Während der Inka-Herrscher und sein Hofstaat während der Wintermonate in Machu Picchu weilten, arbeiteten den Rest des Jahres Hunderte von Dienern – sogenannte Yanacona - in den Anlagen, auf den Feldern und Gartenterassen an den steilen Berghängen. Die Yanacona wurden den Inkas häufig als menschliche Tribute aus eroberten Gebieten oder von Angehörigen der herrschenden Eliten geschenkt.
Friedhöfe für einfache Leute
Die Überreste der Dienstboten wurden auf vier Friedhöfen, die am Rand von Machu Picchu lagen, bestattet. „Die einfachen Gräber enthalten manchmal mehrere Tote und liegen in flachen, von großen Felsblöcken bedeckten Gruben im Schutz grober Steinmauern oder unter natürlichen Felsüberhängen“, schreiben die Archäologen in ihrer Studie.
Lucy Salazar und ihr Team haben für ihre insgesamt zwölf Jahre dauernden Forschungsarbeiten die Überreste von 34 Toten aus den vier Grabstätten Machu Picchus genetisch untersucht. Die DNA-Proben verglichen sie mit dem Erbgut von Toten aus dem nahen Urubamba-Tal, aus der Umgebung Cuscos und anderen Landfesteilen Perus.
Kosmopolitische Stadt von Royals und Untertanen
„Unsere Studie konzentriert sich nicht auf das Leben der Royals oder der politischen Eliten, sondern auf die einfachen Menschen, die nach Machu Picchu gebracht wurden, um dem Inka-Adel zu dienen, und die hier lebten und den Palast in Schuss hielten“, erläutert Koautor Lars Fehren-Schmitz von der University of California.
Woher die Yanacona von Machu Picchu stammten, konnten die Forscher ebenfalls mit Hilfe von Genom-Vergleichen herausfinden. „Die DNA-Analysen bestätigen die historischen Überlieferungen, nach denen diese Haushälter aus vielen ethnischen Gruppen stammten, die unter der Herrschaft der Inka standen“, berichtet Koautor Richard Burger von der Yale University. „Die Individuen zeigen genetische Abstammungen, die auf eine Herkunft aus dem gesamten Inka-Reich hindeuten - von der Küste über das Hochland bis nach Amazonien.“
Das alltägliche Leben in der Bergstadt sei, so das Fazit der Archäologen, „offensichtlich nicht von den ethnischen oder regionalen Hintergründen geprägt“ gewesen. „Machu Picchu war eine kosmopolitische Gemeinschaft“, betont Richard Burger, „in der Menschen ganz verschiedener Herkunft lebten, liebten und gemeinsam begraben wurden.“