„Mäuschen ist ein Paradebeispiel für schlechte Zucht bei Bernhardinern“, urteilt Martin Rütter in der Sendung: „Alle Krankheiten, die ein Bernhardiner haben kann, hat Mäuschen in einem Körper gefangen.“ Kaum kalkulierbare künftige Arztkosten machen den Bernhardiner, zusätzlich zu seiner Größe, zu einem schwer vermittelbaren Hund.
Ein erster Vermittlungsversuch war in Folge 3 gescheitert, weil Mäuschen mit der Bernhardinerdame der Familie in spe nicht klarkam. Denn so sanft und gutmütig der Riesenvierbeiner auch ist – in seinen sechs Zwingerjahren hatte der Bernhardiner keinerlei Kontakt zu Artgenossen und keine Chance zur Sozialisation.
Doch die Hoffnung kommt aus dem rund 250 Kilometer entfernten Bad Dürkheim. Hier zeigen Sandra und Thiemo auf ihrer Hausbaustelle, dass sie anpacken können. Ideale Voraussetzungen für den 66-Kilogramm-Hund. „Genau den!“, sagt Sandra, und Partner Thiemo freut sich auf den „tapsigen Teddybär“, wie er schmunzelt: „Der ist ein bisschen so wie ich.“ Das Paar aus Rheinland-Pfalz rührt die Geschichte vom halbverhungerten Koloss, der bei Britta Merkel und ihrem Tierheim-Team liebevoll wieder aufgepäppelt wurde, körperlich wie emotional, und nun „einfach nur Liebe braucht“, wie Britta Merkel sagt.
Dass der Riesenhund auch eine Riesenaufgabe ist, merken Sandra und Thiemo schnell. Den steilen Garten für den schweren, kranken Hund „bernhardinersicher“ zu machen, ist dabei noch nicht einmal die größte. Das TV-Format lässt einige Wochen verstreichen, zeigt Mäuschen dann zufrieden in seinem neuen Zuhause, auch Britta Merkel darf ihren Schützling besuchen und sehen, wie gut es ihm ergangen ist.
Dann der „worst case“, wieder einige Wochen später. Zu 90 Prozent sei Mäuschen ein gechillter Hund, sagen die Hundeexperten. Sein großes Manko: Er hat in seiner jahrelangen Zwingerhaltung den Umgang mit anderen Hunden nie gelernt. Im Park reißt sich Mäuschen von der Leine und geht auf einen kleinen Hund los. Eine „Verkettung unglücklicher Umstände“, wie Martin Rütter sagt. Der Schock: Der kleine Hund erleidet eine Bisswunde, an deren Infektion er wenig später stirbt. Ein Drama für alle Beteiligten. Nervenaufreibende Wochen beginnen für Martin Rütter und sein Team, Telefonate mit der Halterin, die sich zwar traurig, aber sogar noch verständnisvoll zeigt: Sie finde es gut, dass auch solchen Hunden noch eine Chance gegeben werde. Und auch viele Gespräche mit Sandra und Thiemo, die vielleicht auch unsicher sind, wie es mit Mäuschen und ihnen weitergehen kann. Hat sich Mäuschen selbst ins Aus geschossen?
Wenigstens diese Hundegeschichte findet aber dann doch ein gutes Ende. Das Paar aus Bad Dürkheim entscheidet sich für den Bernhardiner-Rüden und wird ihm einen schönen Lebensabend ermöglichen. Nur das Gassigehen geht künftig nicht mehr ohne Maulkorb. Aber da hat Mäuschen schon Schlimmeres hinter sich.
Ein Happy End gibt es übrigens auch für den ängstlichen Axel: Er findet nicht nur den Weg unter dem Bett hervor und aufs Sofa seiner Pflegemama, sondern auch den in ihr Herz. Es lohnt sich, auch den Unvermittelbaren unter den Tierheimhunden eine Chance zu geben, das ist die Botschaft der Sendung. Blauäugig sollte man an die ganze Sache aber nicht herangehen, denn viele Tiere haben einfach zu schlimme Dinge erlebt, die ihnen ein sozialisiertes Leben nicht leicht machen. Verdient haben die Chance dazu aber alle – und, wie Mäuschens neues Frauchen treffend formuliert: „Wir sind unheimlich reich geworden“, sagt sie: vor allem durch das Gefühl, gebraucht zu werden.
In Deutschlands Tierheimen werden jährlich rund 75 000 Hunde abgegeben. Sie alle warten auf eine Chance.