Schweinfurt - Egon Schiele (1890–1918) gehört neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den bekanntesten Künstlern Österreichs und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dem nur 28 Jahre alt gewordenen Maler und Zeichner gelangen innerhalb kürzester Zeit die Ausbildung eines unverkennbaren Stils und die frühe Anerkennung über die Grenzen Österreichs hinaus. Er galt als Bürgerschreck und Provokateur, inszenierte sich als Märtyrer und leidenschaftlicher Kämpfer in einer Zeit, in der in Wien Aufbruchs- und Untergangsstimmung aufeinanderprallten. Die Ausstellung in Schweinfurt widmet sich Schieles Werk unter den Aspekten Selbst- und Körperdarstellung, Gefühlswelt und Subjektivität. Schiele schuf mehr als 170 Selbstbildnisse, in denen er mit der Inszenierung des eigenen Körpers und Gesichts experimentierte – mithilfe von Spiegeln, grimassierend, in expressiven Gesten und unterschiedlichste Rollenbilder aufgreifend. In einer Zeit, in der das Subjekt psychologisch und literarisch in die Krise geriet, löste Schiele das Selbst von Raum, Zeit, sozialem Status und sogar seinem individuellen Charakter, der doch lange als wesentliches Ziel der Porträtkunst galt. Es ging ihm um die Darstellung reiner Existenz, um das allgemeine Ich in einer Zeit der Ungewissheit und um fundamentale Kämpfe des Innenlebens.