Rosenberg-Kindergarten Kronach Vandalen zerstören Waldsofa

Heike Schülein
Ein Bild der Verwüstung: Unbekannte haben das Waldsofa des Rosenberg-Kindergartes in Kronach zerstört Foto: /Rosenberg Kindergarten

Unbekannte haben den „Mut-Mach-Weg“ des Rosenberg-Kindergartens verwüstet. Dabei hat die Wut der Täter auch das Herzstück des Projekts getroffen.

 
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Kronach - Vögel zwitschern auf den Bäumen, der Wind rauscht in den bunten Blättern, Sonnenstrahlen durchdringen den grünen Wald: Im direkt an ihre Kita angrenzenden Festungswald haben sich die Jungen und Mädchen des Rosenberg-Kindergartens ihr eigenes kleines Reich geschaffen. Immer mehr - selbst liebevoll hergestellte - kleine und große Kunstwerke lassen ihren „Mut-Mach-Weg“ anwachsen und schöner werden, laden zum Staunen und Entdecken ein. Doch genauso oft, wie neue Highlights hinzukommen, machen sich auch Vandalen und Diebe ans Werk. Nunmehr fiel ihnen sogar das Herzstück des Rückzugsorts - das „Waldsofa“ - zum Opfer.

„Das zu sehen, war für unsere Kinder wirklich schlimm“, erzählt Birgit Kestel, Leiterin des katholischen Maria Theresia Gerhardinger-Kindergartens, besser bekannt als „Rosenberg“-Kindergarten. Jedes Kind hat auf dem zwischen Bäumen und Sträuchern errichteten „Waldsofa“ seinen eigenen Sitzplatz, markiert durch einen mit seinem Namen versehenen Holzpfahl. Diese farbigen Holzpfosten wurden mutwillig herausgerissen, das „Waldsofa“ verschmutzt und die Sitzflächen zum Teil zerstört. Damit fand nun eine ganze Serie an Beschädigungen und Diebstählen, unter denen die kleine Oase im Grünen immer wieder zu leiden hatte, ihren vorläufigen traurigen Höhepunkt.

Mut-Mach-Weg

„Wir wollten ein Projekt, an dem sich alle beteiligen können: die Kinder in der Notbetreuung, sowie die, die über Monate hinweg nicht in ihren Kindergarten durften“, erklärt Birgit Kestel die Hintergründe des bereits während des ersten Corona-Lockdowns entstandenen „Mut-Mach-Wegs“. Mit der Aktion wollte man den Jungen und Mädchen etwas Abwechslung in dieser schweren Zeit schenken und sie bei einem Entdeckungs-Spaziergang mit ihren Eltern ein wenig auf andere Gedanken kommen lassen. Zudem wollte damit auch das Zusammengehörigkeitsgefühl aufrecht erhalten, nachdem ja viele Kinder über einen so langen Zeitraum ihre Freunde vom Kindergarten nicht treffen konnten.

Nicht zuletzt war sie eine Anregung, sich kreativ zu betätigen. Eifrig wurde hierfür in der Notbetreuung im Kindergarten gebastelt und gemalt, während die anderen Kinder zuhause gemeinsam mit ihren Eltern kleine Kunstwerke entstehen ließen. So konnte der vom Kindergarten-Gelände bis in den Festungswald führende Weg immer weiter mit Figuren oder Symbolen aus Naturmaterialien verschönert werden. „Das Projekt wurde sehr gut angenommen. Wir erhielten von den Kindern oder Eltern immer wieder Rückmeldung, wenn sie etwas Neues entdeckt hatten“, freut sich die Leiterin. Immer wieder sei es jedoch zu Diebstählen und Zerstörungen gekommen: Moosherzen wurden geklaut, Befestigungen herausgerissen, Figuren kaputt gemacht ... Auch bunt bemalte Steine seien mitgenommen worden - trotz des Vermerks, diese bitte liegen zu lassen. Nachdem schließlich auch das „Waldsofa“ zerstört wurde, reicht es den Verantwortlichen des Kindergartens jetzt endgültig.

