Seibelsdorf Große Pläne für das Pfarrhaus

Heike Schülein
Der Markt Marktrodach erwarb das Seibelsdorfer Pfarrhaus. In einem offiziellen Akt übergab (von links) Pfarrer Matthias Rückert die Gebäudeschlüssel an Bürgermeister Norbert Gräbner. Foto: /Heike Schülein

Lange Zeit stand der charmante Altbau faktisch leer. Nun soll in Seibelsdorf neues Leben einziehen.Die Gemeinde als neue Eigentümerin hat bereits konkrete Vorstellungen.

 
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Seibelsdorf - Seit September ist das historische Seibelsdorfer Pfarrhaus in Gemeindehand. Im Rahmen eines kleinen offiziellen Akts übergab Pfarrer Matthias Rückert jüngst die Schlüssel an Bürgermeister Norbert Gräbner.

Im Erdgeschoss sollen von der Allgemeinheit nutzbare Räumlichkeiten entstehen; im ersten Obergeschoss drei Wohneinheiten unterschiedlicher Größe. „Das ist eine sehr gute Lösung“, zeigte sich der evangelische Pfarrer bei der symbolischen Schlüsselübergabe erleichtert. Nachdem das wunderschöne Fachwerkhaus über Jahrzehnte hinweg bewohnt, während dieses Zeitraums aber keine Sanierung erfolgt war, ist die Bausubstanz sehr angegriffen. Zuletzt war das geschichtsträchtige Gebäude samt großräumigem Pfarrgarten nur noch sporadisch genutzt worden. Die Überlegung des Kirchenvorstands einer Renovierung war zum einen aus Kostengründen wieder verworfen worden. Zum anderen wäre das ehemals für eine Pfarrfamilie mit vielen Kindern errichtete Gebäude auch viel zu groß für Pfarrer Matthias Rückert und dessen Ehefrau.

„Unsere Sorge war es, in welche Hände das Pfarrhaus bei einem Privatverkauf gefallen wäre“, sagte der Pfarrer. Er sei froh, dass das Pfarrhaus nicht privat veräußert worden sei, sondern im Dorf bleibe – und weiterhin den Seibelsdorfern zur Verfügung stehe. „Das Pfarrhaus bleibt unser Pfarrhaus. Bei der Marktgemeinde wissen wir es in den besten Händen.“ Dies sei ihm sehr wichtig, handle es sich doch dabei um ein ortsbildprägendes wie auch für die Bevölkerung identitätsstiftendes Gebäude von hohem ideellem Wert.

Nutzungskonzept

Dem konnte sich Bürgermeister Norbert Gräbner nur anschließen, der selbst viele Erinnerungen mit dem schmucken Fachwerkhaus mitten im Ort verbindet und beispielsweise auch gerne auf darin stattgefundene Tischtennisspiele zurückblickt. Mit dem neuen Nutzungskonzept schlage man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Man erhalte ein historisches Gebäude und schaffe gleichzeitig Räumlichkeiten für die Bevölkerung sowie benötigten Wohnraum für junge Leute. „Das ist so etwas wie eine Hybridlösung“, so der Bürgermeister, dem das rege und intakte Gemeindeleben in Seibelsdorf sehr am Herzen liegt. Konkret sehen die Planungen im Erdgeschoss einen größeren Saal, Küche, Thekenbereich und Sanitäranlagen vor, die von der Allgemeinheit – Vereinen, Privatleuten oder auch von der Kirche selbst – genutzt werden können, sei es für Sitzungen, Veranstaltungen, private Feiern oder einfach zum gemütlichen Beisammensitzen. Denkbar wären Festivitäten ebenso wie beispielsweise auch Beisetzungen, wozu man sich auch von einem Caterer beliefern lassen könne, insbesondere auch im Hinblick auf das Gaststätten-Sterben. Im ersten Obergeschoss sollen drei Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe entstehen – für Familien, Paare oder Singles; habe man doch erfreulicherweise auch Zuzug in Seibelsdorf. Hergerichtet werden sollen auch die Außenanlagen, die sich durchaus auch für kleinere Feste anbieten.

Das Projekt wird durch verschiedene Fördertöpfe großzügig bezuschusst. Grob gesagt, werden der öffentliche Bereich mit Mitteln aus der Förderoffensive Nordostbayern durch das Amt für Ländliche Entwicklung (90 Prozent Förderung) und der Wohnbereich über das Wohnungsbauförderprogramm der Re-gierung von Oberfranken (30 Prozent) gefördert. Derzeit ist die Entkernung des Gebäudes ausgeschrieben. Erst danach werde der genaue Zustand der Bausubstanz ersichtlich und über die notwendigen Maßnahmen final entschieden.

„Ich freue mich sehr, dass wir damit wieder etwas für unsere Bevölkerung tun können“, so der Bürgermeister, der in diesem Zusammenhang auch auf die Generalüberholung der alten Schule in Seibelsdorf verweist. Das Gebäude wird im ersten Stock unter anderem von der florierenden örtlichen Musikkapelle genutzt, für die die Raumhöhe im Pfarrhaus nicht ausreichend wäre. Wohnraum befindet sich dort im Erdgeschoss, also in der Aufteilung konträr zum Pfarrhaus. Mit dessen Generalsanierung könne man nunmehr also in Zukunft zwei gut nutzbare Gebäude der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und somit das Angebot optimieren.

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