Ruf nach Biber-Abschuss Naturschützer nehmen Landwirte ins Visier

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Der Biber bringt laut Bund Naturschutz mehr Nutzen als Schaden. Foto: Patrick Pleul

Bei der politischen Schlachtschüssel hatte der Bauernverband Abschusspläne für Biber und Wildgänse gefordert. Das lässt der Bund Naturschutz so nicht stehen.

 
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Coburg - Die Forderung Coburger Landwirte bei der politischen Schlachtschüssel nach einem Abschussplan für Wildgänse und Biber (NP vom 16. Februar) ) stößt auf Kritik des Bund Naturschutz. In manchen Gegenden sei kein Schutz mehr notwendig, man müsse klar stellen wer der Chef ist, hatte Martin Flohrschütz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes gesagt. Dies gelte laut Bernd Reisenweber, Bürgermeister von Ebersdorf bei Coburg, auch für Waschbär, Wolf und Goldschakal.

Der Bund Naturschutz spricht in einer Entgegnung von „pauschaler undifferenzierte Polemik“. Auf der Videokonferenz der Lichtenfelser und Coburger Bauenverbands-Vetreter habe man es geschafft, fremdländische Tierarten wie Waschbär, Nilgänse und Goldschakal mit einheimischen Tierarten wie Biber

und Wolf in einen Topf zu schmeißen. Wer nicht differenziert hinsehen möchte, der gebe denen, die polarisieren, Recht. Es sei versäumt worden, die positiven Aspekte der Medaille zu beleuchten.

Es sei richtig, dass die Landwirtschaft mit dem zurückgekehrten Biber Probleme hat. Aber es sei auch richtig, dass diese Wasserbauer Lebensraum für bedrohte Tierarten zurückbringt. Biber beanspruchten auch

Gewässerrand. Mit ihren Dämmen überschwemmten sie zuweilen die Wiesenlandschaften. Dieser Sachverhalt werde moniert. Doch seien die überschwemmten Bereiche auch Lebensraum für verschiedenste Tierarten.

Gut fürs Grundwasser

Zudem stehe das Wasser hinter dem Damm der Grundwasserneubildung zur Verfügung. Das müsse doch auch für die Landwirte in zunehmenden Trockenperioden ein wichtiges Argument sein, so der Bund Naturschutz. Da höre man meist nur hinter vorgehaltener Hand etwas.

Biber und auch Wildgänse seien keine heiligen Kühe, sie würden auch durch Fang und Abschuss gemanagt. Den Vollzug führten die Mitarbeiter an den Naturschutzbehörden durch. „Wir brauchen keine Abschusspläne für Wildgänse und Biber, wir haben das Management“, erklärte Horst Schwemmer, Bibermanager des Bund Naturschutz.

„Artenreicher und kostengünstiger“

Es sei nicht so, wie es Bürgermeister Reisenweber formuliert, dass überschwemmte Flächen dem Hochwasserschutz (Beispiel Sesslach) nicht mehr zur Verfügung stehen. Denn das Wasser habe in der Aue Platz. Dies sei auch eine wichtige Funktion der Aue, ob mit oder ohne Damm. Biber seien die wichtigsten Verbündeten, um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern. Horst Schwemmer: „Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind wesentlich artenreicher und kostengünstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop, deswegen relativieren sich auch die Schäden“.

Nutzen deutlich größer

Der Biberschadensfonds sei für dieses Jahr um 100.000 Euro auf 450.000 Euro erhöht. Ein guter Schritt in die richtige Richtung, mehr wäre aber noch besser gewesen. Trotzdem verkenne die Verengung der öffentlichen Diskussion beim Biber auf monetäre „Schäden“ in der Landwirtschaft oder bei Fischteichen völlig die Leistungen und Vorteile gerade dieser Tierart für den Naturhaushalt, anderen gefährdeten Arten, aber auch die viel höheren wirtschaftlichen Vorteile für den Menschen. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen des Bibers (kostenlose Renaturierungsleistungen, Wasserqualität, Wasserrückhalt) sei in Bayern wohl

um den Faktor 70 größer als die einzelnen Schäden bei Land-, Forst- oder Teichwirten.

Zum Thema Waschbär und Nilgans sagte Schwemmer: „ Der Nordamerikaner unterliegt in Deutschland dem Jagdrecht und ist ganzjährig jagdbar. Die Nilgans, die nicht hier gehöre, wie Bürgermeister Reisenweber sagt, hat Jagdzeit von August bis Mitte Januar.“

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