Ärger in Rödental Zurückschneiden oder fällen?

Bevor über eine Fällung der drei Platanen im Narzissenweg entschieden wird, hatte Bürgermeister Marco Steiner den Bau- und Umweltsenat zum Ortstermin geladen. Foto: Schäfer/Lukas Schäfer

Drei Platanen sorgen im Narzissenweg für viel Ärger. Nun hat sich der Bau- und Umweltsenat selbst ein Bild von der Situation gemacht.

 
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Für manchen Hausbesitzer wäre es ein Traum, eine gesunde Platane am eigenen Grundstück stehen zu haben. Doch in Rödental sorgen drei Exemplare aktuell für reichlich Diskussionsstoff. Die Bäume, die sich auf städtischem Grund befinden und eine Wuchshöhe zwischen 25 und 50 Metern erreichen können, wuchern immer weiter aus. Sehr zum Ärger der Anwohner. Daher stellt sich für den Bau- und Umweltsenat die Frage: Sollen die drei Riesen zurückgeschnitten oder besser gleich gefällt werden?

„Diese drei Platanen beschäftigen uns schon seit mehreren Jahren“, erklärte Bürgermeister Marco Steiner in dieser Woche bei einer gemeinsamen Ortsbesichtigung, an der auch die betroffenen Anlieger teilnahmen. „Theoretisch könnten die Anwohner alles absägen, was von den Gewächsen über die Hecke auf ihr Grundstück wuchert.“ Das Problem: Die Platanengewächse stehen in einem engen Fußweg, der in den Narzissenweg einmündet, direkt an der Grundstücksgrenze der Anwohner.

Ursprünglich hatten sogar vier Platanen das Straßenbild geschmückt. Doch der vierte Baum musste vor wenigen Jahren entfernt werden, da seine Wurzeln für die Kanalisation zum Problem wurden. Für die drei verbliebenen Exemplare gibt es aber im Prinzip keinen zwingend erforderlichen Grund für eine Fällung. Sie sind standhaft, werfen keine Äste ab und auch ihre Wurzeln machen keinen weiteren Ärger. „Wir kümmern uns natürlich um die Verkehrssicherheit“, so Steiner. Allerdings wird den Anwohnern im Narzissenweg durch das auswuchernde Geäst und die dichte Baumkrone das Sonnenlicht genommen, wodurch die Grundstücke verdunkelt werden. Das mache auch die Anschaffung einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach deutlich unattraktiver. „Ich kann die Bedenken der Anwohner verstehen. Allerdings sind die drei Bäume auch ein wichtiger Teil der Stadtbegrünung“, so Steiner.

Auch die Anwohner sind sich uneins in der Frage, ob ein Rückschnitt das Problem aus der Welt schaffen würde oder letztendlich nur die Fällung als Ausweg bleibt. „Aus unserer Sicht ist es mehr als fraglich, ob das Zurückschneiden überhaupt Aussicht auf Erfolg hat, oder ob die Platanen in wenigen Jahren noch deutlich mehr auswuchern als heute“, erklärte Bauhofleiter Ulrich Corr. „Am Rathaus haben wir uns für den Rückschnitt entschieden und heute sehen die Bäume schlimmer aus als damals.“

Da sich die drei Riesen direkt an einer Hecke befinden, macht auch eine Ersatzbepflanzung für Corr keinen wirklichen Sinn. „Heute würde man keine Bäume mehr so pflanzen. Selbst wenn an dieser Stelle andere Bäume als Ersatz gepflanzt werden, wuchern die Äste in naher Zukunft wieder über die Grundstücksgrenze der Anwohner und wir haben den gleichen Ärger. An dieser Stelle ist einfach zu wenig Platz. Es macht keinen Sinn, so nah an einer bestehenden Hecke eine Ersatzbepflanzung anzuschaffen.“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ulrich Leicht, sieht das hingegen etwas anders. Er sprach sich auch nach der Ortsbesichtigung klar gegen eine Fällung der betroffenen Platanen aus. „Die Bäume waren schon da, bevor die Anwohner eingezogen sind. Natürlich waren sie damals noch kleiner, aber was kann ein Baum dafür, wenn er groß wird? Die Bäume waren zuerst da.“ Daher erkundigte sich Leicht, ob statt Bäumen eventuell andere Sträucher, Büsche oder Pflanzen als Alternative zur Kettensäge möglich wären.

Da sich die Frage des Fraktionsvorsitzenden vor Ort nicht eindeutig beantworten ließ, machte Leicht einen Kompromissvorschlag. Aus seiner Sicht wäre es nämlich durchaus möglich, bei einer Fällung der Platanen für eine entsprechende Ersatzbepflanzung zu sorgen: „Bevor wir entscheiden, ob die Platanen zurückgeschnitten oder gefällt werden, sollten wir uns bei einem Experten des Bund Naturschutzes erkundigen. Der kann uns dann sagen, ob und welche Alternativen an dieser Stelle möglich sind, bevor wir mit der Kettensäge anrücken.“

Letztendlich schlossen sich auch die übrigen Mitglieder des Bau- und Umweltsenates dem Vorschlag an. „Ich denke, es ist ein guter Kompromiss, sich bei dieser Frage von einem Experten beraten zu lassen“, so Bürgermeister Marco Steiner abschließend. Somit bleiben die drei Platanen vorläufig unangetastet an der Grundstücksgrenze der Anwohner bestehen.

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