Schloss Weißenbrunn So schön klingt Internationalität

Rudolf Hein

Die Premiere ist gelungen: Der neue Pavillon im Barockgarten von Schloss Weißenbrunn empfiehlt sich für besondere Abende. Wenn nur das Wetter auch mitspielen würde!

 
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Weißenbrunn - Der neuerbaute Pavillon im Barockgarten am Schloss Weißenbrunn ist am Wochenende zu ersten musikalischen Ehren gekommen und durfte sich in der Praxis beweisen. Am Freitag nur eingeschränkt, weil Petrus kein rechtes Einsehen hatte, am Samstag und beim Kinderkonzert am Sonntag bei besten Wetterbedingungen.

Die Gruppe „I Fedeli“ aus der Schweiz und die beiden Solisten des Abends sind ein Gemisch aus sieben Nationen. Sopranistin Baiba Urka stammt aus Lettland, Tenor Jan van Elsacker aus Belgien. Der Leiter der Gruppe, Josué Meléndez, ist Guatemalteke, verheiratet mit der Cembalistin Maria Morozova-Meléndez aus der Ukraine, Catherine Motuz an der Historischen Posaune wurde in Kanada geboren, Gitarrist Miguel Bellas ist Spanier. Heidi Gröger, Violone und Lirone, Nora Thiele, Perkussion, Johannes Frisch, Geige und Bratsche, kommen aus Deutschland.

Alle Musiker eint die Begeisterung und viel Sachwissen um Alte Musik, um Stilrichtungen aus verschiedenen Epochen der klassischen Musik bis etwa 1750. Also war auch der Freitag zwei Vertretern der Musik des 16. und frühen 17. Jahrhunderts gewidmet: Michael Praetorius und John Dowland. Tänze, Lieder, Vertonungen von Psalmen der beiden Komponisten wurden auf zeitgenössischen Instrumenten dargeboten, Zink und stiller Zink, Violone und Lirone, Theorbe, Laute und Gesang webten ein bezauberndes Klangbild.

Leider hatte Petrus nicht nur den Musikern, sondern auch dem Publikum kurzfristig eine tragende Rolle zugewiesen: Pünktlich zum geplanten Konzertbeginn setzte ein Regenschauer ein, der es nötig machte, die Zuschauerstühle und Instrumente in die Scheune zu verlagern. Erst zur Zugabe, schon nach Einbruch der Dunkelheit, erstrahlte der Pavillon im Licht der Scheinwerfer und durfte seine feine Akustik beweisen.

Ganz anders der Konzertabend am Samstag. Wiederum waren nahezu alle Plätze besetzt, das Ensemble hatte sich im Pavillon eingerichtet. Wetterbedingungen: bestens. Das erste Musikstück stammte von Praetorius, aber dann änderte sich alles. Die Musiker schlüpften in ganz neue Rollen. Die Professorin für Historische Posaune gab stimmgewaltig kanadische Traditionals zum Besten, die Sängerin aus Lettland sang ein wunderschönes ukrainisches Volkslied, der belgische Tenor brachte Lieder aus der Heimat seiner portugiesischen Frau, der Beherrscher der Flöten und Holzblasinstrumente zeigte Stimme und Spielkunst an der Gitarre bei brasilianischen und mexikanischen Weisen. Alle Lieder waren von den Musikern ausgewählt worden, mit allen verbinden sich kleine persönliche Geschichten.

Diese exquisite Reise in die Welt der Folkmusik war sozusagen eine Uraufführung und einzigartig. Liedauswahl, Arrangements, Instrumentierung: alles hatte man für diesen Abend in Weißenbrunn zusammengestellt und so noch nie zur Aufführung gebracht. Der Erfolg beim Publikum brachte José Meléndez ins Grübeln: „Vielleicht sollten wir „I Fedeli“ noch etwas breiter aufstellen, und diese Art von Konzert fest ins Programm nehmen.“

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