Slowakei besiegt Polen Frust-Start für Lewandowski

Patrick Reichardt
Während die Slowaken jubeln, verlässt Robert Lewandowski enttäuscht den Platz. Foto: dpa/Igor Russak

Dem Weltfußballer droht auf der großen EM-Bühne das frühe Aus. Nach dem Fehlstart gegen die Slowakei sind Lewandowski und Co. unter Druck. Der Super-Stürmer kann sich kaum in Szene setzen und hat bei großen Turnieren weiter eine schwache Tor-Quote im polnischen Dress.

 
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St. Petersburg - Robert Lewandowski verzog völlig frustriert das Gesicht, dann stapfte der Super-Stürmer schnellstmöglich in die Kabine. „Es hat nicht gereicht. Uns hat mehrmals der letzte Pass gefehlt“, haderte Lewandowski nach dem EM-Fehlstart mit Polen und fügte hinzu: „Wir müssen die Verantwortung auf unsere Schultern nehmen. Wir haben natürlich noch zwei Spiele vor uns, aber das erste mit dem theoretisch schwächsten Gegner haben wir verloren. Deshalb sind wir in keiner leichten Lage.“

Wieder einmal erlebte der Weltfußballer mit der polnischen Nationalmannschaft auf der großen EM-Bühne eine herbe Enttäuschung. Statt seine herausragende Torquote aus der Bundesliga zu veredeln, droht Lewandowski das frühe Aus. Das Team um den 32 Jahre alten Torjäger verlor am Montag in St. Petersburg mit 1:2 (0:1) gegen Außenseiter Slowakei und steht im zweiten Gruppenspiel gegen Ex-Weltmeister Spanien am Samstag (21.00 Uhr) schon gewaltig unter Druck.

„Unser Angriff hat nicht so funktioniert, wie er sollte“, sagte Polens Nationalcoach Paulo Sousa, bezog die Einschätzung aber nicht speziell auf Lewandowski: „Das Zentrum des Spiels war zu weit weg von Robert.“

Ein Eigentor des unglücklich angeschossenen polnischen Keepers Wojciech Szczesny (18.) und ein Treffer von Milan Skriniar brachten vor rund 20 000 Zuschauern in Russland die Entscheidung zugunsten der Slowaken. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Karol Linetty (46.) war zu wenig, zumal die Polen nach der Gelb-Roten Karte für Grzegorz Krychowiak (62.) in Unterzahl agierten.

„Wir müssen das als Männer hinnehmen. Jeder muss jetzt in den Spiegel gucken und sich fragen, ob er mehr hätte tun können“, forderte Abwehrchef Jan Bednarek.

„Total glücklich“

Die Slowakei um Routinier Marek Hamsik feierte dagegen ausgelassen ihren Coup, stimmte auf dem Rasen mit den eigenen Fans begleitet von Stimmungsmusik die Welle an. Nach dem Auftakterfolg ist die Achtelfinal-Teilnahme wie 2016 zum Greifen nah. „Wir sind ein kleines Land, aber ich bin total glücklich, dass wir das hingekriegt und so eine große Fußball-Nation geschlagen haben“, sagte Trainer Stefan Tarkovic. Gegen Bayern-Stürmer Lewandowski agierten die Slowaken konsequent und entschlossen, der polnische Superstar hat damit in zwölf Spielen bei großen Turnieren (EM oder WM) gerade einmal zwei Tore erzielt.

Dabei waren alle Augen auf ihn gerichtet. Doch der Weltfußballer musste schnell feststellen, dass er im polnischen Team bei weitem nicht so starke Nebenmänner hat wie beim FC Bayern - zumal auch seine potenziellen Sturmpartner Arkadiusz Milik (Olympique Marseille) und Krzysztof Piatek (Hertha BSC) verletzungsbedingt bei der EM fehlen. Dazu hatten die Slowaken immer zwei Verteidiger in der Nähe des Superstürmers, wenn es brenzlig wurde.

„Es ist ist gelungen, Lewandowski auszuschalten. Wir haben unser Spiel gespielt und nicht das Spiel Polens“, sagte der Kölner Ondrej Duda. Die beiden Torschüsse von Lewandowski zu Beginn des Spiels stellten keine Gefahr dar (4. und 5.). Kurz vor der Pause verzog der Bayern-Star den Ball aus kurzer Entfernung (42.). Insgesamt agierte die polnische Offensive ohne Ideen und Kreativität.

Und der Außenseiter erwies sich als unbequemer Auftaktgegner. Aus einer sicheren Defensive setzte die Tarkovic-Elf immer wieder Nadelstiche und ging früh in Führung. Der durch den früheren Nürnberger eingeleitete Treffer wurde aber von einer schlimmen Abwehrleistung der Polen begünstigt. Bartosz Bereszynski und Kamil Jozwiak ließen sich viel zu einfach ausspielen.

Dazu machte Schlussmann Szczesny beim Schuss von Mak auch noch die kurze Torwartecke auf. Der Ball prallte vom Pfosten an Szczesnys Arm und von da ins Tor. Es war das erste Eigentor eines Torhüters in der EM-Historie. Und für Szczesny ein weiterer bitterer Moment, nachdem er 2012 im Auftaktspiel die Rote Karte gesehen hatte.

Nach einer blutleeren Vorstellung im ersten Durchgang kamen die Polen nur 29 Sekunden nach Wiederanpfiff zum Ausgleich. Doch die Ampelkarte für Krychowiak - eine harte Entscheidung - sorgte für einen Bruch. Die Slowaken wurden wieder mutiger und kamen nach einer Ecke durch den unbedrängt stehenden Skriniar zum nicht unverdienten Siegtreffer. Die polnischen Schlussoffensive brachte nichts mehr ein.

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