Sattelgrund Die Abrissbirne ist bestellt

Veronika Schadeck

Sind die Häuser nahe Sattelgrund weg, soll an der geschichtsträchtigen Stelle ein Rastplatz für Pedalritter und Wanderer entstehen. Indes: Ein Radweg durchs Tettautal lässt weiter auf sich warten.

 
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Diese beiden Häuser in Sattelgrund werden in den nächsten Wochen abgerissen. Entstehen soll an dieser Stelle ein Rad- und Wanderrastplatz mit Gedenktafel an das Leben zu Zeiten der innerdeutschen Grenze, die nur wenige Meter daneben vorbeiführte. Foto: /Veronika Schadeck

Sattelgrund - Noch stehen die zwei sanierungsbedürftigen Häuser am Ortsausgang von Sattelgrund in Richtung Schauberg. Das soll aber in den nächsten Wochen anders werden. Bei der letzten Tettauer Marktgemeinderatssitzung vergangene Woche haben die Räte beschlossen, die Abbrucharbeiten für die beiden Anwesen, Schauberger Straße 34 und 36, an die Unterwellenborner Firma Betting AG zum Preis von 64 913 Euro zu vergeben.

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Entstehen soll auf diesem Areal ein Rastplatz für Radfahrer und Wanderer mit Sitzmöglichkeiten. Zudem soll neben den bereits vorhandenen Grenzdenkmälern in Kleintettau und der Schildwiese/Rennsteig dort ein weiteres entstehen. Wie Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) erklärt, verlief einst nur wenige Meter neben dem künftigen Rad-/Wanderrastplatz die innerdeutsche Grenze.

Der Bürgermeister ist überzeugt, dass – sobald die Temperaturen es zulassen – es auf der Strecke zwischen Alexanderhütte, Schauberg und dem Tettautal nicht zuletzt wegen der Corona-Einschränkungen zu einer „Renaissance für Radfahrer“ kommen wird. Bereits im vergangenen Jahr gab es ein viel stärkeres Radaufkommen gegenüber den Vorjahren. Vor allem die E-Biker nahmen zu, erzählt er. Läuft alles nach Plan, werden bereits im Spätsommer die Radfahrer und Wanderer die Möglichkeit haben, sich auf dem neuen Rastplatz zu erholen und sich gleichzeitig auch mit der Geschichte im ehemaligen Grenzgebiet zu befassen.

Festhalten will der Bürgermeister nach wie vor am Radweg im Tettautal zwischen Sattelgrund und Schauberg. Wie bereits im Jahre 2019 berichtet, ist aber der Thüringische Bund Naturschutz dagegen. Peter Ebertsch hält an dieser Stelle einen Radweg schon aus Verkehrssicherheitsgründen für dringend notwendig, da seit der Fertigstellung der Straße zwischen Schauberg und Judenbach die Strecke stark von Fahrzeugen und Schwerlastverkehr frequentiert wird. Es könne nicht sein, dass ausgerechnet diese Staatsstraße als „Rennsteig-Main-Lions-Mainradweg“ und als europäischer Fernradweg auf den Radwegekarten eingezeichnet ist.

Problem sei, so Ebertsch, dass der angedachte Radweg auf einer der seit den 50er-Jahren stillgelegten Bahnlinie, die teilweise durch das Thüringer Gebiet und das Naturdenkmal „Grüne Band“ führt, entstehen soll. Deshalb genießt dieses Areal einen besonderen Schutzfaktor und soll nicht bebaut werden.

Das Land Thüringen hat sich vor wenigen Jahren entschieden, das Grüne Band innerhalb seiner Hoheit als Naturmonument auszuweisen und einer Bebauung zu entziehen. Zudem wird beim Tettautal von einem engen Tal mit erhaltenswerten Bergwiesen gesprochen.

„Für mich ist das nicht nachvollziehbar“, so Ebertsch. Durchaus sei das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze als Umweltschutz-Initiative sinnvoll. Aber was bringe das, wenn dieses für die Menschen nicht erfahrbar ist. „Es kann nicht sein, dass das Grüne Band zu einer grünen Grenze wird!“

Für ihn sei die Bahntrasse unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes eine gute Sache, denn der Weg müsste nur ertüchtigt werden. Er müsste nicht unbedingt asphaltiert werden, ein befestigter und wassergebundener Schotterweg würde auch genügen. Somit wäre kein weiterer Flächenverbrauch notwendig. Er hoffe auf zeitnahe und erfolgreiche Gespräche mit dem Thüringer Umweltministerium. So schön und sinnvoll der neue Rastplatz in Sattelgrund sein wird, der mitunter starke Verkehr wird bleiben und die Straße wird weiterhin von Radfahrern genutzt werden. Somit bleibt ein hohes Verkehrsgefährdungspotenzial. Erst ein Radweg auf der Bahnlinie wird hier Abhilfe schaffen, so der Bürgermeister. Dankbar ist Ebertsch gegenüber dem Freistaat Bayern. Denn nur im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern – mittlerweile läuft das Nachfolgeförderprogramm „Innen statt außen“ – konnten die beiden heruntergekommenen Anwesen von Privateigentümern erworben werden. „Nur deshalb kann an dieser geschichtsträchtigen Stelle ein Rastplatz für Radfahrer und Wanderer entstehen!“

Weiterhin kann mit den Förderungen das Anwesen „Friedhofsweg 4“, das einst zur Königlich Privilegierten Porzellanfabrik gehörte, abgerissen werden. Ursprünglich wollten dort private Betreiber eine neue Tagespflege einrichten. Mittlerweile haben sich diese Überlegungen erübrigt, da der Stephanusdienst das ehemalige evangelische Pfarrhaus erworben hat und dort eine Tagespflege einrichten wird.

Eine andere Nutzungsmöglichkeit, so Bürgermeister Ebertsch, habe sich nicht ergeben. Auch hier ging der Auftrag für die Abbrucharbeiten an die Betting AG zum Preis von 103 494 Euro.

Insgesamt konnten dank der Förderoffensive Nordostbayern in Tettau ein Dutzend Projekte abgerissen beziehungsweise einer neuen Nutzung zugeführt werden.