Schwertransport in Neustadt Schwertransport in Neustadt

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Eine ungewöhnliche Rettungsaktion hat am Donnerstagabend die Einsatzkräfte der Coburger Leitstelle beschäftigt. Hilfe ist hierbei extra aus Nürnberg angerückt.

 
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Neustadt - Die Anwohner in der Puppenstadt sind am Donnerstag Zeugen einer besonderen Rettungsaktion geworden. Neben den üblichen Kräften mussten für einen Einsatz in einem Haus am Kalmusrangen nämlich extra ein Bergekran und ein spezieller Rettungsbus aus Mittelfranken angefordert werden. Grund für diesen ungewöhnlichen Aufwand war das extreme Gewicht von wohl deutlich mehr als 300 Kilogramm des 61-jährigen Patienten, dem es zu helfen galt.

„Insgesamt rund sechs Stunden hat der gesamte Einsatz gedauert“, erklärt Norbert Zipfel, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Neustadt. Bereits gegen 15.45 Uhr sei die Polizei demzufolge von der Integrierten Rettungsleitstelle zum Einsatzort im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses gerufen worden. Vor Ort habe man den Patienten auf dem Boden liegend – aber ansprechbar – vorgefunden. Jedoch sei es für den Mann nicht möglich gewesen, aus eigenen Kräften aufzustehen. Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, Spezialkräfte zur Rettung hinzuzuziehen. Diese seien etwa gegen 20.12 Uhr am Einsatzort eingetroffen.

„Wir werden immer wieder zu solchen Einsätzen gerufen“, erklärt Sebastian Kahl, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Nürnberg. Keine andere Feuerwehr in Nordbayern verfüge nämlich über die nötige Ausrüstung, um derartige Einsätze durchzuführen. „In Neustadt sind wir mit einem Kran und unserem Hamburger Rettungskorb angerückt“, erzählt Kahl. Dieser werde dafür verwendet, um Patienten, die aufgrund ihrer Leibesfülle nicht über ein Treppenhaus abtransportiert werden könnten, sicher durch Fenster oder Balkone aus ihrer Wohnung zu befreien. „Manchmal müssen für solche Einsätze Teile der Wand herausgerissen werden, um eine ausreichend große Öffnung zu schaffen“, berichtet der Pressesprecher. Dies sei im Fall des Neustadter Patienten aber nicht nötig gewesen.

„Die größte Herausforderung bei einer solchen Rettungsaktion ist es, den Patienten sicher in den Korb zu bekommen“, erklärt der Brandrat aus Nürnberg. Hierfür verfüge der Schutzkäfig eigens über Vorrichtungen, um ihn zwischenzeitlich an der Wand zu fixieren. „Sobald der Patient aufgenommen ist, schließen wir einfach die Sicherheitstür und können wir ihn ganz einfach und sicher zum Boden abseilen“, betont der Pressesprecher. Dort würde dann der Rettungsdienst übernehmen.

Auch dieser reiste im Fall des 61-jährigen Neustadters eigens aus Nürnberg an. „Seit etwa zwei Jahren spezialisieren wir uns unter anderem auf den Transport stark übergewichtiger Personen“, berichtet Tobias Weiss, Betriebsleiter der Regensburger Krankentransporte (RKT) in Nürnberg. Diese würden gewöhnliche Einsatzkräfte nämlich vor große Herausforderungen stellen. „Das fängt allein mit der mangelnden Ausrüstung für solch extreme Patienten an“, erklärt er. So würden normale Krankenwagen beispielsweise nicht über ausreichend große Blutdruckmanschetten verfügen. Andererseits sei aber auch das normale Rettungspersonal in der Regel nicht auf die Arbeit mit derart schweren Personen vorbereitet. Hierfür brauche es auch Pflegerfahrung, etwa um schmerzhafte Lagerungsschäden zu vermeiden.

In Neustadt rückte das RKT-Team daher mit insgesamt sechs Experten sowie einem speziellen Rettungsbus an. „Früher hat man solche Menschen auf der Rückfläche eines Lasters zum Krankenhaus fahren müssen“, berichtet er. Das sei mitunter gefährlich gewesen. Heute lege man aber Wert darauf, auch extremen Patienten eine menschenwürdige Behandlung zukommen zu lassen. „Als wir ankamen, fanden wir einen hervorragend versorgten Patienten vor“, betont der RKT-Betriebsleiter. Diese gute Arbeit des Coburger Rettungsdienstes habe sehr dazu beigetragen, dass der Mann zur weiteren Kontrolle in ein nahe gelegenes Klinikum gebracht werden konnte. „Insgesamt haben wir etwa alle zwei bis drei Monate einen solchen Einsatz“, erklärt Weiss. Vor dem Neustadter habe man zuletzt etwa einer Person aus dem Raum Hof geholfen. Nach einer solchen Erfahrung empfehle er Patienten, sich nach einer Wohnung umzuschauen, die ihren Bedürfnissen besser gerecht werde.

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