Die Regierung sei nicht gebunden, sollten sich die Abgeordneten auf eine Alternative zum Brexit-Abkommen festlegen, stellte May klar. Die automatische Folge einer Ablehnung ihres Deals sei immer noch ein Austritt ohne Abkommen. Zugleich beschwichtigte sie aber: "Ein No Deal wird nicht passieren, solange das Unterhaus dem nicht zustimmt."
Es dürfe aber auch keine Abkehr vom Brexit geben, sagte May. Sie warnte zudem vor einem "langsamen" EU-Austritt mit einer Verlängerung der Frist über den 22. Mai hinaus, womit eine Teilnahme an der Europawahl notwendig wäre, die vom 23. bis 26. Mai stattfindet. Mays Gegner im Parlament kündigten an, der Regierung notfalls per Gesetzgebung ihren Willen aufzuzwingen.
Die Regierung in London will sich noch am Mittwoch vom Parlament den Segen für eine Rechtsverordnung geben lassen, mit der das bisherige Austrittsdatum 29. März auch nach nationalem Recht verschoben werden soll. Sollte die Verordnung nicht gebilligt werden, entstehe zwar Verwirrung und schädigende Unsicherheit, an der Verschiebung des Brexit-Datums ändere sich aber nichts, sagte May.
Sollte Großbritannien ohne Abkommen aus der Staatengemeinschaft ausscheiden, wird mit dramatischen Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche gerechnet. Auch die deutsche Autoindustrie wäre davon betroffen. Denn rund 20 Prozent der deutschen Autoexporte gehen nach Großbritannien. Bei einem No-Deal-Brexit wären nach Angaben der Unternehmensberatung Deloitte etwa 18.000 Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie gefährdet. Fast jeder dritte Neuwagen auf der Insel kommt aus Deutschland.
Der Brexit hat auch die Kauflaune der Deutschen etwas gedämpft. "Die Verunsicherungen durch den ungeklärten Brexit und die nach wie vor ungelösten Handelskonflikte scheinen in diesem Monat verstärkt bei den Verbrauchern angekommen zu sein", berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Sie prognostiziert für April einen Rückgang des Konsumklimaindex im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 10,4 Punkte.