Shuttle-Modellprojekt Die Fachwelt blickt nach Kronach

Besucher aus Frankfurt inspizieren die digitalen Haltestellen in Kronach. Foto: /Andreas Weinrich

Seit mittlerweile drei Monaten fahren die autonomen Busse in der Cranach-Stadt und erhalten bundesweit viel Aufmerksamkeit. Die Bekanntheit der Region profitiert von ihrer Innovationsstärke.

 
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Kronach - Im Rahmen der Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO) sind die Shuttles in Kronach, Hof und Rehau mittlerweile seit drei Monaten unterwegs. Die Shuttles haben in diesem Zeitraum bisher rund 4500 Kilometer zurückgelegt. In Hof und Kronach wurden dabei in den ersten drei Betriebsmonaten bisher knapp 4000 Fahrgäste mitgenommen. Das entspricht rund 50 Fahrgästen pro Tag. Das Shuttle-Begleitpersonal berichtet, dass viele Fahrgäste zusteigen, die sehr an der Technik interessiert sind. „Das Interesse an den Shuttles ist groß und die Resonanz unserer Fahrgäste durchweg positiv. Als zentraler Partner von Deutschlands umfangreichstem Mo-dellprojekt mit automatisierten Kleinbussen steht für uns das Feedback der Reisenden im Mittelpunkt. Hinweise unserer Fahrgäste aus der Fahrgastbefragung der Hochschule Coburg nehmen wir zur kontinuierlichen Verbesserung unseres Angebots über den gesamten Projektzeitraum auf. Im Fokus steht dabei für das gesamte Konsortium die Weiterentwicklung der Technik des automatisierten Fahrens“, sagt Stefan Kretzschmar vom Betreiber DB Regio Bus.

Optimierung der Technik

Weiterhin sind alle Projektpartner zusammen mit dem Hersteller Navya intensiv damit beschäftigt, die Shuttle-Performance stetig zu verbessern. Dabei werden zum Beispiel die Software und die Lokalisierung der Fahrzeuge regelmäßig überprüft und optimiert. So ist es beispielsweise notwendig, dass sich das Shuttle bis auf wenige Zentimeter genau in seiner Umgebung lokalisieren kann, was auf den vergleichsweise komplexen Strecken in der Modellregion Oberfranken eine besondere Herausforderung darstellt. Technische Herausforderungen wie diese sind im Vorfeld des Forschungsprojektes erwartet worden. Wie bei jedem Rechner oder Computer kann es dabei auch passieren, dass ein Update nicht sofort den gewünschten Erfolg bringt oder im Vorfeld nicht berücksichtigte Konsequenzen hat. Der Sinn des Projektes ist nach wie vor, ständig an der Technologie im Realbetrieb zu arbeiten und sie zu verbessern. Jeder gefundene Fehler bringt daher die Technologie einen kleinen Schritt weiter. Die Sicherheit ist dabei natürlich zu keinem Zeitpunkt gefährdet, da die Shuttles sich immer über verschiedene Systeme im Straßenverkehr orientieren. Sollte es wider Erwarten zu einem Ausfall kommen, kann das Shuttle jederzeit von der Begleitperson manuell gesteuert werden. Vor diesem Hintergrund sind die Projektbeteiligten sehr zufrieden mit dem bisherigen Projektverlauf und dem Fahrgastbetrieb.

Das Projekt SMO hat seit dem Start bundesweit viel Aufmerksamkeit erhalten. Schon lange vor Beginn des Fahrgastbetriebs wurde dem Konsortium die Möglichkeit gegeben, bei einer Fachveranstaltung des Bundesverkehrsministeriums die Inhalte und Forschungstätigkeiten des Projektes vorzustellen. Darüber hinaus haben anerkannte Fachzeitschriften Beiträge vom Konsortium angefragt. Beispielsweise wurde in “DER NAHVERKEHR” ein Artikel über die Arbeiten in Oberfranken veröffentlicht. Ein zweiter Artikel über die Forschungsergebnisse ist in Vorbereitung. Dieses Fachmagazin spricht Verkehrsunternehmen im deutschsprachigen Raum an. So erhalten Akteure des öffentlichen Nahverkehrs Möglichkeiten, aus den Erfahrungen in Oberfranken zu lernen.

Innovationslandkarte

Auch die Bevölkerung soll diese Möglichkeit erhalten, beispielsweise durch das digitale Nachschlagwerk für innovative Mobilitätsformen „Mobilikon“ (https://www.mobilikon.de/), das SMO als Praxisbeispiel für automatisiertes Fahren aufführt. In einem Erklärvideo wird das automatisierte Fahren veranschaulicht und gezeigt, welche Ziele mit dieser Technik verfolgt werden. Außerdem werden Hof, Kronach und Rehau im „Smart City Atlas Bayern“ sowie in der „Innovationslandkarte“ des VDV (Verband deutscher Verkehrsunternehmen) geführt.

Seit dem Betriebsstart der Shuttles und der Lockerung vieler Pandemiebeschränkungen findet SMO zudem auch an anderer Stelle große Beachtung. So besteht ein reger Fachaustausch mit anderen Vorhaben zum automatisierten Fahren.

Mitte September besuchte eine Delegation des Projekts „Shuttles und Co“ aus Berlin die SMO-Region. Der Gegenbesuch aus Oberfranken in Berlin ist für Oktober geplant. Darüber hinaus wird die SMO-Delegation in derselben Woche das Projekt „HEAT“ in Hamburg besuchen. Die Erfahrungen aus ähnlichen Vorhaben und mit anderen Shuttle-Herstellern ist für die SMO-Partner von großer Bedeutung. Es zeichnet sich ab, dass das Projekt SMO bundesweit Aufmerksamkeit erregt und die Region ihre Innovationsstärke nach außen weiter verdeutlicht. red

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