Schüler lesen über Rassismus und Co Mittagspause mit Botschaft

Bei Kaffee und Co tauschen sich Nina Sinß, Lea Schneider und Magdalena Müller über die gelesenen Bücher aus. Foto: /Maja Engelhardt

Schüler des Casis beschäftigen sich außerhalb des Unterrichts mit einem besonderen Thema. Sie lesen Bücher über Rassismus, Mobbing und Ungerechtigkeit. Und das löst einiges in ihnen aus.

 
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Irgendwann konnte Magdalena nicht mehr weiterlesen. Zu erschüttert, zu berührt fühlte sich die Neuntklässlerin des Coburger Gymnasiums Casimirianum. Sie hat zu Beginn der Osterferien begonnen, ein Buch zu lesen, dessen Titel sie vergessen hat, doch der Inhalt steht ihr noch klar vor Augen: Es geht um Geflohene aus Syrien, um einen Jungen, der vergewaltigt und geschlagen wird und um noch weitere Gräueltaten und sagt: „Ja, man muss sich darüber im Klaren sein, dass es das gibt, aber es ist so schlimm, was mit Menschen angestellt wird und als ich es gelesen habe, konnte ich einfach nicht mehr.“

Magdalena gehört zu einer Gruppe von Jugendlichen der neunten und zehnten Jahrgangsstufe, die Bücher aus einem besonderen Lesekoffer wählen konnten, der ihnen von Annika Zeuner, Englisch- und Spanischlehrerin am „Casi“, angeboten wurde. Und die Thematik ist nicht ohne: „Es geht um Hass, Mobbing und Rassismus“, erläutert die Pädagogin, „das Casimirianum trägt ja die Bezeichnung ‚Schule ohne Rassismus`, sodass dieses Motto passt.“ Sie habe die beiden Bücher „Vor uns das Meer“ und „Wie du mich siehst“ gelesen und sich dann auf die Suche nach weiteren in dieser Richtung begeben. „Ich fand, wir sollten mehr darüber lesen.“ Fündig wurde sie in der Stadtbücherei, von deren Mitarbeiterinnen sie einen Koffer mit 35 ausgewählten Büchern erhielt. Diese bot sie den Heranwachsenden an und jeder konnte, in den Ferien und für sich, lesen.

Darüber sprechen durften die Schülerinnen und Schüler dann natürlich auch und sich austauschen. „Aber das sollte nicht im Klassenzimmer erfolgen“, so Annika Zeuner, „sondern an einem schönen Ort, an dem man sich wohlfühlen kann.“ Sie setzte sich in Kontakt mit der Buchhandlung Riemann, deren Inhaberin Martina Riegert sofort von dem Vorhaben begeistert war. Sie lud die Gruppe ins Caféchen der Buchhandlung ein und stellte ebenfalls einen Büchertisch zusammen. „Selbst für die ganz Kleinen ist schon etwas in Form von Bilderbüchern dabei“, erklärt sie. Einen dieser bunt illustrierten Bände hat Jakob „gelesen“. „Das hat ja nur fünf Minuten gedauert“, meint er grinsend zu dem Buch „Der Bus von Rosa Parks“, aber die Geschichte war interessant. Ein Opa berichtet seinem Enkel von der Rassentrennung in den USA, als Schwarze im Bus aufstehen mussten, um Weißen Platz zu machen und wie Rosa Parks mit Unterstützung von Martin Luther King dazu aufrief, das öffentliche Transportmittel zu boykottieren.

Jakob hält das frühe Thematisieren für sehr wichtig: „Ich denke, dies gibt einem Kind eine Art Kompass, in die richtige Richtung zu denken. So kann es später nicht so leicht manipuliert werden.“ Diese Meinung teilt auch Anastasia: „In der Grundschule ist bei uns in dieser Hinsicht nichts passiert, ich habe mehr von meinen Eltern erfahren. An der höheren Schule, hingegen, laufen zahlreiche Projekte, die ich gut finde.“

Dass derartige Aktionen wichtig sind, ist bei der gemütlichen, literarischen Mittagspause im Caféchen an allen der kleinen Tische zu hören. Nina hält sich selbst für sehr gut informiert, „ich lese, schaue Nachrichten und recherchiere im Netz“, erläutert sie und unterstreicht: „Dieses gute Informiertsein kann dazu beitragen, dass es nicht zu Mobbing, Xenophobie und Sexismus kommt.“

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