SkF Kronach An der Belastungsgrenze

Heike Schülein
Die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen Kronach (von links) Viola Schülein, Irina Wige, Martina Ziebura, Birgit Fischer, Julia Urich und Susanne Daum sowie die Vorsitzende Elisabeth Schmidt sehen sich in ihrer Arbeit immer größeren Herausforderungen ausgesetzt. Foto: Heike Schülein

Der Betreuungsdienst hat alle Hände voll zu tun. Seit der Pandemie mehr denn je.

 
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Ein zunehmendes Arbeitsfeld, überbordende Bürokratie, komplexe Krankheitsbilder, enormes Anspruchsdenken sowohl von Klienten als auch von Behörden: Der 1925 gegründete Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Kronach sieht sich von allen Seiten stetig wachsende Herausforderungen . „Die Anzahl der Betreuungen steigt ständig an“, bestätigt dies auch Susanne Daum, Dienstälteste im SkF-Team. Auch das die Klientel mit immer komplexeren Lebenssituationen habe sich seit ihrem Dienstantritt 1996 verändert. Betreut werden aktuell Menschen ab 18 Jahren bis ins Senioren-Alter mit verschiedensten Krankheitsbildern, oftmals auch Mehrfacherkrankungen: Menschen mit einer geistigen Behinderung, psychisch Kranke, altersdemente Menschen sowie Alkohol- und Drogenkranke, insbesondere im sozialen Umfeld des Bürgergelds (vormals Hartz IV).

Mehr psychische Erkrankungen

„Definitiv verstärkt haben sich psychische Erkrankungen“, so die Sozialpädagogin. Man betreue viele junge Leute, die weder Lebensplan noch Frustrationstoleranz hätten; mit dem „Leben“ überfordert seien. Diese Entwicklung ziehe sich quer durch alle Bevölkerungsschichten. Gleichzeitig sei das Anspruchsdenken enorm gestiegen und das Gefühl von Selbstverantwortung fehle völlig. In der Regel liefen die Betreuungen über viele Jahre hinweg. Die längste besteht seit 1999 mit einer Bewohnerin des Horst-Frenzel-Hauses der Lebenshilfe. Psychisch Erkrankte hätten eine gute Perspektive, wenn sie sich auf Behandlung einließen und kooperativ seien. Es gebe auch Einzelfälle, die nach kurzer Zeit wieder „auf die Beine kämen“. So betreute man zum Beispiel eine Unternehmerin, die während der Corona-Phase depressiv geworden sei und extreme Existenzängste entwickelt habe; nunmehr aber wieder stabil sei. Dies sei aber eine Ausnahme im Berufsalltag des SkF.

„Furchtbare“ Situation

„Unsere Klientel hat unter Corona sehr gelitten“, spricht die Sozialarbeiterin von einer extrem belastenden Zeit – gerade auch für Heimbewohner, für die die Situation „furchtbar“ gewesen sei. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen habe sich die Pandemie nochmals negativ auf das Krankheitsbild ausgewirkt. Für das Team sei es in dieser Zeit sehr schwer gewesen, den direkten Kontakt aufrecht zu halten. Man habe beispielsweise Spaziergänge mit den Betreuten unternommen; vieles sei telefonisch gelaufen. Das Büro sei während der Lockdowns im Wechsel besetzt gewesen, um immer ansprechbar zu sein.

Ausufernde Bürokratie

Sehr setze den Mitarbeiterinnen die für den Erhalt von Fördermitteln ausufernde Bürokratie zu. Der sehr verantwortungsvollen Arbeit bringe der Gesetzgeber – ihrer Meinung nach – zu wenig Wertschätzung entgegen. Einerseits stelle der Staat immer höhere Anforderungen – sowohl hinsichtlich der fachlichen Voraussetzungen als auch beim Delegieren von immer mehr Aufgabenbereichen. Gleichzeitig passe er die Vergütung nicht adäquat an die Entwicklung von Personal- und Sachkosten an. Stattdessen sei die pauschalierte Vergütung pro Betreuungsfall für Hauptamtliche an eine feste monatliche, viel zu niedrig angesetzte Stundenzahl gekoppelt, wobei die letzte Anpassung vier Jahre zurückliege, aber nicht einmal die Entwicklung der Unkosten aus den 15 Jahren zuvor ausgeglichen habe. „Ohne Zuschüsse des Erzbistums, des Freistaates und des Landkreises könnten wir die Betreuungen nicht leisten“, kritisiert sie die derzeitigen finanziellen Regelungen.

Ein weiterer Arbeitsbereich des SkF umfasst die Unterstützung von Strafentlassenen aus einem Fonds. Diese beschenkt man alljährlich - in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde – auch mit einem Weihnachtspäckchen. Über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren unterhielt man zudem die Kinderausstattungs-Tauschzentrale.

Wünschenswerte Ehrung

Zu verdanken ist die Gründung des Sozialdienstes katholischer Frauen Ida Degen, Ehefrau des damaligen Kronacher Bürgermeisters. Nachdem in der Kreisstadt viele Straßen die Namen von verdienten Kronacher Männern tragen, ist es ein Wunsch des Teams, diese rührige Frau bei der Namensgebung einer Straße oder Platzes zu ehren.

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