Schwerer Bandendiebstahl Gaunerbande vor Gericht

Udo Güldner
  Foto: picture alliance/dpa/Volker Hartmann

2019 gab es eine Serie von Einbrüchen in Ebensfeld und Haßfurt, bei denen Mengen Metall gestohlen wurden. Diese beschäftigt derzeit das Landgericht Bamberg.

 
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Bamberg/Haßfurt - Zwei Rumänen, 45 und 38 Jahre, müssen sich derzeit am Landgericht Bamberg wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen. Weil die Beweislage gegen sie gar nicht so schlecht ist, versuchten sie, mit einem Geständnis, den Schaden zu begrenzen.

Das Firmengelände im Gewerbegebiet am Rande Haßfurts ist hell erleuchtet. Dabei ist es mitten in der Nacht. Hier aber lagern drei Meter lange Rohre und containerweise Pressteile aus Messing. Die braucht der mittelständische Betrieb, um daraus Leitungen für hochwertige Sanitär- und Heizungsanlagen zu fertigen.

Auf eine Einbrecherbande hat ein solcher Schatz eine magische Anziehungskraft. Da arbeiten die Männer mit den Muskeln sogar am Ostersonntag und kommen extra aus Halle angefahren, wo sie ihren Stützpunkt haben. Immerhin wiegen die 286 Metallteile, die in zwei Kleintransporter gehievt werden, ganz schön. Als der Lagerist am nächsten Morgen zur Arbeit kommt, findet er erhebliche Lücken im Bestand. Beim Nachzählen wird ein Entwendungsschaden von mehr als 28 000 Euro festgestellt.

Wie dreist die Einbrecher vorgehen, zeigt sich drei Monate später, als sie dasselbe Firmenareal noch einmal heimsuchen. Diesmal aber hat man mit ihnen gerechnet. Der Werkschutz ist über die Video-Überwachung live dabei, als die Herren aus Halle vorfahren. Sofort wird die Polizei eingeschaltet. Als diese auftaucht, ergreifen die Täter Hals über Kopf die Flucht. Die sportlichen Kriminellen überwinden dabei geradezu spielend einen 2,20 Meter hohen Zaun und können im Dunkel der Nacht verschwinden. Freilich können sie sich nur kurz in Sicherheit wiegen. Sie haben nämlich einen Kleintransporter zurücklassen müssen. Darin und daran finden die Ermittler der Kriminalpolizei Schweinfurt allerhand Spuren. Von Fingerabdrücken und DNA-Rückständen bis hin zu verlorenen Geldbeuteln ist alles dabei. Das und eine Auswertung der Funkzellen rund um die Tatorte führte dazu, dass vor einem knappen halben Jahr bereits vier Bandenmitglieder vor der zweiten Strafkammer des Landgerichtes Bamberg und ihrem Vorsitzenden Manfred Schmidt Freiheitsstrafen zwischen vier Jahren und vier Monaten und einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung erhielten.

Nun waren die nächsten beiden Rumänen an der Reihe, die mit fast allen anderen Tätern irgendwie verwandt zu sein scheinen. Ihrer wurde man mit einem europäischen Haftbefehl im Dezember 2020 beziehungsweise Februar 2021 in England habhaft. Beide hatten dort „beruflich“ zu tun. Im Gerichtssaal gestanden beide ihre Tatbeteiligung größtenteils ein.

Noch ein drittes Mal sind sie im ersten Halbjahr 2019 in der Region. Ende Februar haben sie sich eine Baufirma in Ebensfeld im Landkreis Lichtenfels ausgesucht. Beim Ausspähen wenige Stunden vor dem Einbruch geraten sie dummerweise in eine Verkehrskontrolle. Der Polizeistreife fällt auf, dass das Fahrzeug mit rumänischem Nummernschild an einer bereits geschlossenen Tankstelle steht. Dadurch werden die Namen der Insassen bekannt und geraten ins Visier der Fahnder, als am nächsten Morgen nicht weit entfernt Kupferkabel für mehr als 24 000 Euro abhandengekommen sind. Auch hier versieht man den Zaun an der Rückseite des Geländes mit einem Loch und baut sich mithilfe von Schachtdeckeln und Kanthölzern eine Rampe als Zufahrt. Auch ohne Kran, nur mit bloßen Händen und Hebeln gelingt es, die rund 400 Kilogramm schweren Kabeltrommeln aus dem Hochregallager zu transportieren.

Die Beute landet, wie auch nach anderen Ausflügen in den fränkischen Raum, bei einer Entsorgungsfirma in Weißenfels. „Der Ort ist bekannt unter Rumänen“, so einer der Angeklagten. Der Händler in Sachsen-Anhalt fragt nicht lange, warum das Angebot so günstig ist. Vielleicht glaubt er auch, dass seine Lieferanten solche Mengen aus legalen Quellen haben. „Fast alle aus dieser Tätergruppe haben ein Gewerbe als Sammler von Schrott und Altmetall angemeldet“, so ein Polizeibeamter. Die störende Kunststoff-Ummantelung der Kupferkabel fackeln die Täter auf einem abgelegenen Gehöft westlich von Halle ab. Am Landgericht Bamberg drohen nun mehrjährige Freiheitsstrafen, zumal die beiden Angeklagten für die Justiz keine Unbekannten sind.

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