Skandal um Papst Austritte schaden Gemeinden

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Thomas Teuchgräber, Leitender Pfarrer des Katholischen Seelsorgebereichs Kronach, findet, Kirchenaustritte treffen nicht jene, die für Skandale verantwortlich sind. Foto: Africa Studios/stock.adobe.com

Wer aus der Kirche austritt möchte damit oftmals ein Zeichen setzen. Getroffen werden davon jedoch am Ende oft die Falschen.

 
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Kronach - Ob Goldene Badewanne, Brüder im Nebel oder Münchener Missbrauchsgutachten – nahezu jährlich werden neue Skandale aus der katholischen Kirche bekannt. Für viele Bürger ist das ein Grund, der Kirche den Rücken zu kehren. Dies geschieht meistens in Form eines Austritts. Laut Thomas Teuchgräber, Leitender Pfarrer des Katholischen Seelsorgebereichs Kronach, sind sich viele, die diesen Schritt gehen, der Folgen ihrer Entscheidung jedoch nicht vollends bewusst.

„Nur in den wenigsten Fällen kontaktieren mich Menschen im Vorfeld von ihrem Kirchenaustritt“, berichtet Teuchgräber. Wenn er im Nachhinein durch das Kirchensteueramt von einem Austritt erfahre, nehme er jedoch schriftlich Kontakt auf. In diesem Schreiben weise er auf die Folgen, die ein Kirchenaustritt habe, hin – etwa, dass Ausgetretene keine Tauf- oder Firmpatenschaften mehr übernehmen könnten. Er mache aber auch ein Angebot zur Aussprache. „In einigen Fällen nehmen Menschen dieses Angebot dann auch an“, erzählt er. Nur die wenigsten würden dabei berichten, dass sie tatsächlich ihren Glauben verloren hätten. Die meisten würden aufgrund von Skandalen austreten. „Dann teile ich den Leuten mit, dass diese Missbrauchsfälle und der Umgang damit mich auch aufregen“, betont er.

Früher habe in der katholischen Kirche vielerorts die Opferperspektive eine deutlich zu kleine Rolle bei Entscheidungen gespielt. Hier sei mitunter noch viel Vergangenheitsbewältigung nötig.

Gerade im Erzbistum Bamberg sei man diesbezüglich jedoch sehr weit durch die derzeit laufende Erarbeitung von lokalen und diözesanen Schutzkonzepten. „Ich will nicht nur Pfarrer für die Frommen sein, sondern auch für die Kritischen“, betont Thomas Teuchgräber.

Bei aller berechtigter Kritik möge man jedoch nicht vergessen, dass ein Austritt etwa aufgrund der PR-Fehlleistung eines Kardinals in Köln mitunter die eigene Kirchengemeinde strafe, die selbst keine Verantwortung für den Skandal trage. „Infolge von Massenaustritten fallen Mittel weg, die vor Ort sonst für Gutes investiert würden“, erklärt der Pfarrer. Beispiele hierfür seien etwa der Gebäudeunterhalt und die Betriebsträgerschaften von kirchlichen Kindergärten und der Gotteshäuser. aw

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