Rücktritt in Weitramsdorf Andreas Carl hört als Bürgermeister auf

Andreas Carl tritt als Bürgermeister der Gemeinde Weitramsdorf zurück. Foto:  

Der Kommunalpolitiker zieht sich von der Spitze der Gemeinde Weitramsdorf zurück. Er bittet darum, „jetzt nicht Ursachenforschung zu betreiben“.

 
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Andreas Carl, seit dem 1. Mai 2020 Bürgermeister der Gemeinde Weitramsdorf, tritt von dem Amt zurück. Das gab er am Dienstag bekannt. Carl gehört der Dorfgemeinschaft Neundorf (DGN) an. Er teilte mit, am Montagabend habe er den Gemeinderat um seine vorzeitige Entlassung aus dem Amt gebeten. Dieser habe seinem Wunsch entsprochen.

Obwohl er als langjähriger Gemeinderat bereits einen gewissen Einblick in die Gemeindepolitik gehabt habe, „hätte ich mir nicht vorstellen können, dass das Amt des Bürgermeisters, welches ich mit Euphorie angetreten habe, mich so belasten würde“, sagte Andreas Carl.

In seiner Zeit an der Spitze der Gemeinde habe er nicht mehr ruhig schlafen können, „es ging mir gesundheitlich nicht gut“. Er habe sich „zum Negativen verändert, war stets angespannt und gereizt. Gerade in meinem privaten Umfeld habe ich dies oft zu hören bekommen.“

Entscheidung schon 2021

Zwischendurch seien auch in seiner Familie „viele Dinge passiert und verloren gegangen, die mich Kraft gekostet haben“. Diese Umstände hätten ihn darüber nachdenken lassen, „welchen Wert die Arbeit als Bürgermeister für mich tatsächlich hat“. Auch die Frage, ob er dies seiner Familie weiterhin so zumuten wolle, habe eine sehr wichtige Rolle bei seiner Entscheidung gespielt, das Amt aufzugeben, so der 51-Jährige.

Nachdem die ersten eineinviertel Jahre als Bürgermeister nicht einfach für ihn gewesen seien, habe er sich schon im vergangenen Jahr dazu entschlossen, von seinem Rückkehrrecht zu seinem bisherigen Arbeitgeber, einer Krankenkasse, Gebrauch zu machen. Dass diese Entscheidung erst jetzt wirke, sei der vertraglichen Vereinbarung geschuldet, dass er die Rückkehr in seinen alten Beruf „weit vorher“ habe schriftlich anzeigen müssen. Die beiden Bürgermeister-Stellvertreter, Henning Kupfer (CSU) und Dominik Juck (SPD), habe er frühzeitig eingeweiht. Er sei dankbar, dass sie das vereinbarte Stillschweigen eingehalten hätten. Das habe verhindert, Spekulationen Tür und Tor zu öffnen.

In der Zeit, „in der ich wusste, dass für mich die Zeit als (...) Bürgermeister abläuft, habe ich weiterhin alles für die Gemeinde Weitramsdorf gegeben“, so Carl weiter. Trotz widriger Umstände habe es ihn „sehr viel Überwindung gekostet, den Job als Bürgermeister aufzugeben. Gerade auch, weil mich im Vorfeld so viele Menschen unterstützt und an mich geglaubt haben“.

Er bitte darum, „jetzt nicht Ursachenforschung zu betreiben oder Schuldzuweisungen zu verteilen“. Die Gründe für seinen Rücktritt lägen „einzig und allein in meiner Person und der Tatsache, wie ich mit bestimmten Dingen umgehe oder eben nicht umgehen kann“. Er merke, dass ihn das Amt des Bürgermeisters innerlich aufreibe, „weil die Rahmenbedingungen für mich einfach nicht passen“, betonte Andreas Carl.

„Einiges geschafft“

Er sei davon überzeugt, „dass wir in den vergangenen zwei Jahren trotz Corona einiges geschafft haben, auf das man aufbauen kann“. Die Gemeinde habe das Bürgerinformationssystem eingeführt. Die Gemeinde-App finde großen Zuspruch. Auch das schnelle Handeln bezüglich des Breitbandausbaus würden die Einwohner noch dieses Jahr bemerken. Das Baugebiet „Truckenbach“ in Weitramsdorf werde noch in diesem Jahr erschlossen, und gegenüber werde mit dem Parkplatz am Rathaus ebenfalls ein schon länger anstehendes Projekt begonnen. Hier soll zudem eine Ladesäule für Elektroautos installiert werden.

In der Ortsmitte von Weitramsdorf seien die Anfänge für die Neugestaltung gemacht. Auch in der Nahversorgung in Weitramsdorf werde sich möglicherweise etwas verändern. Gespräche, die er dazu geführt habe, seien positiv verlaufen. Dies könnte dazu führen, dass die Erneuerung des Dorfplatzes schneller vorankommen könne.

Der Kindergartenanbau in Weitramsdorf laufe gerade an. Andreas Carl hoffe, dass der Neubau der Kita in Weidach ebenfalls bald beginnen könne. Beim ASB-Wohnpark in Weidach werde noch heuer die Straßensanierung starten. Dies schaffe die Voraussetzung dafür, dass künftig ältere Bürger die Fahrbahn ohne Probleme überqueren können.

Die Brücke über den Tambach in Altenhof sei nach vielen Jahren endlich fertiggestellt worden. Die Erarbeitung eines Hochwasserschutzkonzeptes sei für das gesamte Gemeindegebiet beschlossen worden. Damit sei auch hier ein wichtiger Meilenstein gesetzt worden.

„Insgesamt hat die Gemeinde Weitramsdorf eine hervorragende Ausgangsposition, um in eine positive Zukunft zu blicken“, so das Fazit des scheidenden Bürgermeisters. Er wünsche seinem Nachfolger „viel Erfolg bei der Umsetzung der anstehenden Projekte“.

Neuwahl vermutlich am 26. Juni

Andreas Carl war am 28. März 2020 zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Weitramsdorf gewählt worden. Er trat am 1. Mai des gleichen Jahres die Nachfolge von Wolfgang Bauersachs (parteilos) an, der nicht mehr kandidiert hatte. Carl (DGN) hatte sich in der Stichwahl mit 58,62 Prozent der Stimmen gegen Max Kräußlich (Freie Wähler) durchgesetzt. Andreas Carl hatte sich unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses überwältigt von dem Vertrauensbeweis der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gezeigt und von einem „tollen Ergebnis“ gesprochen. Im ersten Wahlgang waren die Bewerber von CSU und SPD, Harri Schleifenheimer und Dominik Juck, ausgeschieden. Die Neuwahl findet vermutlich am 26. Juni statt.

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