Mutwillig und mit Absicht zerstört

„Ich kann das einfach nicht verstehen. Das hat nichts mehr mit einem dummen Jungenstreich zu tun. Das ist purer Vandalismus. Diejenigen wissen gar nicht, was sie damit den Kindern antun“, schüttelt Birgit Kestel mit dem Kopf. Dem kann sich die Erzieherin Martina Zwosta nur anschließen. Die Kinder seien jedes Mal sehr traurig, wenn gerade eines ihrer eigenen Werke zerstört oder geklaut wurde. Martina Zwosta war es auch, die das zerstörte „Waldsofa“ entdeckt hatte. Die Beschädigungen seien mutwillig und mit voller Absicht erfolgt; benötige man doch durchaus Kraft, um die im Boden fest verankerten Pfähle aus dem Boden zu reißen.

In der Nähe des zerstörten „Waldsofas“ habe ein Partygrill gestanden und abgebrannte Teelichter, die einfach achtlos zurückgelassen wurden. „Wenn man schon feiert, dann soll man halt seinen Müll wieder mitnehmen und nicht einfach in der Natur lassen“, ärgert sich die Erzieherin zudem über diese Umweltverschmutzung. Der Natur- und Umweltgedanke nimmt im Rosenberg-Kindergarten schon seit jeher einen großen Stellenwert ein. Im Wald könnten die Kinder toben, klettern, spielen, herumspringen, sich verstecken und vieles mehr. Manche bräuchte einige Zeit, um den Wald für sich zu entdecken. „Dann aber beginnen sie, Stöckla zu sammeln, Höhlen zu bauen; sie werden kreativ. Das ist sehr schön, das mit anzuschauen“, freut sich Martina Zwosta.

Über die Zerstörung habe man im Kindergarten mit den Kindern gesprochen. „Wir haben ihnen erklärt, dass das ganz dumme Menschen sind, die das Eigentum anderer Leute kaputtmachen“, berichtet die Kiga-Leiterin. Dadurch, dass sie diese Zerstörung und den Verlust selbst erfahren mussten, denken Birgit Kestel und Martina Zwosta, dass die Kinder daraus für sich selbst vieles gelernt haben und fremdes Eigentum nun noch mehr achten. Mittlerweile haben tüchtige Eltern das „Waldsofa“ wieder errichtet und auch die Namens-Pfosten wieder eingeschlagen. Aber noch einmal lässt sich der Kindergarten das nicht mehr gefallen. Sollte noch einmal etwas zerstört werden, wird man dies zur Anzeige bringen.

Familienweg

Dass es glücklicherweise auch anders geht, zeigt beispielsweise der Familienweg der evangelischen Kita „Villa Sonnenschein“ in Kronach. Diese beteiligt sich heuer am - von den Vereinten Nationen ernannten - „Internationalen Tag der Familie“ am 15. Mai in Form eines Familienwegs - eine gemeinsame Aktion von Familien, die damals gerade ihr Kind in der Notbetreuung hatten, sowie von Familien, deren Kinder damals zuhause waren. Der Weg beginnt beim hinteren Parkplatz des Crana Mare und endet am Kreuz vom Kreuzberg. Gestaltet ist er mit bunten Bildern, die die Kinder gemalt haben. Weiter finden sich auf dem Weg niedergeschriebene gute Gedanken und Sprüche sowie kleine Aufgabenstellungen. Der Weg ist auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich. „Unseren Familienweg gibt es noch; soweit ist alles in Ordnung. Wir haben bisher keine negativen Rückmeldungen von Beschädigungen bzw. Diebstählen erhalten oder wahrgenommen“, erklärt die Fachkraft für Sprachliche Bildung, Andrea Roderer, auf deren Anregung hin das Angebot geschaffen worden war.

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