Für Holding-Chef Moritz Netzsch ist die digitale Einheit ein "geschützter Raum für Ideen". Seine Devise: Wer kluge Vorschläge hat, der soll auch Freiraum bekommen, um sie umsetzen zu können. Ein Freifahrtschein ist das allerdings nicht. Denn es gibt einen klar strukturierten Prozess: Vor der Geschäftsführung um Moritz Netzsch und Jens Niessner darf letztendlich derjenige präsentieren, der plausibel machen kann, dass es für seine Geschäftsidee einen Markt gibt und Ressourcenaufwand und Chancen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Ist das der Fall, dann gibt es auch ein Budget für das geplante Projekt.
Baier, der vor seinem Engagement bei Netzsch beim Polymer-Spezialisten Rehau AG tätig war, weiß aus Erfahrung: "Manchmal ist man so überzeugt von seiner Idee, dass selbst berechtigte Fragen beziehungsweise mögliche Hürden bewusst ausgeklammert werden." Das Innovationsteam gebe jedoch auch Mitarbeitern mit nicht aussichtsreichen Vorschlägen Feedback, um zu motivieren und zum Mitmachen anzuregen. Holding-Geschäftsführer Jens Niessner zeigt sich überzeugt: "Auch diejenigen, deren Ideen nicht umgesetzt werden, sammeln wertvolle Erfahrung. Man lernt unternehmerisches Denken."
Die Entwicklung von NEDGEX sieht Moritz Netzsch positiv. "Ich bin zufrieden, wie es bislang läuft." Allerdings räumt er ein, dass man noch einige "interne Öffentlichkeitsarbeit" zu leisten hat. Sprich: Den Mitarbeitern müsse man noch mehr die Ziele der neuen Digitaleinheit verdeutlichen. So erhofft sich die Holding-Führung künftig weitere wichtige Impulse aus der Belegschaft.
NEDGEX soll nämlich dazu beitragen, das Selber Unternehmen weiterhin auf Wachstumskurs zu halten. Der Firmenverbund erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018/2019 (30. Juni) einen Umsatz in Höhe von 562 Millionen Euro. Bereits mit Blick auf das vorherige Geschäftsjahr hatte Moritz Netzsch in einem Interview mit unserer Zeitung von einem "historischen Sprung" berichtet. Denn im Geschäftsjahr 2017/2018 (30. Juni) knackte die Netzsch-Gruppe bei den Erlösen erstmals die 500-Millionen-Marke. 534 Millionen Euro standen damals zu Buche. Hauptumsatzträger war 2018/2019 der Bereich Pumpen und Systeme, der fast 50 Prozent zu den Gesamterlösen besteuerte. "Wir haben uns hervorragend entwickelt", bilanziert Moritz Netzsch. Auch aktuell laufe es gut. Die abflauende Konjunktur sei nicht auf breiter Front für das Unternehmen spürbar. "Allerdings merken wir schon, dass es in manchen Bereichen etwas schwieriger wird."