Schnee in Kronach So streng war der Winter früher

Gerd Fleischmann
Männer aus Marienroth machten im Team die Straße wieder befahrbar. Foto: Fleischmann

Eingefrorene Wasserleitungen und abgeschnittene Ortschaften waren keine Seltenheit. Beim Blättern in alten Zeitungen findet sich auch Kurioses – wie der Behelfspflug einiger Männer aus Marienroth.

 
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–Strenge Winter gehören zum Erscheinungsbild des Frankenwaldes, der nicht von ungefähr das „bayerische Sibirien“ genannt wird. Und zumindest in der ersten Dezemberhälfte 2022 hat der Winter gezeigt, dass er noch nicht ganz verschwunden ist. Wesentlich härter ging es allerdings in früheren Jahren zu.

Besonders schlimm war es im Winter des Jahres 1928/29. Damals sank die Temperatur stellenweise bis 37,5 Grad unter Null. Überall waren Wasserleitungen eingefroren und tauten erst im Mai wieder auf. Die Totengräber entzündeten nächtliche Feuer, um die Gräber ausheben zu können, denn der Boden war noch weit unter der Metermarke hart gefroren.

Geradezu bedrohlich war auch die Eiseskälte 1963 im Frankenwald: Vor sechzig Jahren saß „Väterchen Frost“ zwei Monate fest im Sattel. Die Spitzenwerte lagen bei 32 Grad unter Null. Stolze Minus 25,6 Grad meldete am 15. Januar 1963 die Coburger Wetterstation. Am 19. Januar 1963 kam es dann besonders dick: Ein starker Sturm brachte Schneeverwehungen bis zur Höhe von 180 Zentimetern und legte auf einigen Straßen des Frankenwaldes den Verkehr völlig lahm.

Eine besonders schlimme Situation ergab sich auf der Straße Kronach-Wilhelmsthal-Tschirn. Bei Hesselbach war – in nördlicher Richtung – kein Fortkommen mehr möglich. In der Gegenrichtung blieben die Fahrzeuge zwischen Lahm und Effelter im meterhohen Schnee strecken. Ein Postbus und ein Werksbus saßen von Samstagmorgen bis in die Abendstunden fest. Zu allem Unglück konnte die Schneeschleuder des Straßen- und Wasserbauamtes nicht eingesetzt werden, da die längst bestellten Ersatzteile noch nicht eingetroffen waren. Erst nach elf Stunden konnten die Hilfskräfte den Postbus wieder frei schaufeln.

Auch am Samstag, 20. Januar, war die Welt noch längst nicht in Ordnung. So blieb beispielsweise Hain abgeschnitten, Burkersdorf war in der Nacht „wieder zugeweht“ worden, und in Marienroth entschlossen sich die Bürger am Sonntag zur Selbsthilfe, um den Weg nach Pressig freizubekommen. Viel Einfallsreichtum bewiesen die Wildenberger im Winter 1963, um der „weißen Pracht“ Herr zu werden. Drei Bulldogs, alle mit einer Kette verbunden, zogen einen Schneepflug, auf dem etliche Wildenberger Bürger als „Ballast“ standen und auf diese einfache Weise die Straße wieder für den Verkehr befahrbar machten.

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