haben sich aufgelöst. „Das finden wir sehr schade. Die Gruppe ist uns in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen“, sagt Thomas Huth von den „Freunden des Panhandle Walk“. Der Stammtisch hingegen, der dem Düsseldorfer Ensemble seine Existenz verdankt, denkt noch lange nicht ans Aufhören. Am Samstag, 23. April, präsentieren die Freunde des Panhandle Walk zum 13. Mal die „Bierdorf Rockabilly Nacht“ im Gasthof Frankenwald in Weißenbrunn. Drei Bands rocken, dass sich die Balken biegen (siehe Infobox).

Aus lauter Jux und Tollerei hatten vor 24 Jahren ein paar Rock’n’Roll-Freaks aus dem Frankenwald bei einem Konzert der „Panhandle Alks“ in der Domstadt Bamberg einen ganz besonderen Tanz hingelegt. Auf allen Vieren krochen sie übers Tanzparkett. „Der Hintermann greift seinem Vordermann an die Hacken. So entsteht eine Raupe, die wir nach unseren Idolen, den ‚Panhandle Alks‘, ‚Panhandle Walk‘ getauft haben“, plaudert Thomas Huth aus Weißenbrunn aus dem Nähkästchen. Seit diesem Tag verbindet die Rockabilly-Freunde aus dem Frankenwald eine Freundschaft mit der Düsseldorfer Kultgruppe. Die Stammtisch-Geburtshelfer wurden zu Stammgästen der Weißenbrunner Rockabilly-Nacht. Mit dem Lied „Der Geist von Weißenbrunn“ schrieben die Jungs aus Düsseldorf eine Liebeserklärung an den Stammtisch und das Festival.

Wartungsvertrag mit „Isi“

Die Rock’n’Roll-Clique aus dem Frankenwald ließ es sich nicht nehmen Bandleader Ralf Axel „Isi“ Isbert am 24. August vergangenen Jahres zu seinem 60. Geburtstag zu gratulieren. „Wir überraschten ihn mit einem Getränkeautomaten, befüllt mit kühlen Getränken, den Frankie Müller aus Unterrodach mit Schriftzügen und Verzierungen bemalt hatte“, erzählt Huth. Auch wenn es die Gruppe nicht mehr gibt, die Freundschaft zu den Musikern wollen die Oberfranken aufrechterhalten. „Wir haben mit unserem Idol ‚Isi‘ einen Wartungsvertrag abgeschlossen, was den Automaten anbetrifft. Einmal im Jahr werden wir bei ihm vorbeischauen.“

Trotz ihrer Bekanntheit, Profis waren die „Panhandle Alks“ nie gewesen. Am Wochenende durch Deutschland touren und dann gleich am Montag im Beruf wieder Leistung bringen mit zunehmendem Alter sei das wohl immer beschwerlicher geworden, mutmaßt Huth. Bereits 2019 wollten die Panhandle Alks ihre Weißenbrunn-Hymne beim Festival in Oberfranken zum Besten geben, doch gesundheitliche Gründe ließen das Vorhaben scheitern. Schlagzeuger Michael Schott hatte damals ganz im Stile von Paulchen Panther für das darauffolgende Jahr versprochen: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder keine Frage.“ Dann kam Corona.

Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Dieser Meinung ist auch Huth. Was ihn so zuversichtlich macht? „1987 hatte sich die Band schon einmal aufgelöst und nach fünf Jahren wiedergegründet.“ Zudem kommt ihm ein Lied von den „Panhandle Alks“ in den Sinn, das das lautet: „Manchmal kommen sie wieder.“

Ob die Fans wie in Vor-Pandemiezeiten wieder in Scharen zum Festival strömen werden? Angesichts Infektionszahlen verhalten sich manche Fans noch vorsichtig. Huth verweist daher darauf, dass in den Pausen stoßgelüftet werde und Masken in Rockabilly-Kreisen inzwischen zum modischen Accessoire gehörten.

Sie sind dabei

• „Eddy and the Backfires“ aus Hannover heizen den Fans mit wildem Rockabilly ein.

•„Sandy and the wild ones“ aus Essen brechen aus dem gewohnten Rockabilly-Alltagstrott aus und covern (man höre und staune!) Punk-Songs von den Sonics („Have Love Will Travel“) und Iggy Pop („Real Wild Child“) im flotten Rockabilly-Gewand. Stimm- und Blickfang der Band ist Sängerin Sandy Wild.

• Die „Foggy Moutain Rockers“, die zu den bekanntesten Rockabilly-Gruppen Deutschlands zählt, vermischen Rockabilly, Skiffle und Country-Musik zu einem scharfen Musikgebräu, bei dem kein Tanzbein mehr still steht. Die Combo aus Bonn hat schon mit der aus Funk und Fernsehen bekannten Gruppe „The Boss Hoss“ zusammengearbeitet. DJ Tom Ullmann umrahmt die Veranstaltung an den Plattentellern.

• Karten gibt es nur an der Abendkasse. Einlass ist um 18 Uhr. Beginn um 20 Uhr.

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