Die Impfhelferin sah nicht, dass ihr Betrug gefilmt wurde, da sie sich nicht so weit ins Auto beugte, um den filmenden Fahrer sehen zu können. Die Täterin verteidigte sich mit dem Argument, sie sei wegen des Dauerstresses der Akkordimpfungen übermüdet gewesen und habe einen Fehler gemacht. Ihr drohen laut Staatsanwaltschaft dennoch nun bis zu vier Jahren Gefängnis.
Brasilianische Medien nennen diese Betrügereien „Windimpfungen“, und sie sind eindeutig aus fünf Bundesstaaten belegt.
Nicht nur Brasilien trifft der Impfbetrug
Der Skandal trifft ein Land, das wie kaum ein anderes unter Covid-19 leidet und wo die Immunisierung zudem erst spät (17. Januar) und holprig angelaufen ist. Bis heute haben nach internationalen Erhebungen erst 3,3 Prozent der 211 Millionen Brasilianer ihre erste Dosis erhalten, in Deutschland sind es knapp fünf Prozent der Bevölkerung. Brasilien hat laut Johns-Hopkins-Universität mit über 254 000 Toten die zweitmeisten Opfer nach den USA zu beklagen und verzeichnet mit 10,5 Millionen die drittmeisten Infizierten nach den USA und Indien.
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Andere Impfskandale haben in den vergangenen Wochen auch Peru, Ecuador und Argentinien erschüttert. In Peru mussten die Außen- und die Gesundheitsministerin zurücktreten, weil sie sich frühzeitig impfen ließen. In Ecuador stolperte der Gesundheitsminister über Vetternwirtschaft beim Immunisieren, und in Argentinien hatte der Ressortchef politischen Freunden ermöglicht, sich außer der Reihe vorschnell zu impfen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: In Chile ist bald ein Fünftel der 19 Millionen Einwohner immunisiert. Chile könnte das erste Schwellenland sein, das Herdenimmunität erlangt.