Rosenberg Festspiele Kronach Modernes Märchen in altem Gemäuer

Heike Schülein

Mit dem Familienstück „Aschenputtel – Ein Sommermärchen“ starten die Rosenberg Festspiele in die neue Saison. Die Hauptfigur ist ein Kind der Gegenwart.

 
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Eine junge, selbstbewusste Frau, die sich für Technik und Wissenschaft interessiert und keinesfalls Prinzessin werden möchte: Das Aschenputtel in der Stückfassung von Anne Scherliess ist alles andere als ein armes Waisenkind, das hilflos den Gemeinheiten ihrer bösen Stiefmutter und eingebildeten Stiefschwestern ausgesetzt ist. Und auch ihr verführerischer Prinz entspricht wahrlich nicht der gängigen Vorstellung: Er möchte nämlich gar kein Prinz sein – und schon gar nicht heiraten.

„Wir wollten keine flache, schablonenhafte Märchenfigur eines bemitleidenswerten Mädchens, sondern die Figur in die heutige Zeit rücken, aufwerten und ihr eine eigene Geschichte geben“, erklärt die künstlerische Leiterin der Rosenberg Festspiele, Anja Dechant-Sundby. In Kronach dürfen sich alle Besucher daher auf eine moderne, zeitgemäße Version des Klassikers freuen. Das Aschenputtel von heute ist weder unterwürfig noch scheu, sondern geht couragiert eigene Wege. Mit Vorliebe frönt die junge emanzipierte Frau, die sich von niemandem unterkriegen lässt, dann auch ihrer Technik-Leidenschaft und baut an einer Maschine.

Launisches Aschenputtel

„Mein Aschenputtel ist ab und an auch mal launisch und blökt ihren Prinzen so richtig an“, lacht Anne Scherliess, die das Stück nach dem Märchen der Gebrüder Grimm verfasst hat und auch selbst die Hauptrolle spielt. Im Gegensatz zur altbekannten Vorlage, in der das Mädchen den Prinzen während eines Balls trifft, auf dem er sich eine Braut aussuchen soll, lernen sich beide dann auch eher durch Zufall kennen. Und zwar nicht im Schloss, sondern im Wald, wo sich der Prinz zunächst als sein Page ausgibt. „Ich bin kein klassischer Prinz. Ich sehne mich nach einem normalen Leben, in dem ich nicht wie ein Prinz behandelt werde“, verrät Artur Hieb, der erstmals bei den Festspielen mitspielt und sich dabei nicht nur in seine junge Braut, sondern auch in das „fantastische“ Kronach und die romantische Kulisse der Festung Kronach blitzverliebt hat. Zur Seite steht ihm sein treuer Page (Gregor Nöllen), der mit seinem widerspenstigen Dienstherrn seine liebe Not hat und das, obwohl er doch selbst unsterblich verliebt ist.

Liebes-Karussell

Regie in diesem Liebes-Karussell führt erstmals Bernd Berleb, der dem treuen Kronacher Stammpublikum bereits als Darsteller bekannt ist, und heuer zum zweiten Mal mitwirkt. „Eine Mischung aus klassischem Märchen und moderner Fassung ist keine leichte Aufgabe“, würdigt er die Leistung von Anne Scherlies, die sich bereits im vergangenen August an die Arbeit gemacht hatte. Zur Aufführung gelangt – nach zweifacher Überarbeitung – ihre dritte, auf alle Akteure maßgeschneiderte Fassung, mit der der Regisseur nunmehr rundum happy ist. Geprobt wurde zweieinhalb Wochen ab dem 23. April. Mit dem Probenverlauf mit einer „Superstimmung“ im Team zeigt er sich ebenfalls rundum zufrieden. Die Vorfreude ist riesig – insbesondere auch, da man wohl gänzlich ohne Corona-Maßgaben auskommen wird.

515 Plätze

„Wir werden die Tribüne – nach heutigem Stand – voll besetzen können, also ohne Abstandsregelung. Daher werden alle 515 Plätze pro Aufführung verkauft“, informiert Tourismus-Chefin Kerstin Löw. Beibehalten wird die gedrehte Zuschauertribüne mit Blick auf die Festung. Gespielt wird heuer auf dem neuen großen Bühnenpodest.

Gezeigt wird „Aschenputtel“ an sieben Terminen. Es gibt noch Karten für alle Aufführungen; auch für die Premiere am 11. Juni. Zusätzlich gibt es sieben Exklusiv-Vorstellungen für Kindergärten und Grundschulen.

Termine und Tickets

Premiere für Aschenputtel ist am 11. Juni (15 Uhr). Weitere Aufführungen: 18. Juni (11 Uhr), 25. Juni (15 Uhr), 3. Juli (11 Uhr), 9. Juli, 24. Juli, 7. August (jeweils 15 Uhr). Karten-Vorverkauf auf www.rosenbergfestspiele.de, bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen und in der Kronacher Touristik-Information, Telefon 09261/97236.

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