Sabine Dittmar Staatssekretärin bei Karl Lauterbach

Sie ist zwar nicht Gesundheitsministerin, aber ganz nah dran: Als parlamentarische Staatssekretärin arbeitet Sabine Dittmar künftig eng mit Minister Karl Lauterbach zusammen.

 
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Als Ärztin half Sabine Dittmar in den vergangenen Monaten oft beim Impfen aus. Dazu wird sie vermutlich künftig keine Zeit mehr haben: Die Maßbacherin wird parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium. Foto: /Marco Heumann/ NP Archiv

Kreis Haßberge - Noch vor wenigen Monaten war ihr Einzug in den Bundestag alles andere als sicher, nun hat Sabine Dittmar ihrer politischen Karriere ein vorläufiges Krönchen aufgesetzt: Am Dienstag wurde die 57-jährige Maßbacherin vom künftigen Minister Karl Lauterbach als parlamentarische Staatssekretärin ins Gesundheitsministerium berufen. Mit der Sozialdemokratin schafft es die zweite Frau aus dem Bundeswahlkreis 248 Bad Kissingen in einen ministeriellen Aufgabenbereich der neuen Bundesregierung. Vergangene Woche war bereits die Hammelburger Grünen-Abgeordnete Manuela Rottmann zur Staatssekretärin ins Landwirtschaftsministerium unter Cem Özdemir bestimmt worden.

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Nun also die Berufung von Sabine Dittmar. Am 13. März dieses Jahres lag diese noch in weiter Ferne. An diesem Tag hatte die bayerische SPD in Schwabach ihre Landesliste aufgestellt – in Bayern seit jeher die einzige Möglichkeit für Sozialdemokraten auf einen Einzug in den Bundestag, waren die Direktmandate doch bislang scheinbar stets von CSU-Bewerbern abonniert (auch von einem Grünen-Direktmandat-Gewinn in München wusste man seinerzeit noch nichts). 18 Abgeordnete stellte die Bayern-SPD damals in Berlin, aufgrund der miserablen Umfragewerte schien diesmal aber höchstens Platz zwölf noch als sicher. Sabine Dittmar landete auf Rang 14.

Die Enttäuschung darüber war groß, zumal die Maßbacherin auch noch vergeblich versucht hatte, über eine Kampfkandidatur gegen die Münchner Abgeordnete Claudia Tausend Listenplatz 10 zu erreichen. Doch entmutigen ließ sie sich nicht. Bereits im Sommer holte die SPD auf und Sabine Dittmar durfte – vorsichtig – mit einer Wiederwahl hoffen. Eine Zitterpartie blieb’s trotzdem am Wahlabend, letztlich aber eine unbegründete. Sabine Dittmar zog locker in den Bundestag ein und konnte ihre Arbeit als gesundheitspolitische Sprecherin, die sie seit 2018 für die SPD-Bundestagsfraktion übernommen hatte, fortsetzen.

Dabei war sie maßgeblich an der Fortschreibung des Infektionsschutzgesetzes beteiligt, dessen Maßnahmen und Notwendigkeit sie nun auch immer mehr in der Öffentlichkeit vertrat. Und auch wenn sie dabei nicht die Bildschirmzeiten eines Karl Lauterbachs erreichte (oder vielleicht gerade deshalb), war die Unterfränkin plötzlich als Gesundheitsministerin im Gespräch. Zugetraut hätte sie es sich, wie sie gegenüber der Neuen Presse auf die entsprechende Anfrage kürzlich geantwortet hatte: „Wer mich kennt weiß, dass ich mit großer Leidenschaft für die Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung arbeite.“

Dies kann die Ärztin, die lange Jahre gemeinsam mit ihrem Mann eine Praxis in Maßbach führte, nun noch effektiver als je zuvor. „Ich freue mich sehr, künftig die Gesundheitspolitik auf Bundesebene an noch verantwortungsvollerer Stelle mitgestalten und voranbringen zu können“, sagte Sabine Dittmar am Dienstag nach Bekanntwerden ihrer Berufung. Dass es nicht das Ministeramt geworden ist, sei definitiv keine Enttäuschung, betont die Maßbacherin. „Karl Lauterbach ist eine gute Wahl, gerade, wenn es darum geht, Corona wirkungsvoll zu bekämpfen“, sagt sie. Die Aufgabe als Staatssekretärin sei gewiss eine Herausforderung, „aber auch eine Anerkennung für meine Arbeit in den vergangenen Jahren“. Gesundheitspolitik sei schon in der vergangenen Legislaturperiode ein wichtiger Faktor gewesen und werde es auch künftig sein, und zwar „weit über die Pandemiebekämpfung hinaus“, wie die Bundestagsabgeordnete betont. Nicht umsonst nehme der Bereich „Gesundheit und Pflege“ im Koalitionsvertrag breiten Raum ein. Dittmar: „Hier gilt es viele Ideen zu verwirklichen, die mir als Gesundheitspolitikerin und Sozialdemokratin sehr am Herzen liegen. Unser Ziel muss es sein, dass alle Menschen in Deutschland medizinisch und pflegerisch gut versorgt werden. Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege und eine Reform der Krankenhausfinanzierung.“ Letzteres dürfte vor allem ihre Wähler in den Haßbergen aufhorchen lassen, steht es doch mit den Finanzen der Haßberg-Kliniken seit Jahren eher schlecht als recht bestellt. Covid habe aber auch gezeigt, „dass wir den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung neu aufstellen müssen“, nennt Sabine Dittmar noch weitere künftige Baustellen im Gesundheitsministerium. Sie selbst hatte in den vergangenen Monaten immer wieder in ihrem Wahlkreis zur Spritze gegriffen und bei Sonderimpfaktionen mitgeholfen. Zudem hatte die ausgebildete Ärztin in ihrem Haßfurter Bürgerbüro am Marktplatz eine offene Bürgersprechstunde mit Impfberatung angeboten.

Dass allein eine hohe Impfquote helfen könne, weitere Corona-Wellen zu vermeiden, davon ist die künftige Staatssekretärin überzeugt. Dabei komme man leider auch nicht mehr um eine allgemeine Impfpflicht herum. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits, das Infektionsschutzgesetz wird in diesen Tagen erneut überarbeitet.

Gratuliert hat am Dienstag auch die dritte Dame im Bunde, die den Wahlkreis Bad Kissingen aktuell in Berlin vertritt: Dorothee Bär (CSU), selbst zunächst als Staatssekretärin im Verkehrsministerium und dann als Staatsministerin im Bundeskanzleramt für Fragen der Digitalisierung zuständig, und nun in ungewohnter Rolle in der Opposition, sendete am Dienstag Glückwünsche via Facebook, sowohl an Sabine Dittmar als auch an Manuela Rottmann: „Eine glückliche Hand für unsere gemeinsame Heimat und Gottes Segen.“