Schwerpunkte im Süden Mehr Wildunfälle auf Kronacher Straßen

Rainer Glissnik
  Foto: /Susann Prautsch

Die Pandemie hat zwar den Straßenverkehr reduziert. Weil aber immer mehr Menschen im Wald unterwegs sind, drängen mehr Tiere auf die Straße. Doch es gibt auch Erfolge.

 
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Landkreis Kronach - Erst vor wenigen Tagen ist es Klaus Riedel selbst passiert. Aus Richtung Kulmbach kommend war der Koordinator des Kronacher Projektteams „Wild und Straße“ nach Fischbach unterwegs. Plötzlich rannte vor seinem Auto ein Reh über die Fahrbahn. Riedel konnte rechtzeitig bremsen. Hinter ihm fuhr zum Glück kein Auto. Dem Reh aber folgte ein Kitz. „Meist sind Rehe nicht allein unterwegs“, weiß der Experte. Wenige Sekunden später konnte er weiterfahren.

Nicht immer gehen solche Begegnungen so glimpflich aus. Trotz vielfältiger Maßnahmen zum Schutz vor Wildunfällen registrierten die Polizeiinspektionen Kronach und Ludwigsstadt im am 30. April zu Ende gegangenen Jagdjahr 615 Wildunfälle. Im Vorjahr waren es noch 595. Dabei fällt ein gewaltiges Gefälle ins Auge: Ereigneten sich im nördlichen Landkreis 177 Wildunfälle, waren es im südlichen Bereich 438. Die Zahlen zeigen also, dass Maßnahmen wirken. Gerade im nördlichen Bereich war zuletzt sehr viel für den Schutz von Mensch und Tier getan worden.

Insbesondere der Einsatz des Multiwildschutz-Warnreflektors hat sich bewährt. So konnten die Wildunfallschwerpunkte zwischen Teuschnitz und Marienroth, zwischen Marienroth und Posseck, zwischen Eibenberg und Birnbaum sowie zwischen Windheim und Buchbach wesentlich entschärft werden. Hierfür dankt Klaus Riedel den betreffenden Jägern und Landrat Klaus Löffler, der die Anschaffung wirksamer Wildschutzwarner unterstützt hatte. Vom Forstbetrieb Rothenkirchen wurde zudem in einer beispielhaften Aktion die Kreisstraße 9 zwischen Rothenkirchen und Buchbach mit den Wildwarnern ausgestattet.

Doch die Statistiken zeigen auch: Der geringere Fahrzeugverkehr aufgrund von Corona wurde durch ein verändertes Freizeitverhalten mit viel Bewegung in der Natur mehr als ausgeglichen. Unruhe im Wald trieb das Wild auf die Straße. „Die landesweit steigenden Wildunfälle haben wir in unserem Landkreis trotz vieler Aktivitäten nicht entscheidend reduzieren können“, bestätigt Klaus Riedel. „Dennoch: die Wildunfälle sind nach wie vor in hoher Zahl aber im Trend gegenüber den Vorjahren zumindest nicht wesentlich gestiegen.“ Von den 594 gemeldeten Wildunfällen betrafen 508 Rehe – eine erhebliche Steigerung. Dazu kam es zu Unfällen mit Schwarzwild (39), Füchsen (45), Dachse (fünf) und Hasen (23). Die starke Bejagung der Wildschweine beginnt sich in hier sinkenden Wildunfallzahlen bemerkbar zu machen.

Was die Mitglieder von „Wild und Straße“ freut: Die Polizei hat begonnen, Wildunfallstellen durch das Anbringen von Absperrband am nächstgelegenen Begrenzungspfosten zu markieren. Der hinzu gerufene Jäger sieht dadurch sofort den Ort des Wildunfalls und kann verletzt geflüchtetes Wild leicht mit seinem Hund finden – oder das verendete Tier gleich mitnehmen. „Ein Lob an unsere Polizei, betont Alexander Kelle vom Forstamt Pressig-Rothenkirchen, ein Spezialist auf dem Gebiet der Nachsuche. „Die Zusammenarbeit mit unserer Polizei funktioniert sehr gut.“

„Man kann nicht oft genug über die Gefahren von und Bemühungen gegen Wildunfällen berichten“, betont Forstbetriebsleiter Peter Hagemann. Gerade bei Waldlücken sollte besonders auf das Geschehen am Straßenrand geachtet werden.

„Ich bin völlig überrascht, wie viel Ersatzbedarf wir nach diesem Winter an Multiwildwarnern haben“, zeigt Klaus Riedel ein in diesem strengeren Winter sichtbar gewordenes Problem: Etliche Warngeräte waren locker oder vom Begrenzungspfosten heruntergefallen. Geschehen ist dies erst in den schneereichen und kalten Anfangsmonaten des Jahres. Riedel sprach mit dem Lieferanten, der sich an den Hersteller wandte. Mit Erfolg. Jetzt gibt es auch Befestigungsmöglichkeiten in der stabileren Mitte des Geräts. Es wurden 100 Ersatzgeräte bestellt, weitere 30 spendiert der Hersteller aus Dankbarkeit für die hervorragende Zusammenarbeit.

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