Hinter dem Spitzenduo gibt es im deutschen Skispringen aber weitere Sorgen. In der Breite sind die Männer bei weitem nicht mehr so gut aufgestellt wie 2019. Auch die Frauen um die Allgäuerin Katharina Althaus, die bei den vergangenen Großereignissen Medaillengaranten waren, sind just in dem Winter nicht mehr so stark, in dem es mit einem Einzel von der Großschanze eine weitere Chance gäbe. Zu den Aussichten sagte Teammanager Horst Hüttel: "Die WM in Seefeld war außergewöhnlich. Das ist ein Stück weit utopisch, da ist so viel zusammengelaufen, in positiver Hinsicht." Lahti (elf Medaillen) und Falun (acht Medaillen) waren zuvor ähnlich grandios verlaufen.
Verlässlicher als die Schanzenspringer sollten bei der Jagd nach Gold, Silber und Bronze diesmal die Nordischen Kombinierer sein. In Eric Frenzel, Vinzenz Geiger und Fabian Rießle stellt das Team von Coach Hermann Weinbuch drei absolute Top-Akteure. Im Einzel ist Jarl Magnus Riiber aus Norwegen der Gigant, den es zu überwinden gilt. "Er ist der Matador", sagte Weinbuch, der Youngster Geiger derzeit für seinen stärksten Schützling hält. Große Medaillenchancen gibt es zudem im Team und im Teamsprint. Was die erstmalige Entscheidung der Kombi-Frauen bringt, lässt sich kaum voraussagen.
Wie in den Vorjahren wenig zur Gesamtbilanz beitragen dürften die Langläufer. Das Team von Peter Schlickenrieder arbeitet zwar seit Jahren gezielt auf Oberstdorf hin, hat den Rückstand zur Weltspitze aber kaum verringern können. Zu einer möglichen Medaille sagte der Teamchef: "Wenn ich ehrlich bin: Nein. Da sage ich, das ist nicht realistisch."
In den Loipen richtet sich der Fokus stattdessen auf die Stars der Szene: Die Norwegerin Therese Johaug oder den Russen Alexander Bolschunow, der im Weltcup zuletzt neben seiner sportlichen Leistung auch damit auffiel, einen Rivalen im Zielraum per Bodycheck niederzustrecken. "Das zeigt, was für eine emotionale Energie da drinsteckt in dem Burschen", sagte Schlickenrieder.
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