"Coppo ist es gelungen, Rosenthal zu stabilisieren und in eine neue Zukunft zu führen", lobt Pötzsch die Anstrengungen des Italieners. "Als neuer Eigentümer hat er sowohl den Wert der Firma als auch der Marke erkannt." Und Wolfgang Kreil ergänzt: "Rosenthal hat seitdem wieder einen echten Unternehmer als Chef."
Rosenthal war gerettet, und auch die Selber Politik konnte aufatmen. Jahrzehntelang hatte sich die Stadt, die einmal knapp 24 500 Einwohner zählte und aktuell etwa 15 000 hat, einzig und allein auf die Porzellanindustrie konzentriert. "In den Porzellanfabriken waren Tausende Menschen beschäftigt, die Druckereien arbeiteten für die Porzellanindustrie, die Schreiner arbeiteten für sie", zählt Kreil auf. Eine Monokultur.
Selb sei glücklich, dass es nach wie vor Porzellanstadt sei, betont Pötzsch. "Mit porzellanproduzierenden Firmen vor Ort." Drumherum habe sich mittlerweile aber eine gesunde Wirtschaftsstruktur entwickelt: von Dienstleistern angefangen über andere Industriebetriebe, Behörden und Forschungseinrichtungen. Nach seiner Schätzung hat die Branche aktuell noch etwa einen 20-prozentigen Anteil an der Wirtschaftskraft der Stadt. "Von der Zahl der Mitarbeiter sind andere Unternehmen aber größer", sagt er.
Ganz erholt habe sich die Stadt vom Strukturwandel zwar noch nicht, sagt der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Kreil. "Aber die großen Probleme sind weg." Und trotzdem: Selb hat weiterhin seinen Weltruf als Porzellanstadt. "Egal, wo man in der Welt unterwegs ist, man wird automatisch auf das Porzellan angesprochen, wenn man sagt, woher man kommt."
2001, in seinem ersten Jahr als Bürgermeister, da hätten an manchen Tagen Dutzende junge Leute bei ihm im Büro gestanden, die keinen Job fanden, erinnert sich Kreil. "Heute werben die Firmen darum, dass junge Leute zurückkommen. Das ist doch ein Wandel."
zitat
Rosenthal
hat seitdem
wieder einen echten
Unternehmer als Chef.
Wolfgang Kreil, ehemaliger
Oberbürgermeister, über
Geschäftsführer Pierluigi Coppo
zitat
Teilweise liefen
ganze Familien
Gefahr, dass ihnen
die Lebensgrundlage
entzogen wird.
Ulrich Pötzsch,
amtierender Oberbürgermeister